Hallenmeisterschaft des Tennisverbands Rheinland in Andernach

„Die Jugend ist auf dem Vormarsch“

07.02.2017 - 14:26

Andernach. Eigentlich mag er das gar nicht, als Nummer eins der Setzliste anzutreten. „Da kannst du nur verlieren“, gab Benjamin Hassan zu bedenken. Doch bei der Hallenmeisterschaft des Tennisverbands Rheinland (TVR) wurde die Nummer 78 der deutschen Rangliste vom TC Neuwied seiner Favoritenrolle gerecht. Bei den Damen entthronte Janina Berres vom Sportpark TC Simmern Titelverteidigerin Fabienne Schmidt (TC Höhr-Grenzhausen).

Mit 61 Meldungen hatten die Titelkämpfe, die zum zehnten Mal im Andernacher Tennistreff ausgetragen wurden, „etwa die gleiche Teilnehmerzahl wie im Vorjahr“, bestätigte Turnierleiter Horst Kelling und fügte hinzu: „Das Niveau der Spiele war diesmal allerdings höher, die Felder waren ausgeglichener.“

Dabei verwies der TVR-Referent für Regelkunde und Schiedsrichterwesen auf den Bad Emser Christof Brenner, der Hassan bei dessen 7:6, 6:4 in der ersten Runde das Leben schwergemacht und drei Satzbälle vergeben hatte. Auch im Halbfinale gegen Dylan Gee (Höhr-Grenzhausen), der im Oktober von London zur Base Tennis Academy Höhr-Grenzhausen gekommen war, drohte Hassan der ungeliebte Champions-Tiebreak. „Da habe ich zweimal Glück gehabt. Auf diesem Teppichbelag gegen einen Linkshänder, das ist unangenehm“, meinte er. Aber bei einem 4:5-Rückstand und gegnerischem Aufschlag im ersten Satz gewann der Favorit dank seiner Stärke, sich im entscheidenden Moment auf die wichtigen Bälle konzentrieren zu können, drei Spiele in Serie.

„Das lief etwas unglücklich für mich“, kommentierte Gee, der im vergangenen Jahr bei ITF-Turnieren viel internationale Erfahrung sammeln konnte, die entscheidende Situation bei einem umstrittenen Crossball. „Er hat einige unglaubliche Passierschläge gespielt“, lobte der unterlegene Halbfinalist seinen Gegner.

Im zweiten Halbfinale war dem Bad Emser Dennis Gilberg, der in der Runde zuvor gegen den Vorjahres-Finalisten Philipp Gödtel (HTC Bad Neuenahr) den einzigen Champions-Tiebreak dieser Konkurrenz (bei den Damen gab es gar keinen verkürzten dritten Satz) gespielt und mit 10:1 gewonnen hatte, die mangelnde Matchpraxis anzumerken.


Der Mann mit der Mütze


„Ich gebe mehr Trainingsstunden, als dass ich spiele“, sagte er nach dem 3:6, 1:6 gegen den neuseeländischen Serve-and-Volley-Spezialisten Mark Carruthers, seit Herbst Trainer bei Base Tennis in Höhr-Grenzhausen. „Dort, wo ich herkomme, gibt es keine Sandplätze, sondern nur schnelle Plätze“, erklärte der 35-jährige Mann mit der Mütze. „Und gegen die jüngeren Spieler habe ich auf der Grundlinie keine Chance.“ Mit seiner Taktik, nach dem Aufschlag möglichst schnell ans Netz zu stürmen, kam er seinem Endspielgegner jedoch sehr entgegen und verlor schnell mit 1:6, 4:6. „Dank meiner guten Returns habe ich keine Probleme, ich spiele sehr gern und mit viel mehr Spaß gegen Serve-and-Volley“, so Hassan, der allerdings zugab: „Ich habe hier nicht mein bestes Tennis gespielt.“

Ebenso schnell wie das Herren-Finale war auch das Endspiel um den Rheinlandtitel der Damen vorbei, allerdings mit umgekehrtem Resultat: Die Favoritin verlor. Vorjahresmeisterin Fabienne Schmidt setzte ihre Serie gegen Janina Berres, gegen „die ich noch nie gewonnen habe“, mit einer 2:6, 3:6-Niederlage fort und meinte anschließend: „Die einzelnen Spiele waren zwar meistens ziemlich eng, aber ich bin gar nicht richtig ins Finale reingekommen und habe viel zu viele Fehler gemacht.“

Die neue Meisterin im bunten Outfit, ein „Weihnachtsgeschenk“, freute sich über „eine gute Saison, in der ich schon in Bad Dürkheim ein Turnier gewonnen habe“, und über die gelungene Umsetzung ihrer Taktik, „nachdem ich nach drei Wochen Pause am Donnerstag erstmals wieder gespielt und gleich zu meiner Form gefunden habe.“ Gegen eine wie Schmidt, die im Halbfinale gegen die Bad Neuenahrerin Lena Lindner noch stark aufgetreten war und mit 6:0, 6:2 gewonnen hatte, „musst du selbst das Spiel in die Hand nehmen und von Anfang an mit langen Bällen Druck machen“, wie Berres erklärte.

In den Finals LK 11 bis 23, die zuvor in der Andernacher Halle ausgetragen wurden, hatte sich bei Damen und Herren die gleiche Konstellation ergeben: Routine und Kraft gegen Jugend und Schnelligkeit. Resultat: Beide Male setzte sich die Jugend durch. Robin Ruthardt von der ASG Altenkirchen ließ dem Kirner Torsten Hehn beim 6:0, 6:2 keine Chance. „Er war heute einfach zu gut“, lobte Hehn seinen Gegner, „für mich war es die dritte Niederlage in einem Finale der A-Klasse.“ Für den neuen Titelträger, dessen Final-Taktik gegen den kräftigen Hehn erfolgreich war, dürfte es der Abschied von der A-Klasse gewesen sein. Nächstes Jahr geht es für ihn um den Rheinland-Titel.

Viel enger gestaltete sich bei den Damen der Sieg der jüngeren Spielerin, Salima Dababi setzte sich erst im Champions-Tiebreak mit 10:8 gegen die 16 Jahre ältere Neuwiederin Julia-Maria Münzel durch. „Ich hatte überhaupt kein Gefühl in der Vorhand“, meinte Münzel, während die Siegerin zugab: „Als ich den zweiten Satz abgab, hatte ich schon Angst, das könnte sich im Tiebreak fortsetzen.“ Nach Erfolgen im Bambini-Cup und in der B-Klasse wird sie sich, ebenso wie Ruthardt, hocharbeiten. „Die Jugend ist auf dem Vormarsch“, kommentierte Turnierleiter Kelling.Thomas Wächtler

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