Leserbrief zu Verspätungen bei der Bahn
Braucht es einen Investitionsschub auf der Schiene?
Dass es erheblicher finanzieller Anstrengungen bedarf, um die jahrzehntelangen Versäumnisse bei der Modernisierung des Schienennetzes und auch der Straßen abzuarbeiten, dürfte unstrittig sein. Deutschlands bildet in Europa mit den Ausgaben pro Kopf für den Schienenverkehr leider ein trauriges Schlusslicht. Jeder regelmäßige Bahnreisende erlebt auch im Nahverkehr fast täglich Zugverspätungen, die sich oft bis zu Zugausfällen steigern. Bei den Hinweisen auf Verspätungen sind vermutlich häufig „Zufallsgeneratoren“ im Einsatz.
Mitunter wechselt nämlich zum Staunen der Wartenden die Begründung bei dem selben Zug. Die Zeitangaben zur Verspätung folgen meist einer Salamitaktik und können sich von 5 Minuten über Zwischenstufen von 10, 20, 30 Minuten auf Zugausfälle hochschaukeln. Nervende Hinhaltemanöver!
Besonders ärgerlich ist es, wenn auf der linken Rheinstrecke beispielsweise der RE 5 dann nur noch bis Sinzig oder Andernach fährt und alle Reisenden dort aussteigen und in die Regionalbahn in Richtung Mainz umsteigen müssen oder auf den nächsten RE 5 warten dürfen.
Wie sieht eigentlich die Statistik zu diesen Vorkommnissen aus?
Fatalerweise wird die Mittelrheinbahn in Remagen in Richtung Koblenz auf eine Traktion reduziert, was in Remagen oft zur Überfüllung des weiterfahrenden Zugteils führt. Warum stehen nicht genügend Zugelemente zur Verfügung? Wer hat da am falschen Ende auf Kosten der Reisenden gespart?
Die drangvolle Enge ist in der Mittelrheinbahn in solchen Situationen menschenunwürdig und gesundheitsgefährdend. Zahlreichende Reisende bleiben zudem mitunter sogar auf dem Bahnsteig stehen, weil sie nicht mehr in den überfüllten Zug einsteigen können.
Dass Zugtoiletten immer wieder defekt und verschlossen sind und sich vielfach in einem Zustand befindet, der jeder Beschreibung spottet, passt in dieses katastrophale Bild, das jüngst durch Fußballfans noch gesteigert wurde.
Über die Sauberkeit in Zügen des Nahverkehrs und auf den Bahnsteigen kann man nur den Mantel des Schweigens breiten. Angeblich sind die Bahnhöfe „rauchfrei“, haben ausgewiesene Zonen für Raucher. Daran halten sich aber nicht einmal die Bahnmitarbeiter in Uniform. Für die Einhaltung von Regeln sorgen sie durchweg nicht.
Anzeigen auf den Laufbändern sind mitunter irritierende Lachnummern. Da werden schon mal alle Stationen aufgezählt, an denen der Zug nicht hält, obwohl er ausfällt.
Das alles sind kleine Stellschrauben, an denen es sich drehen ließe, wenn es denn gewollt wäre und sich das Personal mit der Bahn identifizierte.
Aber auch bei frustierten Bahnreisenden, die das nahezu täglich in unterschiedlicher Ausprägung erleben, gibt es noch ein Fünkchen Hoffnung auf künftige Verbesserungungen.
Leonhard Janta, Bad Breisig
Mehr Infos zum Thema Eisenbahn bzw. zur DB AG kann man z.B. bei Youtube finden, wenn man nach folgenden Begriffen sucht:
"Gleisumbauzug", "Bahn unterm Hammer" oder "Falsches Signal - Wie die Bahn beim Gütertransport versagt" (2016, SWR).
Die Methode der Vollsperrungen, die jetzt in den nächsten mindestens sechs Jahren in ganz Deutschland durchgeführt werden, um das marode Schienennetz nur an den wichtigsten Hauptverkehrsstrecken wieder instand zu setzen, ist falsch.
Gute Begründung dazu findet sich in einem Artikel der Kontextwochenzeitung des leider schon letztes Jahr verstorbenen Verkehrsexperten Winfried Wolf:
Kurz gesagt die Methode der Sanierung "unter dem rollenden Rad", also die Sanierung im laufenden Betrieb, wie seit Jahrzehnten, auch schon bei der Deutschen Bundesbahn praktiziert wurde - wie im übrigen immer noch in der Schweiz und Österreich, wäre auch jetzt das Mittel der Wahl gewesen. Es hätte zwar auch Einschränkungen und Verspätungen gegeben, aber längst nicht so gravierende für alle Kunden der Bahn.