Orgelmusik zu Pfingsten

„Komm Heiliger Geist, Herre Gott“

„Komm Heiliger Geist, Herre Gott“

„Komm Heiliger Geist, Herre Gott“

Vallendar. Das Pfingstfest ist von den drei großen Festen des Kirchenjahres wohl am schwersten fasslich, weil das Pfingstgeschehen – die Herabkunft des Heiligen Geistes – wenig zeichenhaft und daher schwer in Worte zu fassen ist. Umso wichtiger ist daher, einen gefühlsmäßigen Zugang zum Geschehen zu finden, wie ihn vor allem die Musik bieten kann.

Grund genug, zwei Pfingstchoräle in den Mittelpunkt der nächsten Veranstaltung in der regelmäßigen „Marzellinus-Musik“-Reihe zu stellen, die an Pfingstsonntag, 4. Juni um 18 Uhr in der Vallendarer Pfarrkirche St. Marzellinus und Petrus stattfinden wird. Die vom Kantor und Organist der Pfarreiengemeinschaft Vallendar Johann Schmelzer vorgetragen Werke schlagen dabei einen Bogen vom barocken Glanz der Choräle Johann Sebastian Bachs und Nicolas de Grignys bis zu den symphonisch-impressionistisch-modernen Klängen Maurice Durufles.

Der Eintritt zur Marzellinus-Musik ist frei, um eine freiwillige Spende bei der Türkollekte wird gebeten.

Auf dem Konzertprogramm steht als erste Choralbearbeitung das „Veni, Creator Spiritus“ des französischen Barock-Komponisten Nicolas de Grigny (1672 - 1703) aus dem „Livre d’orgue“ aus dem Jahre 1699. De Grignys Stil war wegweisend für die altklassische französische Orgelschule. Die fünf Versetten über den Hymnus „Komm, Schöpfer Geist“, dessen Text bereits aus dem neunten Jahrhundert stammt und Rabanus Maurus zugeschrieben wird, repräsentieren eine der populärsten Vertonungen dieses alten Textes.

Das Choralvorspiel über „Komm Heiliger Geist, Herre Gott“ (BWV 652) von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) ist der Sammlung der „Leipziger Choräle“ entnommen und stammt aus der späten Schaffensperiode Bachs. Die einzelnen Melodieteile des Pfingstchorals werden in den drei begleitenden Stimmen Alt, Tenor und Bass sukzessive je einmal vorimitiert, bevor der Sopran letztlich die jeweiligen Passagen des Chorals reich verziert durchführt, wobei die begleitenden Stimmen ein reiches Geflecht bilden.

Maurice Durufles (1902 - 1986) „Prelude, Adagio et Choral varié sur le theme du `veni creator´“ Op. 4 ist eine weitere Bearbeitung eines Pfingstchorals „Veni, Creator Spiritus“ und bildet, wie das gesamte Werk Durufles, eine schillernde Symbiose aus Einflüssen der Spätromantik, des Impressionismus und des gregorianischen Chorals. Damit kreierte Durufle einen Stil, dessen Sprache noch heute als sehr individuell und authentisch eingeschätzt wird. Das beim Konzert dargebotene Werk nähert sich im ersten Teil nur mit vagen Andeutungen dem Choralthema; eher dominieren Spielfiguren, die das Wehen des Geistes symbolisieren sollen.

Das folgende Adagio zitiert den Choral schließlich ganz und wird punktuell von kleineren Ausbrüchen unterbrochen. Der dritte Teil bietet schließlich mehrere Variationen, deren letzte in ein hymnisches Finale im brausenden Pleno mündet.

Zwei Werke des Konzertes beziehen sich nicht genuin auf das pfingstliche Geschehen, ergänzen den Stimmungsgehalt des Pfingstgedankens aber mit schwungvollem Esprit und anderen Formen: Gabriel Piernes (1863 - 1937) „Scherzando“ Op. 29,3 – Pierne war Schüler von Cesar Franck und Jules Massenet – ist ein lebhaft tänzerisches Stück im 6/8-Takt. Die Rahmenteile sind geprägt durch ein flirrend lebendiges Thema, das durch mehrere Tonarten moduliert; der Mittelteil ist ruhiger gehalten und bildet daher einen Kontrast.

Dieser Kontrast wohnt auch der „Fantasia in G-Dur“ (BWV 572) von Johann Sebastian Bach inne, dessen Rahmenteile von virtuosem Laufwerk geprägt sind, dessen Mittelteil hingegen aber in kontrastierendem gravitätisch-majestätischem Duktus gehalten ist.