Buchvorstellung im alten Rathaus Oberwinter
Drei Männer in Nauplia
Jo Weisshaar hat über die Fahrt mit Freunden einen munteren Reisebericht voller Geschichten von einst und heute geschrieben
Oberwinter. Sonne, Mittelmeer und antike Hinterlassenschaften – das in etwa schwebte wohl den Freunden Norbert Kessel, Peter Schmitz und Jo Weisshaar vor, als sie beschlossen, das griechische Nauplia, eine malerische Stadt auf dem Peloponnes und ihre Umgebung zu erkunden. In den ersten der elf Reisetage war indes der Regen ihr ständiger Begleiter.
Die Oberwinterer Reisenden ließen es sich nicht verdrießen. Sie erlebten, wie alle drei bestätigen, Kultur zuhauf und „sehr viel Spaß“. Letzteres hatten sie zuhause zur Genüge einüben können. Denn immer wieder freitags führte ihr Weg im Heimatort den Berg hinab zum Stammtisch in die Gaststätte „Alt Oberwinter“. Dort, so mutmaßt Weisshaar, „muss ich wohl öfter von Griechenland erzählt haben“. Weil die Sagen des klassischen Altertums ihren Ursprung in der mykenischen Argolis, der Landschaft auf der Halbinsel Peloponnes, haben, sich um die Burgen Mykene und Tiryns ranken und um Herakles, der dort Heldentaten vollbrachte, zudem von dort die mykenischen Schiffe gegen Troja aufbrachen, stand das Ziel des Trios fest.
Alte und neuen Geschichten
Neben einer schönen Erinnerung ist von der Erkundung noch etwas anderes geblieben: „Herausgekommen ist ein kleines Buch mit alten und neuen Geschichten“, so Weisshaar, der Verfasser von „Elf Tage in Nauplia“ Die reich bebilderte, informative wie vergnügliche Schrift auf sonnig apricot getöntem Papier wurde vom Rathausverein im alten Rathaus vorgestellt, wo der Vorsitzende Hans Metternich zahlreiche Gäste willkommen hieß. Von ihm erfuhren sie, was die Reiseteilnehmer bewog, sich aufzumachen. Jo Weisshaar, der vor rund 40 Jahren schon länger dort war, wollte wieder einmal hin, Norbert Kessel begehrte, einmal das berühmte Löwentor zu sehen, und Peter Schmitz sorgte dafür, dass das Ganze nicht zu wissenschaftlich wurde“.
Vieles im Buch hat Hans-Joachim Weisshaar, wie der Archäologe mit vollem Namen heißt, nach dem Studium während der fast fünf Jahre „eingesammelt“, als er in Tiryns Ausgrabungen mitmachte und in einem kleinen Häuschen lebte, mitten in einem Orangenhain. Eine der gewonnenen Einsichten: „Das Leben in Griechenland ist gemächlich.“ Zu Anfang seines bebilderten Vortrags betonte er, dass nach der Französischen Revolution gehäuft Reisen in Europa stattfanden. Einer der bekannten Reisenden war Fürst Hermann von Pückler-Muskau, der Parks gestaltete, in der Welt weit herumkam und sich als Schriftsteller einen Namen machte. Seine Begegnung mit dem Peleponnes floss in den Band „Griechische Leiden“ ein, von denen das Trio aus Oberwinter allerdings kaum zu kosten bekam.
Gewiss, es kostete Anstrengung in Nauplia die imposante Palamidis-Festung über steile Stufen zu erklimmen. Aber es wurde der Mühe wert empfunden, ebenso wie die Begehung der Burg von Mykene, zu der gut asphaltierte Straßen in einer guten halben Stunde führen und die Burg im gleich entfernten Tiryns. „Zwar ist Tiryns besser erhalten, gibt aber von den Mythen nicht so viel her wie Mykene.“ Für sein Publikum fokussierte Weisshaar in Mykene das Löwentor, eine Ikone der Mykenischen Baukunst. Er thematisierte auch das polygonale Mauerwerk dort, welches man gleichfalls in Anatolien auftritt. Die unregelmäßigen Steine gewährleisten einen hohen Zusammenhalt. Sie kamen aus gutem Grund zum Einsatz: „Anatolien und Griechenland sind Erdbebengebiete“.
Freiheitskämpfer
Zudem bot der Redner geschichtliche Einblicke im Spiegel von Skulpturen. Vom Abenteuer bayerischer Regentschaft in Griechenland zeugt der Löwe von Pronia, monumental aus dem Fels gehauen in Gedenken an die bayrischen Soldaten, die 1833/1834 an Typhus gestorben und in dieser Gegend bestattet waren. Mehreren Freiheitskämpfern gegen die fast 400-jährige osmanische Fremdherrschaft sind in Nauplia, der ersten griechischen Hauptstadt, Standbilder gewidmet. Darunter ist auch die Büste einer Frau. Bouboulina, vermögend und mutig, unterstützte aktiv den Kampf, indem sie eine Flotte aus Kriegsschiffen kommandierte, die die Hafenstadt Nauplia und die Festung Palamida blockierten. Nicht im Entferntesten konnte Weisshaar alle interessanten Ausflüge der Drei-Männer-Fahrt anführen, etwa nach Epidauros, zum Kanal von Korinth, zu Anglern am Vouliagmeni-See, zur Kephalari-Höhle, der Pyramide von Hellenikon oder ins Bergland oberhalb der Bucht von Argos. Aber der Ton war so freundlich heiter wie im Büchlein und im alten Rathaus hatte er eigens zur Buchvorstellung eine Büste des berühmten Archäologen Heinrich Schliemann aufgestellt, Griechenlandkarten und reizvolle Ansichten aufgehängt. Weil es viel zu erzählen gab und ein tolles griechisches Büffet, nahm der Abend einen geselligen Ausklang.
Das im Verlag Kessel erschienene Buch „Elf Tage in Nauplia“ (ISBN: 978-3-945941-59-1) hat 144 Seiten, zahlreiche Abbildungen und kostet 11,40 Euro. HG
Büste des Archäologen Heinrich Schliemann zwischen Dachaufsetzen hellenistischer Häuser in Nauplia
Jo Weisshaar (l.), begrüßt vom Vorsitzenden des Rathausvereins Hans Metternich, berichtete anregend über die Fahrt nach Nauplia.
