3. Geburtstag im Bunker B05 - Hunderte Besucher auf dem ehemaligen Militärgelände im Stadtwald
Drei Jahre Kinderhilfsprojekt Shanti
Montabaur. Über sich selbst sagt Shanti Normann: „Ich wurde als Säugling in Indien auf der Straße ausgesetzt. Hilfsbereite Menschen retteten, beschützten und begleiteten mich. Sie schenkten mir eine Zukunft.“ Genau dasselbe will die junge Frau, die mittlerweile im Westerwald eine Heimat, ihre Liebe und einen guten Beruf gefunden hat, nun für andere Kinder in Not in Indien tun. Ihr Verein „Projekt Shanti – Direkthilfe für Kinder in Indien“ ist auf Spenden angewiesen.
Dafür startet sie Aktionen wie die Veranstaltung „Indien schmecken, fühlen, erleben“ auf dem ehemaligen Militärgelände B05 im Stadtwald von Montabaur-Horressen. Vom Besucheransturm war Shanti Normann überwältigt. Es werden mehrere hundert Menschen gewesen sein, die sich über das großflächige Gelände verteilten. Es gab kulinarische indische Spezialitäten, einen Basar mit indischen Textilien und Accessoires, indische Musik und Tänze, Entspannung mit Klangschalen und ganz viele Informationen über die Arbeit des Projekts in Indien. Mit drei Jahren kam Shanti über die Hilfsorganisation Terre des Hommes nach Deutschland. Noch heute arbeitet sie eng mit dieser Organisation zusammen. Auf dem Weg vom Eingang des ehemaligen Bunkergeländes zum Festivalplatz konnte man wie an einer Wäscheleine aufgezogen die Stationen und Tätigkeiten des Shanti-Projekts in Wort und Bild nachvollziehen.
Diese Dokumentation und die Aktivitäten des Tages waren so überzeugend, dass sich bereits eine neue Patenschaft ergeben hat.
Über die Entstehung ihres Projekts sagt Shanti Normann zu BLICK aktuell: „2014 habe ich angefangen, meine Wurzeln zu suchen. Meine Tochter wurde da 18 und ich hatte die Möglichkeit, für einen längeren Zeitraum nach Indien zu fahren. Ich habe in einem Projekt mit Kindern arbeiten und konnte erleben, wie sich die Kinder dort fühlen und dass sie dort glücklich sein können und sich untereinander viel Liebe geben. Aber sie sind natürlich sehr arm und man kann mit sehr wenig sehr viel erreichen und ihnen eine Chance geben auf Bildung.
Es gibt auch viele Kinder dort, die in Gangs hausen und täglich ums schiere Überleben kämpfen. Ich bin der Meinung, da muss man was tun. Der indische Staat tut auch was, aber das kommt nicht an, weil bei 1,3 Milliarden Menschen braucht es natürlich Zeit. Es sind noch nicht mal alle Menschen registriert. Es gibt auch Lebensmittelgutscheine vom Staat, aber wenn einer nicht lesen und schreiben kann, wie soll er das dann ausfüllen oder überhaupt davon erfahren.
Deshalb ist es wichtig, dass Leute vor Ort sind die helfen. Wir wollen keine Kinder aufnehmen oder zur Adoption geben, wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben und Bildung ermöglichen. Wir kümmern uns auch um notleidende Frauen. Deshalb arbeiten wir auch im Rotlichtviertel und in den Krankenhäusern und in den Armenvierteln. Da sind genau die Frauen, die Kinder zur Welt bringen, die nicht gewollt sind. Zusammen mit Terre des Hommes machen wir Workshops zu den verschiedensten Themen.“ Das Projekt Shanti e.V. ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein mit zurzeit 70 Mitgliedern, die sich über ganz Deutschland verteilen. Das Gründungsjahr war 2014. In Indien wurden schon an drei Standorten Niederlassungen eingerichtet, in denen gearbeitet und geschult wird. Für Shanti Normann ist es wichtig, dass die Menschen gerne spenden und auch wissen, wofür. Deshalb organisiert sie so schöne Aktionstage wie jetzt den im B05: „Wir möchten den Menschen, die Geld spenden, auch etwas geben. Wir machen auch schon mal einen Comedy-Abend, oder ein Benefizkonzert. Und immer haben wir ganz viele Helfer, die das ehrenamtlich machen. Auch die Künstler, die hier auftreten, machen das ehrenamtlich.“ Das gebotene Programm war sehr umfangreich. Rainer Mies machte den Auftakt des musikalischen Programms mit Summer-Music.
Mit seinen 40 Jahren Flamenco-Erfahrung begab sich der Gitarrist Gernot Gingele mit einem ungewöhnlichen Instrument auf die Suche nach den geheimnisvollen Wurzeln der orientalischen Saitenkunst, begleitet von seiner Frau an der Shruti Box und Thomas Eberth an der Percussion. Indische Tanzgruppen aus Darmstadt zeigten traditionelle Tänze in original indischen Saris. Am Abend wurde „Bollywood“ getanzt zur Musik des jungen DJ Marcel Schink. Zuvor hatte sich die Besucher gestärkt mit original indischen Gerichten. Mercy Dienst hatte mit ihrem Mann Michael und Freunden auf einem großen Palmblatt Onam Sayad serviert, das sind vegetarische Köstlichkeiten aus dem Süden Indiens, deren Zubereitung drei Tage dauert. Außerdem gab es das bekannte Punjab Butter Chicken sowie indische Snacks und Chutneys. Auf dem Basar wurden aus Indien eingeflogene Waren angeboten. auch Selbstgemachtes der Mitglieder des Vereins. Auch wurden Workshops angeboten, zum Beispiel zur Klangschalenmeditation im Bunker zwischen den Skulpturen von Susanne Klein aus Montabaur, Mandalas legen und Onam Kinderspiele. Die Terre des Hommes-Ausstellung „Frauen in Indien - Selbstbewusstsein und Vielfalt“ mit Fotografien von Nicolaus Schmidt aus Berlin hatte die Kreissparkasse Westerwald-Sieg möglich gemacht, indem sie den Transport zahlte.
Aus München war mit seiner Familie der Schirmherr der Veranstaltung angereist, Dr. Michael Böhmer, der mit ergreifenden Worten die Bedeutung des Projekts Shanti skizzierte. Auch Martin Born, der durch das Programm führte und der als Vorstandsmitglied zuständig für die Finanzen des Vereins ist, investiert viel Zeit.
Er ist beruflich in Indien und kann so mehrmals imJahr ins Projekt fahren. Shanti Normann selbst wird im November wieder für drei bis vier Wochen nach Indien fahren.
Vom Ergebnis der Feier im B05 ist sie überwältigt: „Ich denke, es waren weit über 300 Leute da und wir werdeneinen Gewinn von 2.000 Euro haben. Aber viel wichtiger sind uns die vielen neuen Freunde, die wir durch das Fest gewinnen konnten.
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Mit traditionellen indischen Tänzen erfreuten drei Tanzgruppen aus Seeheim-Jugenheim die Besucher des Shanti-Festivals in Montabaur.
Auf dem Basar konnte man schöne original in Indien gefertigte Gewänder und kleine Accessoires kaufen.
Drei Tage dauert die Zubereitung des Gerichts Onam Sayad, das von der Inderin Mercy Dienst und ihrem Mann Michael auf einem riesigen Bananenblatt serviert wurde.
