„Bistum Trier will Pfarreien auflösen“

Rückzug der Kirche aus der Fläche

Zu unseren Zeiten, da allüberall immer mehr Menschen ihre Kirchenzugehörigkeit aufgeben, fragt offenbar niemand, welchen Grund es für die massenhaften Kirchenaustritte geben könnte. Eine Ursache könnte dieser sein: „Glaube ist Privatsache“ - war lange Zeit die Überzeugung vieler unserer Mitbürger. Dem widerspreche ich auf das Schärfste: Unser Glaube ist nicht „Privatsache“ sondern Teil unserer kulturellen Herkunft, unserer erethischen Einstellung, unseres Lebens. Wenn wir eines von den Muslimen in unserem Land lernen können, so ist es, den Glauben durch unser Auftreten in der Öffentlichkeit kenntlich zu machen. Geeignet ist dafür z.B. unsere Kleidung oder auch Schmuck. Aus diesem Grund, Glauben öffentlich zu machen, trage ich das Kreuz Jesu an einer Kette um den Hals. Ein anderer Grund mag auch in den unzeitgemäßen Regelungen für die Lebensweise der öffentlichen Kirchenvertreter vor Ort, den Pfarrern. Was soll im 21. Jahrhundert noch das Eheverbot für Priester? Der Zölibat wurde im finstersten Mittelalter zum Grundsatz priesterlichen Lebens. Er war zu dieser Zeit revolutionär: Mit seiner Hilfe konnte man die Unsitte ausmerzen, dass kirchliche Ämter an die eigenen Nachfahren vererbt wurden. Heute will die Synode nach dem einige Jahre zurückliegenden Kahlschlag in den Ortsgemeinden die 172 verbliebenen Pfarreien und Pfarrgemeinschaften auflösen. Statt dessen sollen - je nach Vorschlag - 45 bis 60 „Pastorale Räume“ mit jeweils einem „Geistlichen Zentrum“ geschaffen werden. Im Herbst dieses Jahres will das Bistum entscheiden, welche Gotteshäuser aufgegeben und welche erhalten werden. Ich halte dies für den falschen Weg, den Problemen der Gegenwart zu begegnen: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss Berg zum zum Propheten gehen! Dieses Wort würde ich gerne unserem Bischof in Trier und der Synode ins Tagebuch schreiben. Ein Beispiel: Noch in den 1960er Jahren besuchte der örtliche Pfarrer zwei bis drei Mal im Jahr unsere Familie. Bei diesem Seelsorger fühlten wir uns gut aufgehoben. Also besuchten wir auch öfters die Gottesdienste in unserer Kirche. Seit 1982 lebe ich in Neuwied. In diesen 45 Jahren habe ich noch nicht einen Besuch unseres Pfarrers erlebt. Noch einmal: Keinen! Mein Alternativrezept: Nicht Rückzug aus der Fläche, sondern offensiv an die Öffentlichkeit gehen und unseren Glauben erkennbar machen.

Hans Bachus, Neuwied