Heimbach-Weiser ist Deutscher Meister im Power-Lifting

Timo Jakobi geht mit 190kg in die Knie

Timo Jakobi geht mit 190kg in die Knie

Der Heimbach-Weiser Timo Jakobi, hier beim Training im Heimstudio,ist Deutscher Meister im single-Event Powerlifting / Kniebeugen.Fotos: FF

Timo Jakobi geht mit 190kg in die Knie

Neuwied/Heimbach-Weis. In Kassel kam Timo Jakobi kürzlich zu Meisterehren. Der 17-jährige Heimbach-Weiser wurde Deutscher Meister im „single event“ Powerliftung in der Altersklasse T2 (16-17 Jahre). Mit 190kg stellte er einen neuen deutschen Rekord auf und einen Europarekord ebenfalls. Wegen eines Formfehlers wurde der ihm wenig später allerdings wieder aberkannt.

Wie alles begann: Angefangen hatte Timo Jakobi, mit dem „Körper stählen“, wie man früher sagte bzw. heute sagt „Muskeln definieren“ oder schlichtweg „pumpen“ vor drei Jahren. Wie bei allen Body-Buildern so standen auch beim Heimbach-Weiser zunächst optische Aspekte im Vordergrund. Höhepunkte waren gemeinsame Trainings mit den Stars der Szene wie David Hoffmann oder dem Neuwied ex-Champion Thoms Scheu. „Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass ich auch gut Kraft habe“, sagt Timo Jakobi rückblickend. Im Internet recherchierte der junge Mann, dass seine Kapazität durchaus wettkampftauglich ist. Und zwar beim Powerlifting.

Dabei handelt es sich um einen Kraftdreikampf, der sich aus Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben zusammensetzt. Entweder in den Einzeldisziplinen „single event“ oder in der Gesamtwertung. Um daran teilnehmen zu können, musste sich Timo Jakobi einen Verband suchen.

Die Entscheidung fiel auf den German Drug-Free Powerliftung Federation e.V. (GDFPF). „Drug-Free“ steht für Doping frei. „Dieser Verband kennt kein Pardon mit Dopern. Wer es dennoch macht und erwischt wird, ist zeitlebens gesperrt“, erklärt der Schüler und ergänzt: „Die gesunde Ernährung macht den Erfolg aus“. Currywurst mit Pommes und Mayo sind die große Ausnahme für ihn. Stattdessen steht die typische Sportlernahrung mit einer zusätzlichen Portion Eiweiß aus der Dose auf dem Speiseplan. Morgens geht es mit Haferflocken los, mittags kommt Fleisch oder Fisch auf den Tisch und abends Nudeln und Gemüse.

Außer den Proteinen also viel Kohlenhydrate. Der Körper verlangt jede Menge Energie. Denn trainiert wird knapp drei Stunden täglich, an sechs Tagen die Woche. Ein Ruhetag folgt nach drei Trainingstagen. Ganz ohne Sünden kommt Timo Jakobi aber nicht aus.

Gummibärchen nach dem Training seien gar nicht so schlecht, um die leeren Speicher wieder schnell mit Kohlenhydrate zu füllen. Einen Trainer hat der

deutsche Meister übrigens nicht. Sämtliches Wissen haben er, sein Vater Klaus und sein Bruder Marco sich aus dem Internet angeeignet. Der 19-jährige Bruder spielt für Timo Jakobi eine besondere Rolle.

Das Training machen die beiden Jungs gemeinsam im Heimstudio. „Und zusammen achten sie auch ganz genau darauf, dass die Übungen an den Geräten richtig ausgeführt werden, um Schädigungen zu vermeiden“, ist Vater Klaus überzeugt. Von ihm haben die Söhne die Leidenschaft nicht geerbt und auch von der Statur war Timo alles andere als ein Body-Builder. Rund sechzig Kilo hat er gewogen und Leichtathletik gemacht, bevor er sich ins Eisen verliebte. In den Tagen vor der deutschen Meisterschaft hatte er sich unter die 100kg gefastet, um in der nächsttieferen Gewichtsklasse antreten zu können. „Nicht, das einzige Lehrgeld was wir bezahlten“, schmunzelt Klaus Jakobi.

Beim Wettkampf angekommen, stellte die Familie nämlich fest, dass diese Klasse viel stärker besetzt war. Letztendlich war es egal, denn die 190kg schaffte kein Jugendlicher außer ihm. In keiner Klasse. Und eigentlich hatte Timo sogar noch mehr Kilos bewegt.

Die 195kg und 200kg hatte ihm der strenge Kampfrichter nicht anerkannt. Technisch hatte die Ausführung der Kniebeugen nämlich nicht ganz dem Regelwerk entsprochen. Bei aller Freude über Urkunde, Pokal und Meistertitel sollte dies nicht die einzige Enttäuschung an der Teilnahme bleiben. Für die 190kg bekam der Heimbach-Weiser nämlich zusätzlich noch den Europarekord zuerkannt. Schriftlich und mit Urkunde.

Diesen Titel entzog der GDFPF später per e-mail. Dazu hätte Timo Jakobi dem Verband nämlich schon drei Monate vor der Meisterschaft angehören müssen. Als Trost bleibt dem jungen Mann aber, dass es dennoch keinen Gleichaltrigen in Europa gibt, der mit diesem Gewicht in die Knie geht.

Der Deutsche Meistertitel qualifiziert Timo Jakobi automatisch zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Die findet im Juni in Antwerpen statt. Noch weiß er nicht, ob er mitmacht. „Seine Entscheidung“, kommentiert der Vater und versichert vorsorglich, dass die Familie auf jeden Fall mit dabei wäre.

Zum Betreten des Neulands stünde die DM-erprobte Ausrüstung, bestehend aus Spezialschuhen, Einteiler und Gewichtheber- Gürtel jedenfalls noch bereit.

Wer mehr Fotos sehen möchte oder den weiteren Weg von Timo Jakobi verfolgen möchte, kannst dies unter dem Instagram account: timo_jak tun.