bio innovation park Rheinland

Klimaneutrale Gewerbegebiete inRheinbach und Meckenheim möglich

Klimaneutrale Gewerbegebiete in
Rheinbach und Meckenheim möglich

Bei der Präsentation der Ergebnisse des bio innovation park Rheinland wurden die Weichen gestellt für klimaneutrale Gewerbegebiete in Rheinbach und Meckenheim. -JOST-

Rheinbach/Meckenheim. Unternehmen in Gewerbegebieten brauchen in der Regel viel Energie und produzieren dadurch eine große Menge des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid. Aber muss das sein? Kann sich ein Gewerbepark auch selbst mit regenerativer Energie versorgen und klimaneutral sein? Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Uni Bonn, genauer gesagt des Instituts für Geodäsie und Geoinformation sowie des Campus Klein-Altendorf, drei Jahre lang nach.

Wichtigstes Ergebnis ist die Gründung des „bio innovation park Rheinland“ vor drei Jahren, der Wissenschaft und Wirtschaft vernetzen und einen einzigartigen Kompetenz- und Präsentationsraum rund um die „grünen Technologien“ aufbauen soll. Er umfasst neben dem Campus Klein-Altendorf vor allem die geplanten Gewerbegebiete „Wolbersacker“ in Rheinbach und den Unternehmerpark „Kottenforst“ in Meckenheim. Die beiden im Planungsstadium befindlichen Gewerbegebiete sollen eine Vorreiterrolle übernehmen beim Bemühen, klimaneutrale Gewerbegebiete zu schaffen.

Zukunftsprojekt für

nachhaltige Entwicklung

Der bio innovation park Rheinland ist vor drei Jahren als Zukunftsprojekt für die nachhaltige Entwicklung und den Klimaschutz gestartet. Mittlerweile haben sich Wissenschaft, Unternehmen und Kommunen zu einem Verein zusammengeschlossen, der die Idee weiterführen soll. „Forschung, Entwicklung und Anwendung liegen in unmittelbarer Nähe zueinander und stehen in engem Erfahrungsaustausch“, so Projekt-Sprecher Dr. Domini Weiß von der Uni Bonn. Ziel sei es, durch den engen Kontakt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Innovationen zu fördern und den bio innovation park Rheinland regional und international zu profilieren.

„Das Ganze geschieht nicht im Elfenbeinturm, sondern vor Ort gemeinsam mit Unternehmen aus Meckenheim und Rheinbach sowie den Verwaltungen der beiden Kommunen“, so Weiß weiter. Das Ergebnis, das nun auf einer Abschlusskonferenz im Bonner Universitätsclub vorgestellt wurde, könne sich bundesweit sehen lassen und sei zudem auch noch übertragbar auf andere Regionen.

Abgestimmtes Ansiedlungs-

konzept ist wichtig

Zwei Stellschrauben untersuchten die Wissenschaftler auf der Suche nach klimaneutralen Gewerbegebieten: die Art, wie Flächen genutzt werden können und den Einsatz von bisher ungenutztem Restholz aus dem Obstbau für die Energieerzeugung vor Ort. „Wichtig ist ein in beiden Kommunen abgestimmtes Ansiedlungskonzept. Dadurch bekommt der bio innovation Park sein klimafreundliches Profil“, sagte Prof. Dr.-Ing. Theo Kötter vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn. Gemeinsam mit den Verwaltungen von Rheinbach und Meckenheim analysierten die Wissenschaftler den Gewerbeflächenbedarf und entwickelten 27 klima- und wirtschaftsbezogene Standortkriterien. Kötter: „Mit diesem Instrumentarium kann man Gewerbeflächen und ihre Potenziale bewerten - bezüglich ihrer wirtschaftlichen Eignung und ihrer Klimarelevanz.“ Das entwickelte Tool könne auch anderen Kommunen als Entscheidungshilfe dienen.

„Auch die Ergebnisse des zweiten Forschungsbereiches sind für vergleichbare Regionen im gesamten Bundesgebiet interessant“, ergänzte Prof. Dr. Ralf Pude, Leiter des Uni-Campus Klein-Altendorf. Obst- und Baumschulbetriebe in Meckenheim und Rheinbach seien befragt, Flächennutzungskarten analysiert und Daten ausgewertet worden. Ziel war es herauszufinden, wie viel Holz durch Schnitt und Rodung von Bäumen anfällt und bisher nicht genutzt wird. Denn dieses Abfallprodukt der Obst- und Baumschulbetriebe, aber auch der Landschaftspflege, könne sehr gut zur Energieerzeugung verwendet werden. Theoretisch kamen die Wissenschaftler so auf insgesamt 2941 Tonnen trockene Biomasse jährlich. Damit könnte eine Biomasseanlage bis zu vier Megawattstunden jährlich betrieben und bis zu 1655 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Acht Prozent der Haushalte in Meckenheim ließen sich so rein rechnerisch mit Wärme versorgen. Denn unmittelbar genutzt werden, so ergab die Analyse der Bonner Forscher, könne davon leider nur ein Bruchteil: Das Holz müsse getrocknet und aufbereitet werden, und auch nicht jedes Holz sei gleich gut für die Energieerzeugung geeignet.

Strom und Wärme aus

lokaler Biomasse

Dennoch lohne der Einsatz offensichtlich, so Pude weiter: „Besonders erfreulich ist, dass es nach den theoretischen Untersuchungen auch tatsächlich gelungen ist, einen Investor zu finden, der das neue Gewerbegebiet Wolbersacker mit Strom und Wärme aus lokaler Biomasse versorgen will.“ Das Unternehmen afs-Energie aus Bebra plane nämlich, dort ein Biomasse-Heizkraftwerk zu errichten, das den Gewerbepark mit Energie aus dem Restholz versorgen könne. Klimaschutz werde damit zu einem deutlichen Standortvorteil.

Auch über das Projektende hinaus soll die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Unternehmen vor Ort und den beiden Kommunalverwaltungen Früchte tragen. Der bio innovation park Rheinland soll in Zukunft auch in anderen Forschungsfragen Neuland betreten. Gesucht würden weitere Nutzungen für nachwachsende Rohstoffe, um im Sinne einer Kaskade die Verbrennung erst ganz ans Ende der Verwertungskette zu stellen. „Die Zukunft liegt im effizienten Umgang mit unseren Ressourcen“, so Pude.

Öffentlichkeit wird

weiterhin beteiligt

Und das soll nicht hinter verschlossenen Türen erfolgen, sondern unter Beteiligung der Öffentlichkeit. So haben die Wissenschaftler im Rahmen des Projektes dauerhafte Partnerschaften mit Schulen angebahnt. Mit Unterstützung des Wissenschaftsladen Bonn wurde eine Parksafari entwickelt, bei der das Potenzial des bio innovation park deutlich wird . Außerdem wurden Wissenschaftscafés veranstaltet, bei der Experten und Jugendliche auf Augenhöhe über ganz verschiedene Aspekte des Klimaschutzes diskutierten. Ziel: die Wissenschaftler selbst, aber auch die Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, welchen Beitrag sie selbst für den Klimaschutz leisten können - durch ihre Forschung, durch die Wahl ihrer beruflichen Tätigkeit und ihr Verhalten als Konsumenten.