Bürgermeister-Wahl in Rengsdorf-Waldbreitbach: Sonntags-Krimi mit Fortsetzung:

Stichwahl zwischenBreithausen und Robenek erforderlich

Stichwahl zwischen
Breithausen und Robenek erforderlich

Christian Robenek (rechts, neben seiner Ehefrau) hat sein Ziel erreicht, es kommt zu einer Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters in der Verbandsgemeinde Rengsdorf. Die Grünen-Kandidatin Esther Bender (links) wird dann nicht mehr ins Rennen gehen. Fotos: KER

Stichwahl zwischen
Breithausen und Robenek erforderlich

Bürgermeister Breithausen verfolgte zusammen mit Mitarbeitern der Verwaltung am Sonntagabend den Wahlkrimi in Rengsdorf. Mit 48,36 Prozent verfehlte er den Wahlsieg in schon in der ersten Runde nur knapp.

Rengsdorf/Waldbreitbach. Dieser Sonntagabend-Krimi hieß nicht „Tatort“ sondern „50 Prozent“. Er spielte in den Räumen der Rengsdorfer Verbandsgemeinde-Verwaltung, wo die drei Bürgermeisterkandidaten Hans-Werner Breithausen (SPD), Christian Robenek (CDU) und Esther Bender (Grüne) gebannt vor den Bildschirmen sitzen und die aus den Wahllokalen eingehenden Ergebnisse studieren. Lange liegt Breithausen mit knapp über 50 Prozent eine Nasenspitze voraus. Die absolute Mehrheit braucht einer der drei Bewerber, damit es zu einer Entscheidung kommt. Andernfalls ist drei Wochen später eine Stichwahl nötig. Mit jedem eingehenden Ergebnis steigt die Spannung. Wird Hans-Werner Breithausen den Durchmarsch im ersten Wahlgang schaffen? Oder überholt ihn sein Kontrahent Christian Robenek im Endspurt?

Um 20.20 Uhr sagt der noch amtierende Bürgermeister der künftigen Groß-Verbandsgemeinde Rengsdorf - Waldbreitbach zu BLICK aktuell: „Die Ergebnisse laufen schleppend ein. Momentan liege ich bei 56 Prozent. Das sieht eigentlich ganz gut aus. Man muss natürlich immer schauen, wie viele Stimmen sind das, die jetzt schon da sind? Vom Wiedtal fehlen noch die großen Gemeinden außer Datzeroth. Der Tag heute ist eigentlich gut angelaufen. Es gab nichts Außergewöhnliches. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich zuversichtlich, dass ich die Wahl gewinnen kann. In Straßenhaus hatte ich zum Beispiel ein sehr ordentliches Ergebnis. Man muss allerdings abwarten, wie die großen Gemeinden im Wiedtal sich verhalten. Die Mitbewerberin der Grünen kommt im Schnitt auf 8 bis 10 Prozent. Das sind natürlich auch noch mal Stimmen, die weg sind. Mein Ergebnis in Thalhausen hat mich gefreut, dass ich dort über 60 Prozent liege. In meiner Heimatgemeinde Oberraden habe ich ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis erzielt.“

Die zu erwartende Umlage-Steigerung zur Mitfinanzierung der neuen Partnergemeinden aus der ehemaligen VG Waldbreitbach und die Zukunft des Wiedtalbades waren Themen, die in der Vorwahlzeit immer wieder an den Kandidaten Hans-Werner Breithausen herangetragen wurden.

Für die Orte der alten VG Rengsdorf wird die Fusion mit Waldbreitbach erst einmal Geld kosten. Hans-Werner Breithausen zu BLICK aktuell: „Da müssen einige Hausaufgaben noch gemacht werden. Ich habe den Leuten keine Versprechungen gemacht, vieles muss noch geklärt werden. Klar, dass Schwimmbad ist wichtig für den Kinder- und Jugendbereich und den Tourismus mit der Gesundheits- und Freizeitregion. Aber man muss auch genau schauen, wie sehen die Werte aus, was kommt unterm Strich raus. Eine Sanierung des Bades ist ganz außen vor, es muss neu gebaut werden. Ein gut funktionierendes Freibad haben wir in Rengsdorf, da kann ich mir ein Hallenbad vielleicht mit einem kleinen Außenbecken in Waldbreitbach als Ergänzung gut vorstellen. Ein anderes Thema ist die ÖPNV-Anbindung zwischen Rengsdorf und Waldbreitbach.“

Die vergangenen Wochen mit dem Wahlkampf waren anstrengend für den Bürgermeisterkandidaten. Er sagt: „Wir haben die Strukturen für die Fusion fix und fertig vorbereitet. Die EDV ist angebunden. Die ersten Mitarbeiter aus dem Wiedtal ziehen in drei Wochen schon hier zu uns nach Rengsdorf. All diese Vorbereitungen kamen zu dem normalen Tagesgeschäft und dem Wahlkampf noch hinzu. An den meisten Tagen habe ich schon zwölf Stunden und mehr gearbeitet. Abends waren Sitzungen und an den Wochenenden standen Termine an.“

Gegen 22 Uhr am Sonntagabend war der Krimi dann beendet und es stand fest: Mit 48,36 Prozent hatte Hans-Werner Breithausen die absolute Mehrheit knapp verfehlt und wird am 15. Oktober noch einmal zur Stichwahl antreten müssen.

41,41 Prozent

für Christian Robenek

Christian Robenek, sein aussichtsreichster Herausforderer kam im vorläufigen Endergebnis auf 41,41 Prozent der Wählerstimmen, die Dritte im Bunde, Esther Bender musste sich mit 10,23 Prozent zufriedengeben.

Am Abend, bevor das Endergebnis feststand, hatte Christian Robenek zu BLICK aktuell gesagt: „Die Wahl ist für mich noch ganz schwer zu beurteilen, weil noch nicht 50 Prozent der Wählerstimmen ausgezählt sind. Zurzeit liegt Hans-Werner Breithausen mit 51 Prozent vorne. Das heißt, zum jetzigen Zeitpunkt würde es zu keiner Stichwahl kommen. Aber einige große Orte sind noch nicht ausgezählt, deshalb kann sich das ganze noch in eine andere Richtung bewegen. Das Hauptthema, auf das ich von den Wählern in den letzten Wochen angesprochen wurde, war das Thema Bundespolitik und Rente. Es gibt eine ernst zu nehmende Angst vor Altersarmut. Auf Verbandsgemeinde - Ebene war das nicht das große Thema. Hier macht man sich eher Gedanken über die Kosten, die auf die einzelnen Ortsgemeinden zukommen durch die Zusammenlegung der beiden Verbandsgemeinden. Aber die Kritik an der Politik der Großen Koalition in Berlin war eigentlich das beherrschende Thema. Das zeigt ja auch das Ergebnis der Bundestagswahl. “

Auch für Christian Robenek geht der Alltag nach der Wahl schnell wieder weiter. Nach einem einzigen weiteren Urlaubstag tritt er am Dienstag wieder seinen Dienst bei der Polizei und das Ehrenamt als Ortsbürgermeister von Rengsdorf an. Und gleichzeitig muss er sich auf die Stichwahl zum Verbandsbürgermeister am 15. Oktober vorbereiten.

Das muss Esther Bender nicht tun, denn sie wird bei der Stichwahl nicht mehr dabei sein. Wie groß ihre Hoffnung war, tatsächlich gegen einen der beiden Mitbewerber um das Amt des VG-Bürgermeisters überlegen sein zu können, lässt sie offen. Fest steht aber, dass sie gekämpft hat, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erreichen: „Meine Motivation war es, auch auf kommunaler Ebene eine Alternative zur Großen Koalition anzubieten. Ich glaube, es ist wichtig, da auf andere Inhalte zu setzen. Ein wichtiges Thema ist natürlich die Infrastruktur und der öffentliche Nahverkehr, Freizeit- und Sporteinrichtungen und dass solche Dinge gut unterhalten werden. Dazu gehört natürlich auch das Wiedtalbad. Mir fällt immer wieder auf, wie sehr man doch hier in der Region auf das Auto angewiesen ist. Ich glaube, da muss für die Zukunft auch eine Alternative her durch den öffentlichen Nahverkehr oder Bürgertaxis. Ich glaube nicht, dass eine nur auf Automobilität ausgerichtete Gemeinde zukunftsfähig ist.“

„Wenn man antritt, tritt man auch mit der Motivation an, gewählt zu werden.“

Im Anbetracht des Wahlverhaltens der Bürger in den letzten Jahren waren Esther Benders Hoffnungen auf einen Gewinn der Bürgermeisterwahl nicht allzu hoch, sagt sie. Aber: „Wenn man antritt, tritt man auch mit der Motivation an, gewählt zu werden. Wenn dabei zehn Prozent rauskommen, ist das ein Ergebnis, was, glaube ich, viele erwartet haben und was realistisch ist. Politisch tätig war ich bisher im Studentenparlament in Hamburg als Asta-Vorsitzende und im Finanzreferat der Universität dort. Natürlich will ich auch hier unabhängig vom Ausgang der Bürgermeisterwahl politisch aktiv sein und werde das auch in Zukunft machen.“

Das beste Ergebnis hat Hans-Werner Breithausen in Oberraden mit 72 Prozent und Christian Robenek in Waldbreitbach mit 57 Prozent. Esther Bender kam auf ihr bestes Ergebnis in Rüscheid mit 13 Prozent. Ein Ergebnis der Verbandsgemeinderatswahlen für Rengsdorf - Waldbreitbach lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.