Karneval in Neuwied: Vereinsauflösungen und Veranstaltungsausfälle häufen sich

Verstummen die Narren in der Innenstadt?

Neuwied. Ohne Maske und Schminke würde man vor den Sorgenfalten der Karnevalisten in der Innenstadt erschrecken. Während es in den vielen Stadtteilen rund läuft, läuft in der City immer weniger. Im Schärjer-Karneval hakt es an allen Ecken und Enden. Nach dem Ende der KG Blau-Weiß Neuwied vor einigen Jahren, reihen sich die Einstellung der Aktivitäten oder gar Vereinsauflösungen nahtlos aneinander.

Aus dem Blickfeld verschwunden sind die KG Schwarz-Weiß-Gold, die Buchfinken und die KG Blau-Gelb Alt Heddesdorf. Die Neuwieder Prinzengarde aus der 1. Großen Neuwieder KG begleitet schon lange keine Prinzen mehr durch die Session.

Alle genannten Vereine führten bis vor wenigen Jahren noch Saalverstaltungen oder Manöverbälle durch. Heute fehlen die Veranstaltungen im Kalender. Als Bühne für die Aktiven aus anderen Vereinen aber auch als Aushängeschilder und Werbung für den Karneval.

Dass in Anbetracht von immer weniger Vereinen und Aktiven der Rosenmontagsumzug langsam aber über die Jahre kontinuierlich schrumpft, ist eine bedauernswerte Folge.

Im Rosenmontagsumzug fehlen aber nicht nur die im Verein organisierten Narren. Lose organisierte Gruppen wie Stammtische oder Freundeskreise sind ebenfalls verschwunden. Und mit ihnen die wenigen Karnevalswagen, die einst im Eigenbau entstanden.

Die unsägliche Diskussion um eine Wagenbauhalle und der Wegfall einstiger Werks- und Lagerhallen haben dafür gesorgt, dass Narrenschiffe zur Seltenheit geworden sind. Wenn eine der verbliebenden Karnevalsgesellschaften noch die finanziellen Mittel hat, wird anderenorts ein Karnevalswagen gekauft oder geliehen.

Aber strengere Auflagen und Kosten für die begleitenden Sicherheitsleute, haben auch diese Option für viele Korporationen zunichte gemacht. Und jetzt auch noch das: Für Schwerdonnerstag und Rosenmontag haben die kommerziellen Veranstalter die Großveranstaltungen im Heimathaus abgesagt. Nach Jahrzehnten stellt die Stadt Neuwied erstmals den traditionellen Sprudelball ein.

Die Privatveranstalter und das Jugendamt haben das gleiche Problem: Durch sinkende Besucherzahlen ist die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben. Apropos Schwerdonnerstag: Möhnen wie sie einst in großer Schar durch die City zogen, sind heute zur Ausnahmeerscheinung geworden. Eine gemeinsame Veranstaltung aller Vereine (City Möhnen) im Heimathaus gibt es, man denkt es sich, ebenfalls nicht mehr. Wie also geht es weiter?

Optimistisch gestimmte Beobachter sagen, es habe durch diverse Aufspaltungen ohnehin zu viele Vereine in der Stadt gegeben.

Wenn sich die Aktiven nun auf weniger Vereine verteilen, wäre das ja gut. Ist aber leider nicht so. Nachwuchs in nennenswerter Anzahl gibt es nur bei der Ehrengarde. Über die Gründe des Abwärtstrends lässt sich sicher viel spekulieren.

Die Bevölkerungsstruktur in der Innenstadt hat sich verändert. Zugezogene aus anderen Kulturen können mit dem rheinischen Brauchtum nichts anfangen. Warum der Rosenmontagsumzug trotz der immer kleineren Beteiligung stundenlang eine Mordsstrecke durch größtenteils unbemannte Straßen marschiert, bleibt ein Rätsel. Wesentlich erfreulicher sieht es im benachbarten Heddesdorf aus. Ob Bürgerverein, Ringnarren oder Husaren.

Bei allen Vereinen gibt es zahlreiche Aktive, viel Nachwuchs und jede Menge Kümmerer. Erfreulich ist auch das Engagement des Festausschusses der Stadt Neuwied.

Auf neuen Wegen wurde für den Kinderkarneval im neuem Gewand geworben. Bleibt, die Daumen zu drücken, dass diese Arbeit Früchte trägt, so dass der Neuwieder Karneval in Zukunft nicht nur noch in den Stadtteilen stattfindet.