Landessportlerwahl 2016: Zehnkämpfer der LG Rhein-Wied gewinnt zum dritten Mal in Folge

Welte, Kazmirek und Thürmer/Thürmer machen das Rennen

Welte, Kazmirek und Thürmer/Thürmer machen das Rennen

Die rheinland-pfälzischen Sportler des Jahres (Mitte v.l.) Miriam Welte (1. FC Kaiserslautern), Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und die als Team ausgezeichneten Nadja und Julia Thürmer (RV Finthen) freuen sich über die Ehrung, mit ihnen freuen sich LSB-Präsidentin Karin Augustin (ganz links), Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner (2.v.l.) sowie LSB-Vizepräsident Jochen Borchert (2.v.r.) und Sportminister Roger Lewentz (ganz rechts). Foto: LSB/B. Eßling

Mainz. Miriam Welte bei den Frauen, Kai Kazmirek bei den Männern und Julia & Nadja Thürmer bei den Teams heißen die Gewinner der 2016er Landessportlerwahl des Landessportbundes Rheinland-Pfalz (LSB). Die Ehrung fand mit 200 Freunden, Familienangehörigen und Wegbegleitern der Athleten am Sonntagabend im Foyer des Landesfunkhauses des SWR in Mainz statt. In der Sendung „Flutlicht“ wurden die Gewinner anschließend auch der Öffentlichkeit vorgestellt.

Kazmirek erneut Sportler des Jahres

Zehnkämpfer Kazmirek gelang damit das Kunststück, zum dritten Mal hintereinander ganz oben zu landen auf den Treppchen der Publikumsgunst. Das hatte zuletzt der Florettfechter Peter Joppich geschafft, der diesmal nicht zur Wahl stand. Joppich hatte es in den Jahren von 2006 bis 2009 sogar gepackt, gleich viermal hintereinander vorne zu landen. Nachdem der mit einem enormen Willen, großer Selbstdisziplin und einer hohen Bereitschaft zum Leiden ausgestattete Kazmirek vor zwei Jahren mit 22,66 Prozent und zuletzt mit 21,59 Prozent der Stimmen gewonnen hatte, reichten dem Neuwieder diesmal 21,14 Prozent der Stimmen, um seinen Titel erneut zu verteidigen. Fünf Jahre in Folge Zehnkämpfe auf einem Niveau jenseits der magischen 8.000 Punkte, dazu drei neue Bestleistungen auf- bzw. eingestellt und sein bisheriges Rekordergebnis um stolze 109 auf nun 8.580 Punkte gesteigert: Das Ass der LG Rhein-Wied, das eng mit einem Psychologen zusammenarbeitet und bei den Olympischen Spielen in Rio einen famosen vierten Platz belegte, zählt schon jetzt zu Deutschlands großen Hoffnungen für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Platz zwei bei der 21. Auflage der Sportlerwahl erreichte Ruderer Richard Schmidt vom RV Treviris Trier. Auf den großen Routinier, den Experten auch schon mal als „Kopf und Stimme“ des Deutschlandachters bezeichnen und der mit dem DRV-Paradeboot in Rio Silber holte, entfielen 20,29 Prozent der Stimmen. Zuletzt war der Modellathlet von der Mosel, der im vorolympischen Jahr unglaubliche 8.000 Kilometer im Boot absolviert hatte, zweimal Dritter geworden. Diesmal landete der mit beeindruckenden Leistungen überzeugende Triathlet Boris Stein (RSG Montabaur), EM-Dritter im Ironman, mit exakt 20,00 Prozent der Stimmen auf dem Bronzerang. Der drahtige Westerwälder konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen, da er im Trainingslager in Spanien weilte.

Bahnradsprinterin Miriam macht bei den Frauen das Rennen

Bei den Frauen sicherte sich Bahnradsprinterin Miriam Welte vom 1. FC Kaiserslautern zum dritten Mal nach 2013 und 2014 den Sieg. Die 29-Jährige hatte bei den Spielen in Rio an der Seite ihrer kongenialen Partnerin Kristina Vogel nach Gold in London 2012 diesmal die Bronzemedaille im Teamsprint gewonnen. Die in blauer Dienstuniform aufgelaufene Welte, die sich als Polizeikommissarin auch für die Opferhilfeorganisation „Weisser Ring“ engagiert, vereinte 24,01 Prozent der Stimmen auf sich und gewann damit relativ deutlich vor der gerade einmal 22 Jahre alten Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken (20,10 Prozent). Hussong („Rio war ganz komisch – ich habe im Stadion gestanden und wusste nicht, was ich machen sollte“) war 2016 Olympia-Zwölfte und Deutsche Meisterin geworden. Den dritten Platz sicherte sich Stabhochspringerin Lisa Ryzih vom ABC Ludwigshafen, EM-Zweite und Olympia-Zehnte, mit 20,01 Prozent der Stimmen. Die Vorjahres-Siegerin Ricarda Funk vom KSV Bad Kreuznach belegte diesmal den vierten Rang. Die 24-Jährige hatte die Qualifikation für Rio verpasst, war aber Deutsche Meisterin geworden und hatte erstmals den Gesamt-Weltcup gewonnen. Zu Weltes Auszeichnung meinte Ricarda Funk: „Ein megaverdienter Preis für eine Topleistung.“

Kunstrad-Duo ist Team des Jahres

In der Kategorie „Team des Jahres“ hatte wie schon so oft ein Kunstrad-Duo die Nase vorne. In die Fußstapfen der Vorjahressieger und inzwischen vierfachen Weltmeister André und Benedikt Bugner vom RSV Klein-Winternheim – die diesmal nicht zur Wahl standen – traten die inzwischen zweifachen Weltmeister im Kunstradfahren der Frauen, Julia und Nadja Thürmer vom RV Mainz-Finthen, mit 22,05 Prozent. Das Schwesternpaar, das bis zu fünfmal pro Woche trainiert und einzelne Übungsteile hunderte Male wiederholt, reihte bei der Heim-WM in Stuttgart eine Höchstschwierigkeit an die andere und verwies die Konkurrenz auf die Plätze. „Es war unglaublich, vor 6.000 Zuschauern zu fahren“, schwärmten die Thürmers, deren Mutter bei der Verkündung der Entscheidung im SWR-Fernsehen die Freudentränen kamen. „Stuttgart hat gezeigt, dass Kunstradfahren olympiawürdig wäre.“ Zweiter bei der Landessportlerwahl wurden die mit einem herausragenden Teamgeist ausstaffierten Sitzvolleyballer des amtierenden Deutschen Meisters BSG Emmelshausen mit 20,69 Prozent der Stimmen. Mit Heiko Wiesenthal, Barbaros Sayilir und Christian Heintz standen gleich drei BSG-Leistungsträger im deutschen Nationalteam, das bei den Paralympics in Rio den sechsten Platz belegte. Der Deutsche Baseball-Meister Mainz Athletics um Coach Uli Wermuth und Nationalspieler Max Boldt („Ich habe mir schon zweimal die Nase gebrochen, als mir der Ball ins Gesicht geflogen ist“) wirkte einfach ausgeglichener als die Konkurrenz, vereinte bei der Landessportlerwahl 20,39 Prozent der Stimmen auf sich und wurde damit Dritter.

„Wir sind unglaublich stolz auf die herausragenden Leistungen, die die unsere Sportler gebracht haben“, resümierte LSB-Präsidentin Karin Augustin. „Was können wir mehr erwarten?“ Die „großartige Arbeit der Trainer“ habe gefruchtet. Aber auch Bundeswehr und Polizei leisteten sehr viel. Wichtig sei jetzt, dass das neue Leistungssportkonzept „auch auf DOSB-Ebene nach unten durchdekliniert“ werde. Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner betonte, sein Unternehmen habe seine „Hausaufgaben gemacht“, was die Unterstützung des rheinland-pfälzischen Nachwuchssports anbelange. „Wir brauchen die vertikale Richtung in der Organisation der Spitzensportverbände“, betonte Jochen Borchert, LSB-Vizepräsident Leistungssport. „Dann können wir erst sagen, wie wir uns im Nachwuchsleistungssport aufstellen.“ Fest stehe, dass man „ziemlich früh im Jahr mit einer Arbeitsgruppe an den Start gehen – auf uns wartet in jedem Fall viel Arbeit.“

Nachwuchsförderpreise

Der Nachwuchsförderpreis, den der Landessportbund zum achten Mal verlieh, ging an die 16 Jahre Amélie Föllinger von der TSG Haßloch, die als eine der großen deutschen Turnhoffnungen gilt und sich im Bodenfinale bei der EM in Bern nach einer herausragenden Leistung den achten Platz sicherte, sowie das 17 Jahre alte Ausnahmetalent Niklas Märkl (RSV Linden), der bei der U19-Rad-WM in Doha die Silbermedaille gewann.

Über den von der Jury zum vierten Mal vergebenen Trainerpreis freuten sich Michael und Stefanie Kaul, die unter anderem Trainer von Niklas Kaul (U20-Weltmeister im Zehnkampf) sowie Manuel Wagner (U18-Europameister im Zehnkampf/beide USC Mainz) sind.

Pressemitteilung Landessportbund Rheinland-Pfalz