7:3 gegen Lauterbach: Sting-Tor bricht den Bann

Der Ketchupflaschen-Effekt

Der Ketchupflaschen-Effekt

Vollversammlung vor Tim Marco Stenger:Mit vereinten Kräften halten die Lauterbacher indieser Situation die Bären auf Distanz. Sieben Malgelang ihnen das am Freitagabend nicht.EHC Neuwied

Neuwied. Als sich die Spieler zur Auszeichnung der Besten des Abends an den blauen Linien aufstellten, ließ sich Thomas von Euw auf der Bank nieder und musste die 60 Minuten zuerst einmal sacken lassen. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison hatten seine Lauterbacher Luchse ihrem Gegner das Leben sehr schwer gemacht, sich als unangenehmer Gegner erwiesen und lange Zeit sogar Punkte in Reichweite gehabt, am Ende stand für die Hessen jedoch die nächste Niederlage. Gegen den EHC „Die Bären“ 2016 kann das in der Eishockey-Regionalliga West in diesen Wochen schon einmal passieren.

Die Neuwieder hatten es vor heimischer Kulisse mit einem unangenehmen Gegner zu tun, feierten im vierten Saisonspiel beim 7:3 trotzdem den vierten glatten Sieg. „Neuwied war bislang unser stärkster Gegner“, urteilte der Schweizer Trainer der Vogelsberger „Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass wir das letzte Drittel besser spielen. Leider haben wir uns individuelle Fehler geleistet.“ Den Ketchupflaschen-Effekt kann es auch auf dem Eis geben.

Zunächst kam für die Bären lange Zeit nichts raus bei Chancen von Marco Herbel, Sven Schlicht und Moritz Schug ab der zehnten Minute, aber als später in der 27. Minute ein Anfang gemerkt war, fluppte es. „Die Lauterbacher haben es vor allem im ersten Drittel gut gemacht und ihr Tor stark verteidigt“, merkte EHC-Trainer Jens Hergt an. Deshalb und wegen Jens Feuerfeils Schuss in die Maschen (3.) liefen die Bären erstmals in dieser Punktrunde eingangs einem Rückstand hinterher. In der Pause gab Hergt die Devise aus, den Puck wann immer es geht, aufs Tor zu bringen. Tim Marco Stenger im Luchse-Kasten stand nun unter Dauerbeschuss, der Ausgleich war nur eine Frage der Zeit. „Wir müssen ein Tor erzwingen“, hatte der EHC-Coach gefordert. Seine Jungs setzten es um. Philipp Dieser zog ab, René Sting fälschte ab, und Stenger hatte keine Abwehrchance (27.).

Die Gastgeber drückten jetzt aufs Gaspedal, drängten, bekamen in der in der 28. Minute aber drei Zeitstrafen auferlegt, und in doppelter Überzahl nutzte Marko Sakic die Gunst der Stunde zum 1:2 (29.). „Leider hat der Schiedsrichter irgendwann begonnen, seine eigene Show zu veranstalten“, konnte sich nicht nur Jens Hergt mit der einen oder anderen Entscheidung von Marc Stromberg nicht anfreunden. Neuwied hielt in dieser brenzligen Phase mit nur einem Gegentor den Schaden im Rahmen. Als die Schlicht-Zwillinge ihre Strafen abgesessen hatten und wieder fünf Neuwieder Feldspieler auf dem Eis standen, übernahmen die Bären erneut das Kommando. Das Erfolgsrezept des 1:1 hatte auch in der 33. Minute durchschlagenden Erfolg. Karl Neubert schoss von der blauen Linie, diesmal brachte Willi Hamann noch die Kelle an die Scheibe und lenkte sie erfolgreich ins Netz ab. Das Scheibenschießen auf Stenger setzte sich fort, teilweise herrschte großes Tohuwabohu im Lauterbacher Torraum, und 0,3 Sekunden vor der zweiten Drittelpause ging das Heimteam zum ersten Mal an diesem Abend in Führung. Deion Müller traf zum umjubelten 3:2. Punktlandung.

Läuferische Vorteile beim EHC

Auf das späte Tor im Mittel- folgte ein schnelles im Schlussdrittel. Moritz Schug erhöhte auf 4:2 (41.) und spätestens nach Martin Brabec‘ Nachschusstreffer zum 5:2 (50.) schien die Messe gelesen zu sein. Neuwied verlor nun aber kurzzeitig den Fokus, spielte nicht mehr so druckvoll nach vorne. Der kroatische Nationalspieler Sakic erwischte Lukas Schaffrath mehr oder weniger aus heiterem Himmel im kurzen Eck (51.) – Lauterbach witterte wieder Morgenluft, zumal wenig später binnen 13 Sekunden Dennis und Sven Schlicht aufs Sünderbänkchen mussten. Im 3:5-Kräfteverhältnis schärften die Bären die Sinne und beruhigten mit starkem Penaltykilling die Nerven von Fans und Trainer. Dass das Ergebnis in der Endphase deutlich wurde, lag an einer Entwicklung, auf die Hergt gesetzt hatte: „Ich konnte mir denken, dass wir irgendwann läuferische Vorteile haben würden.“ Der EHC trat nämlich zum ersten Mal in dieser Saison mit voller Kapelle von vier kompletten Reihen an, während die Hessen nur 14 Feldspieler aufs Eis brachten. Deshalb überraschte es nicht, dass die Luchse in den letzten Minuten bei den Gegenstößen der Deichstädter nicht mehr schnell genug hinterherkamen. Moritz Schug, Neuwieds Top-Spieler des Abends, und Deion Müller schlossen mit trockenen Handgelenkschüssen unter die Latte zum 6:3 (58.) und 7:3 (59.) ab. „Wir haben uns lange Zeit schwergetan, aber am Ende freuen wir uns alle über einen weiteren Sieg und drei weitere Punkte“, schilderte Hergt seine Gefühlslage.