Bendorf. Wer bisher leichtfertig jedes Derby als besonders packende Partie beschrieben hat, der musste für das Duell der Turnerschaft Bendorf am Samstagabend in Bassenheim einen neuen Superlativ erfinden. Denn es ging hoch her beim Aufeinandertreffen der absolut unterschiedlichen Lokalrivalen.

Die sehr erfahrene Mannschaft des TV Bassenheim drückte dem Spiel von Anfang an den Stempel auf. Über 1:2, 3:2 und 5:3 nahm der Gastgeber den jungen Wilden der Turnerschaft Bendorf den Wind aus den Segeln, verschleppte das Spieltempo und zeigte klare Kante in der Abwehr. Bendorf hatte hiermit zunächst Mühe und blieb entsprechend bis zur 15. Minute im Hintertreffen (9:6). Insbesondere Tore über den Kreis und über die Außenspieler brachten Bassem die Führung. Doch die TSB nahm Witterung auf und arbeitete an den Problemfeldern.

Der zunehmende Erfolg im Defensivverbund beflügelte auch die Angriffsleistung. Dementsprechend wurden schnelle und druckvolle Angriffe gefahren, die in der 22. Minute mit dem 11:11-Ausgleich durch Moritz Gutfrucht belohnt wurden. In der Folge brachten vier Zeitstrafen in kürzester Zeit das Kräfteverhältnis ins Wanken. Beide Teams wirkten leicht benommen bei der Chancenauswertung, denn sowohl der Ex-Bendorfer Alexander Kalpthor im Bassenheimer Gehäuse als auch Björn Boinski im TSB-Kasten schirmten ihr Tor hervorragend ab.

Wenige Sekunden vor Schluss markierten die Hausherren doch noch den Führungstreffer (14:13) und TSB-Coach Barthel griff zur „Greencard“. Die verbliebenen fünf Sekunden auf der Uhr sollten effektiv für den Ausgleich herhalten. Doch durch einen unglücklichen Zusammenprall auf der Außenposition im Angriff brachte Lucas Litzmann seinen Gegenspieler zu Fall und kassierte die rote Karte – eine sehr harte Entscheidung der Unparteiischen. Die Sirene trötete lautstark zur Pause und Bassenheim lag mit einem Treffer vorne.

Halbzeit zwei sollte noch viel enger und ruppiger werden. Nach 36 Minuten führte Bassenheim 18:16, doch die Bendorfer Falken machten nun in der Abwehr ernst. Angriffe des TVB wurden systematisch unterbunden, Pässe abgefangen oder von dem im zweiten Spielabschnitt glänzend agierenden Bendorfer Keeper Matthias Kunz pariert. Jedoch wurden die erspielten Tempogegenstöße nicht als sogenannte „leichten“ Treffer eingelöst, sondern blieben unvollendet und erhöhten den Blutdruck der Fans. Dementsprechend durchbrachen die Bassenheimer ihrerseits die sechsminütige Torflaute und erhöhten den Vorsprung auf 19:16.

Erst René Englers Wurf in der 43. Spielminute wies Bendorf den Weg zurück zum Torerfolg (19:17). Zwar blieben die Hausherren stets mit zwei Toren vorne, aber die Turnerschaft kämpfte wacker. Mit viel Herzblut rieb sich die Mannschaft auf und glich in der 57. Minute nach langer Zeit wieder einmal aus. Nun lag es an Bassenheim zu antworten und dies lieferten durch Fabian Gerlach (23:22, 58. Minute). Ein schneller Angriff der Bendorfer ging in der Folge mit einem technischen Fehler einher, sodass Bassenheim die Chance bekam, alles klar zu machen, doch aus sechs Metern scheiterte der frei stehende Werfer an Matthias Kunz. Die mitgereisten Bendorfer waren aus dem Häuschen, die Würfel waren noch nicht gefallen. In der letzten Spielminute traf dann wieder einmal René Engler für die Turnerschaft – Ausgleich und noch 30 Sekunden auf der Uhr. Mit dem nötigen Willen unterband die Barthel-Sieben einen weiteren Treffer der Gastgeber, eroberte sich sogar noch einmal das Spielgerät, doch nun hatten die Unparteiischen genug und setzten zum Abpfiff an.

Spannung und Dramatik bis zur letzten Sekunde – was für ein vielschichtiges Spiel! Trainer Christoph Barthel empfand die Punkteteilung nach dem Spiel gerechtfertigt: „Ich bin mit der Einstellung zufrieden. Wir hatten eine größtenteils gute und aggressive Abwehr, aber der Angriff war nicht druckvoll und diszipliniert. Dennoch hatten wir es selbst in der Hand. Wir haben in der entscheidenden Phase fünf Tempogegenstöße teils freistehend verschenkt.“

Am Samstag, 21. Januar, gastiert die TSB um 20 Uhr in der Ruwertalhalle, Mertesdorf. Der Fanbus fährt um 17.15 Uhr am Yzeurer Platz ab.

Es spielten für Bendorf: Becher, Dreidoppel (1), Kersten (1), Strüder (1), Litzmann (2), Mohrs (2/1),

Barreteau, Lebernegg (1), Acar, Schaub (2), Engler (7), Gutfrucht (6); im Tor: Boinski, Kunz.