Tennis-Rheinlandmeisterschaften in Koblenz

Die Hassans gaben nur ein Spiel ab

Die Hassans gaben nur ein Spiel ab

TVR-Präsident Ulrich Klaus (links) und Schatzmeister Wolfgang Jung (rechts) freuten sich mit den beiden Herren-Finalisten über ein schönes Turnier, das trotz der nicht immer optimalen Wetterbedingungen reibungslos über die Bühne ging. Stolzer Sieger: Benjamin Hassan (TC Neuwied, Zweiter von links), sein Kontrahent Timo Kiesslich (TC Diez) war im Finale chancenlos. Tennisverband Rheinland

Die Hassans gaben nur ein Spiel ab

Rheinland-Meisterin der Damen wurde erstmals die gebürtige Indonesierin Villa Daniella Wagenknecht vom TC Oberwerth Koblenz.

Koblenz. Klare Sache für die Hassans: Sohn Benjamin vom TC Neuwied verpasste Timo Kiesslich (TC Höhr-Grenzhausen) im Endspiel der Tennis-Rheinlandmeisterschaften eine Doppelnull, zuvor hatte Vater Zaki in der Klasse M55 Kiesslich senior einen einzigen Final-Spielpunkt erlaubt. Enger ging es in der Damen-Sonderklasse zu, mit letzter Kraft erkämpfte sich Villa Daniella Wagenknecht (TC Oberwerth) mit einem 6:3, 0:6, 10:8 gegen Lena Lauderbach (TC Laudert) ihren ersten Rheinlandtitel.

Eine einzigartige Erfolgsserie

Wenn es eine derartige Serie in der Geschichte des Tennisverbandes Rheinland (TVR) schon einmal gab, dann ist es lange her. „In 23 Jahren Amtszeit kann ich mich an so etwas nicht erinnern“, meinte TVR-Präsident Ulrich Klaus, und auch für Verbandsgeschäftsführer Lothar Markus, „seit fast 30 Jahren dabei“, ist das einmalig: Der ununterbrochene Siegeszug von Benjamin Hassan begann 2013 mit dem ersten Titelgewinn und wird voraussichtlich mit der fünften Meisterschaft in Serie nicht beendet sein. Denn zu deutlich war die Dominanz des 22-jährigen Neuwieders, der während des gesamten Turniers in fünf Begegnungen ganze elf Spiele verlor und beim Finale in einer knappen Dreiviertelstunde, so die Schätzung von Stuhlschiedsrichter Hans Molitor, seinen Gegner mit 6:0, 6:0 abfertigte. „Für die Zuschauer sind enge Spiele natürlich interessanter“, weiß Ulrich Klaus, aber Hassan wollte das Risiko nicht eingehen, der Spannung oder der Kosmetik zuliebe ein Spiel abzugeben. „Tennis ist ein verrückter Sport“, erklärte er, „wenn man mal ein Spiel abschenkt, kann leicht das ganze Match kippen.“

Kiesslichs harter Weg ins Finale

Kontrahent Timo Kiesslich, seit vier Monaten College-Student im Fach Wirtschaft in der Nähe von Kansas City, hatte den wesentlich beschwerlicheren Weg ins Finale mit zwei Match-Tiebreaks gegen Christof Brenner im Viertelfinale (10:8) und in der Vorschlussrunde beim 10:5 gegen den Bad Emser Dennis Gilberg. „Ich habe diese beiden langen Matches in den Beinen gespürt“, meinte er. Der verkürzte Entscheidungssatz im Halbfinale war bei Kiesslichs 7:0-Führung schon so gut wie entschieden. „Das war kein Tennis, was ich hier gespielt habe“, zeigte sich Gilberg unzufrieden. Seine Erklärung. „Ich gebe viele Trainingsstunden und kann deshalb selbst nicht viel trainieren. Zudem fehlt es derzeit an Sicherheit und Selbstbewusstsein.“ Im Finale der A-Klasse hatte der Südafrikaner Andrew Freel (ASG Altenkirchen) beim 6:0, 6:2 keine Probleme mit Dennis Berleth (TC Oberwerth).

Timo Kiesslichs Sieg am Vormittag des Finaltags hätte Vater Thomas (TC Diez) gern miterlebt, aber da musste er im Endspiel gegen Zaki Hassan (TC Neuwied) antreten und verlor mit 1:6, 0:6. „Ich war mit den Gedanken woanders“, meinte er. „Wir wollten einen Tag früher spielen, aber das ging aus organisatorischen Gründen nicht.“ Für Zaki Hassan war es, bei einer Unterbrechung 2015, das vierte Mal, das er am gleichen Tag wie sein Sohn Rheinlandmeister wurde. Benjamin Hassan hat nun die erfolgreiche Titelverteidigung bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften auf dem Programm, anschließend strebt die Nummer 79 der DTB-Rangliste den Sprung unter die 1000er-Marke in der Weltrangliste an.

In der Weltrangliste der Damen hätte sich die neue Rheinlandmeisterin Wagenknecht gefunden, wenn sie nicht zu jung dafür gewesen wäre. „Als 14-jährige war ich mit meiner Punktzahl schon unter den Top-Tausend der WTA, aber nur inoffiziell, wegen der Altersgrenze von 16 Jahren“, berichtete die gebürtige Indonesierin. Mit ihrem Mann kam sie der Arbeit wegen 2015 nach Koblenz, war im Vorjahr bei den Rheinlandmeisterschatten im Viertelfinale ausgeschieden, setzte sich diesmal im Halbfinale gegen Titelverteidigerin Fabienne Schmidt mit 6:3, 6:3 durch („Ich habe vor Glück geweint“) und stand im Endspiel nach einem 6:2 im ersten Satz vor dem Aus. „Ich hatte kaum Zeit zum Training, es fehlte an Kraft und Kondition“, so die 32-Jährige. Sie gab den zweiten Durchgang quasi kampflos ab, „um mich ganz auf den Match-Tiebreak zu fokussieren.“ Da führte sie schon mit 9:3, ehe das große Flattern kam. Konkurrentin Lauderbach witterte ihre Chance: „Sie war nervös.“ Aber dann „habe ich mich für den falschen Schlag entschieden.“ Die äußeren Bedingungen beeindruckten Lauderbach zudem: „Ich habe noch nie vor so einer großen Kulisse gespielt.“ Das A-Klassen-Finale gewann Janine Weihmann vom TC Metternich mit 6:1, 6:4 gegen die Bad Emserin Susanne Lange.

Freude über „neue Gesichter“

DTB- und TVR-Präsident Klaus freute sich über „neue Gesichter, auch im Finale“. Der Verband setze damit ein Ausrufezeichen, „und für die Weiterentwicklung der Vereine ist es wichtig.“ Da ist die mittelprächtige Meldezahl von 190 Spielerinnen und Spielern zu verschmerzen, „wir konkurrieren eben gerade an Pfingsten mit vielen anderen Dingen, nicht zuletzt mit familiären Aktivitäten“, meinte Klaus. Immerhin spielte das Wetter mit, „wir hatten Glück, weil die Regenfront am Samstag erst um 20 Uhr bei uns ankam“, so TVR-Geschäftsführer Markus.

Bei den Damen 40 kommt die Siegerin vom Andernacher TC: Christiane Breuer setzte sich in einem umkämpften Finale mit 6:4, 2:6, 10:8 gegen Sabine Wächter (TC Metternich) durch. Breuer hatte bereits im Halbfinale gegen Anke M. Müller über drei Sätze gehen müssen, während Wächter gegen Christine Hölzke (TC Neuwied) nur zwei Spiele abgeben musste.

In den Endspielen der Herren-Altersklassen gab es nur einen Match-Tiebreak: „Endlich, nach 20 Jahren“, jubelte Addi Isanovic (TC BW Bad Ems) seine Freude über das 10:5 (M60) gegen Ulrich Gonsberg (TC Rhein-Wied Neuwied) hinaus. Wie erwartet fügte Horst Kelling (Bad Ems) im Finale M65 (6:1, 6:1) gegen Hans Werner Remy (RC Rhein-Wied Neuwied) seiner umfangreichen Titelsammlung einen weiteren Meisterschaftsgewinn hinzu. Weit über zwei Stunden lang musste Reiner Henze (M50) vom TC Burgschwalbach kämpfen, ehe er mit dem 7:6, 6:3 gegen Stephan Unland (HTC Bad Neuenahr) seinen ersten Rheinlandtitel gewinnen konnte. Matthew Feeney vom TC Oberwerth setzte sich 6:4, 6:1 gegen den Bad Neuenahrer Ralf Klotzbach durch in einem M40-Spiel, „in dem wir beide jeweils konsequent auf die Schwäche des anderen gespielt haben.“ Marius Menten (Sportpark TC Simmern) hatte bei seinem 6:1-7:6-Sieg (M30) gegen Julian Mädrich (TC BW Bad Ems) eine starke Phase ab Mitte des ersten Satzes bis zur 3:0-Führung im zweiten Durchgang, „dann wurde es knapp.“