VLN 5: Emotionales Rennen endet auf dem Podium

Race for Dad

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Jürgen Nett bei der Siegerehrung.

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Mayen. Das Motto, unter dem das Mayener Team Autohaus Nett Motorsport an den Start des ROWE 6-Stunden Ruhr-Pokal-Rennens ging, war allgegenwärtig: „Race for Dad“.

Der Team-Gründer und Senior-Chef des gleichnamigen Autohauses in der Koblenzer Straße, Ludwig Nett, war am 4. August im Alter von nur 70 Jahren verstorben. „Er hätte gewollt, dass wir an den Start gehen“, so sein Sohn Jürgen Nett, an dessen Halskette neben dem bekannten Nürburgring-Anhänger auch ein Anhänger in Flügelform zu finden war. Darin eingraviert: „Race for Dad“.

Auch der Peugeot 308 Racing Cup TCR wurde entsprechend umgestaltet. Die Namensschriftzüge des Fahrertrios wurden mit dem von Ludwig Nett ergänzt, Enkelsohn Leon hatte eigens eine Grafik mit dem Konterfei des Großvaters entworfen, das auf dem Auto zu sehen war. Die anderen beiden Enkel, Marvin und Niklas, packten wie immer bei den Boxenstopps mit an. „Die Familie war für meinen Vater immer das Wichtigste“, sagte Achim Nett.

Der Renntag begann wie üblich um 8:30 Uhr mit dem 90-minütigen Qualifikationstraining, das man mit dem 5. Platz in der Klasse beendete.

Zur Mittagsstunde ging dann das Feld von insgesamt 170 Fahrzeugen ins Rennen, das im Vergleich zu den übrigen Meisterschaftsläufen zwei Stunden länger dauerte.

Jürgen Nett erwischte einen guten Start und lieferte sich während seines kompletten Stints ein beherztes und faires Duell mit dem VW Golf GTI TCR (Startnummer 804) von mathilda racing. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte Jürgen Nett nach dem Rennen. „Der Golf hat den Vorteil eines Renn-ABS, das erlaubte meinem Kontrahenten mehr Spielraum beim Anbremsen der Kurven nach langen Geraden. In anderen Sektionen dagegen konnte ich die Stärken unseres Autos nutzen.“

Das wechselhafte Wetter mischte den Rennverlauf gehörig auf: Auf Sonne folgte Regen und umgekehrt. Den widrigen Bedingungen fielen die bis dahin souverän Führenden Andreas Gülden, Benjamin Leuchter und Constantin Kletzer (Startnummer 802, ebenfalls mathilda racing) zum Opfer: Nach einem heftigen Unfall im Bereich Tiergarten schied der VW Golf aus.

Jürgen Nett hatte das Auto an vierter Stelle liegend derweil an Bradley Philpot übergeben. Auch der Brite zeigte unter diesen Verhältnissen auf Slicks eine bravuröse Leistung, brachte das Auto zwischenzeitlich in Führung. Der Vorsprung betrug bereits 1:15 Minuten. Die Konkurrenz von Audi wechselte auf Regenreifen, bei Nett Motorsport entschied man sich auf den Profillosen auf der Strecke zu bleiben, was sich leider als falsche Entscheidung herausstellen sollte: Der Regen wurde stärker. Umso höher ist es Bradley Philpot anzurechnen, dass er das Fahrzeug mit lediglich 1:15 Minuten Rückstand an Achim Nett übergab.

Der jüngere der beiden Nett-Brüder verwaltete den zweiten Platz routiniert und souverän. „Meinen Turn musste ich komplett auf Regenreifen bestreiten, es waren schwierige Bedingungen.“, so der 48-jährige. „Unser Vater hat dabei seine schützende Hand heute über uns gehalten“, sind sich beide Brüder sicher. „Bei solchen Wetterverhältnissen ist nicht nur die mentale, sondern auch die körperliche Fitness besonders wichtig. Dank unseres Personal Coachs Otmar Schacherbauer von ‚T.S. Mobiles-EMS-Training‘ waren wir hier perfekt vorbereitet.“

Das traf auch ohne Einschränkungen auf das Auto zu. Die Anpassungen am Fahrwerk, für die sich die Mechaniker-Crew entschieden hatte, brachte nochmals 10 Sekunden. „Das war ein Volltreffer“, sagte Jürgen Nett voller Stolz auf seine Truppe. Während des Rennens war zudem ein Mitarbeiter von Peugeot Sport aus Paris zugegen. Er zeigte sich beeindruckt, wie performant der mit Hilfe von EuroRepar vorbereitete 308 Racing Cup TCR mittlerweile auf der Langstrecke ist.

Für die letzte Rennstunde übernahm dann Philpot noch einmal das Volant und brachte Platz 2 in die sprichwörtlichen trockenen Tücher.

Als bei der Siegerehrung Moderator Lars Gutsche auch noch einmal auf den Tod des früheren VLN-Meisters Ludwig Nett einging, reckte ein sichtlich ergriffener Jürgen Nett den Finger zum Himmel – „Race for Dad“.