FDP Koblenz: Warten auf BAMF

„Zum Nichtstun verdammt“

„Zum Nichtstun verdammt“

Rüdiger Neitzel mit den beiden syrischen Flüchtlingen Hussin Shaban und Ayhm Allugi. Privat

Koblenz. Elf Monate leben Hussin Shaban (24) und Ayhm Allugi (38) nun schon in Deutschland. Im September des vergangenen Jahres kamen sie aus Syrien über die Türkei und Griechenland zu uns – und müssen hier ihre Zeit im Wesentlichen mit Warten verbringen.

Beide sind dankbar für die freundliche Aufnahme, viele Menschen haben ihnen seit ihrer Ankunft in Koblenz geholfen. Sie wohnen als Wohngemeinschaft in Rübenach, durch eine Initiative der Kirche haben sie günstig gute Fahrräder kaufen können. Die türkische Gemeinde rund um die Moschee in Lützel hat sie aufgenommen, wenngleich die Gebetszeiten sich auf eine Stunde in der Woche beschränken – weil dort vielen Flüchtlingen geholfen wird.

Und beide wollen sich endlich beteiligen: Arbeiten, sich nützlich machen, den eigenen Lebensunterhalt selbst verdienen. Offiziell dürfen sie nach drei Monaten in Deutschland eine Beschäftigung aufnehmen, eine große Hürde aber bleibt die Sprache. Die Sprach- und Integrationskurse wiederum hängen von der Entscheidung des BAMF ebenso ab wie die Bewilligung ihres Antrags auf Asyl. Also lernen sie gegenwärtig zweimal wöchentlich deutsch mit ehrenamtlichen Helfern wie Rüdiger Neitzel.

„Die Situation für die jungen Leute ist unerträglich“, so Neitzel, „sie werden zum Nichtstun verdammt, obwohl sie arbeiten wollen und ganz konkrete Pläne haben“.

Hussin Shaban aus Aleppo möchte Krankenpfleger werden und deshalb möglichst schnell gut deutsch sprechen. Ahym Allugi, der in seiner Heimat im Norden Syriens Verwaltungsangestellter war, würde hier gerne als Friseur arbeiten. Er sehnt sich danach, seine Familie ins sichere Deutschland zu holen. Seine Frau und seine beiden vier- und sechs Jahre alten Kinder leben derzeit in einer Stadt im Norden Syriens.

Weil die Entscheidungen des BAMF weiter ausstehen, kann es für die beiden insgesamt nur schwer vorangehen. Die jungen Männer sind, wie etwa 200 weitere Syrer, die in und um Koblenz leben und auf ihre Entscheidung warten, zunehmend frustriert und verzweifelt. Ayhm Allugi hat deshalb mit Unterstützung durch die AWO Klage wegen Untätigkeit eingereicht. Sie hat Aussicht auf Erfolg, wird an der Situation des Klägers aber kaum etwas ändern, wahrscheinlich nur die Gerichte zusätzlich beschäftigen.

Dies zeigt, wie wichtig es ist, den Antragsstau bei der BAMF endlich aufzulösen. Die FDP Koblenz schlägt daher vor, kurzfristig geeignete pensionierte Beamte zu bitten, sich gegen entsprechendes Entgelt an dieser Stelle einzubringen, damit diese Entscheidungen endlich schneller gefällt werden können, und zwar, ohne weitere Stellen schaffen zu müssen. Besonders gilt das für die „einfachen Fallgruppen“, also Anträge syrischer Flüchtlinge. Eine drei- bis fünfwöchige Schulung, wie sie zuletzt die zusätzlich eingestellten „Entscheider“ durchlaufen haben, sollte zu organisieren sein.

Eines ist sicher: „Wir schaffen das“ nur dann, wenn endlich effektive politische Maßnahmen ergriffen werden, sodass Hussin Shaban, Ayhm Allugi und alle anderen Flüchtlinge ganz bei uns ankommen können. Neben dem BAMF sind hier auch ausbildende Handwerksbetriebe und gerade die Pflegebranche angesprochen - für sie ist diese Situation eine besondere Chance.

Pressemitteilung

der FDP Koblenz