Empirica-Institut präsentierte Ergebnisse einer Studie - spannende Podiumsdiskussion schloss sich an

Koblenz – einewachsende „Schwarmstadt“

Koblenz – eine
wachsende „Schwarmstadt“

(V.l.) Prof. Dr. Harald Simons, Empirica Institut Berlin, Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, OB Koblenz, Uwe Laue, Vizepräsident der DEBEKA, Christoph Schöll, Vors. Haus & Grund, Claus Hoffmann, Koblenz Touristik, und Prof. Dr. Nicole Hoffmann, Uni Koblenz-Landau diskutierten die Erkenntnisse der Studie und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen. H. Hünerfeld

Koblenz – eine
wachsende „Schwarmstadt“

Koblenz. Was kann man sich unter dem Begriff „Schwarmstadt“ vorstellen? Dieser Begriff ist der Studie des Empirica-Institut zu Folge an der Vogelwelt orientiert. „Vögel, die sich zusammen finden und an einem Ort ansässig werden. So ist dieser Begriff entstanden. Wobei hier keine Vögel gemeint sind, sondern Menschen, die sich an einem Ort für lange Zeit wohlfühlen. So ein Ort ist laut einer Studie Koblenz mittlerweile geworden. In einem bundesweiten Vergleich der jungen Schwarmstädte liegt Koblenz mittlerweile auf Platz 24, gleichauf etwa mit Trier oder auch Bonn“.

Die Ergebnisse dieser Studie stellte Prof. Dr. Harald Simons, Vorstand der durchführenden empirica ag, am vergangenen Donnerstag bei der IHK Koblenz vor.

Koblenz ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Von 108.000 Einwohnern im Jahre 2011 bis zum heutigen Zeitraum 2017 ist Koblenz auf 113.000 Einwohner angewachsen. Die Stadt profitiert von Wanderungsüberschüssen junger Menschen zwischen 18 und 35 Jahren, die zum Studieren und Arbeiten in die Stadt kommen.

Durch ein sehr großes Einzugsgebiet mit ca. 300.000 Menschen, wirkt die Stadt deutlich größer, was sich an der Lebendigkeit in der Koblenzer Innenstadt bemerkbar macht. Das Koblenz auf Platz 24 der jungen „Schwarmstädte“ bundesweit liegt, hängt mit dem kontinuierlichen Hochschulausbau zusammen, der sehr viele Studienanfänger in den letzten Jahren angezogen hat. Mit diesem Ausbau ist es gelungen, Koblenz auch als Wohnort von Studenten zu etablieren. Zitat der Studie: „Nach Einschätzung von Koblenzer Akteuren wohnen heute anteilig mehr Studierende in der Stadt als noch vor einigen Jahren - ein klares Indiz für die Attraktivität von Koblenz“.

Koblenzer Unternehmen

genießen ein hohes Ansehen

Neben den Hochschulen, die bereits erwähnt wurden, liegt die Attraktivität der Schwarmstadt aber auch in der Qualität Koblenzer Unternehmen, wie z.B. aus den Fachbereichen Informatik und Ingenieurwissenschaften, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus ein hohes Ansehen genießen. Das wiederum zieht Berufsanfänger nach Koblenz, stärkt dadurch wiederum das Arbeitsplatzwachstum. Schwarmstädte gewinnen mehr Beschäftigte am Wohnort hinzu als Arbeitsplätze entstehen. In Koblenz wuchs die Zahl der am Wohnort lebenden Beschäftigten zwischen 2008 und 2015 um mehr als das doppelte so stark wie die Zahl der Arbeitsplätze. Dies geht aus dieser Studie ebenfalls hervor.

Was die Anziehungskraft für Koblenz als Schwarmstadt entscheidend geprägt hat, war die Durchführung der Buga 2011, die ganze Arbeit geleistet hat. Das gesamte Erscheinungsbild der Stadt wurde enorm verbessert. Durch die Anbindung des rechten Rheinufers mit der Seilbahn zur Festung Ehrenbreitstein wurde ein neues Verkehrsleitsystem auf den Weg gebracht.

Trotz der fehlenden Viertel in Koblenz, in denen gewohnt und ausgegangen wird, besteht in Koblenz eine wunderbare Kombination zwischen Altstadt und der direkt anschließenden südlichen Vorstadt. Während es in der Altstadt eine ganze Reihe von Plätzen gibt, die abends und an den Wochenenden Anlaufpunkte für junge Menschen sind, besteht mit der südlichen Vorstadt gerade für junge Menschen eine urbane Dichte mit der Mischung aus gründerzeitlichen Gebäuden ein attraktives Erscheinungsbild.

Lebendige,

kreative Szene

Ferner ist in Koblenz die kreative Szene in den letzten Jahren stark angestiegen. Hierfür steht als bestes Beispiel Ehrenbreitstein, welches sich mit seiner freien Künstlerszene mit Atelier und einem kleinen wunderbaren Theater einen Namen gemacht hat. Mit der Buga wurden auch Möglichkeiten geschaffen, größere Veranstaltungen auf entsprechenden Flächen durchzuführen.

Koblenz hat alles, was eine Schwarmstadt benötigt und damit das Niveau erhalten bleibt, sollten alle bereits vorhandenen Aktivitäten fortgeführt werden. Hierzu zählt vor allem die qualitative Weiterentwicklung der Hochschulen, mit eventuellen erweiterten Studiengängen in Medizin oder auch in Jura, sowie weitere Angebote an der Schnittstelle von Studium und Berufsausbildung zu entwickeln, um das zukünftig knapper werdende Fachkräftepersonal an Unternehmen und damit auch an Koblenz zu binden. Initiativen wie der „IT-Standort Koblenz“ sind bereits der richtige Ansatz.

Obwohl Koblenz häufig als „verschlafen“, „in die Jahre gekommen“ und als „Militärstadt“ wahrgenommen wurde, erschließt sich erstmaligen Besuchern ein angenehmes Erscheinungsbild mit einem gewissen Flair und einer ebenso überraschenden Lebendigkeit.

Der gesamten positiven Entwicklung steht aber eine autogerechte Stadt, in der das Leben in den Zwischenräumen stattfindet, entgegen (Autobahnähnlicher Ausbau von Europabrücke zum Friedrich-Ebert-Ring). Hier wäre eine Ausdehnung der Koblenzer Innenstadt notwendig, um so letztlich auch die Schwarmstadt auszuweiten. Eine solche Ausdehnung ist aber nur durch einen Rückbau der trennenden Verkehrswege möglich. Dies ist natürlich mit starken Widerständen verbunden, und die damit einhergehende Umsetzung würde enorme Kosten mit sich bringen.

Durch die räumliche Ausweitung der Innenstadt würden sich jedoch völlig neue Möglichkeiten ergeben, wobei die westlich und südwestlich der Altstadt gelegenen Viertel Rauental und Goldgrube, als Erweiterung der Koblenzer Innenstadt, sich anbieten.

Koblenz, die einzige Stadt an Rhein und Mosel, bietet den hier lebenden Menschen sowie den Touristen nicht nur das Deutsche Eck und die Festung Ehrenbreitstein, sondern auch auf seinen Plätzen in der Altstadt ein gewisses mediterrane Flair.

Die Buga war ein absoluter Höhepunkt, in dem das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung der Stadt nach innen und nach außen getragen wurde. Die Lebendigkeit und die Vielfalt müssen deshalb erhalten bleiben und ausgebaut werden, nur so kann der Status als Schwarmstadt gehalten werden.