Lesung im Sozialpsychiatrischen Zentrum Meckenheim
Für offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen
Bestsellerautorin Christiane Wirtz setzt sich für Entstigmatisierung ein
Meckenheim. Vor über 60 Zuhörern, darunter viele Betroffeneund Angehörige, stellte Bestsellerautorin Christiane Wirtz im Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) in Meckenheim ihren Bestseller „Neben der Spur“ vor.
Die Journalistin war im Alter von 34 Jahren an einer Psychose erkrankt und schildert ihre Erfahrung mit der Diagnose „Schizophrenie“ in diesem Buch. Wie es sich anfühlt, „verrückt“ zu sein, davon möchte Christiane Wirtz erzählen und sich mit ihrer Erkrankung nicht verstecken. Sie selbst sagt dazu, sie sei merkwürdig geworden, habe nicht mehr zur Arbeit gehen können, habe Tag und Nacht über unsinnige Dinge gegrübelt. Ihr Zustand verschlechterte sich zunehmend, bis sie sich nach einigen Monaten in der Psychiatrie der Mainzer Uniklinik mit der Diagnose „Schizophrenie“ behandeln lassen musste.
Christiane Wirtz kämpfte gegen die Krankheit, wollte die Diagnose nicht akzeptieren, erlitt weitere Psychosen und verlor am Ende ihre Arbeit und später ihre Eigentumswohnung. Doch trotz aller Rückschläge hat sie nicht aufgegeben. Sie sagt, sie habe die Krankheit, so schwer es sei, angenommen. Und sie hat sich Stück für Stück wieder zurück ins Leben gekämpft. Schreiben war und ist ihr dabei eine große Hilfe.
Christiane Wirtz trug im SPZ entscheidende Kapitel aus ihrem Buch vor, schilderte teilweise beklemmende Situationen, die Tiefpunkte ihres Lebens beschreiben, teilweise aber auch Erlebnisse, die in der Rückschau sie selbst, aber auch die Zuschauer schmunzeln lassen, weil die Erlebnisse so „Neben der Spur“ sind, beispielsweise ihre feste Überzeugung, dass sie mit Barak Obama und mit Mick Jagger in enger familiärer Beziehung steht.
Betroffene erfahren Ausgrenzung und Abwertung
In der folgenden Diskussions- und Fragerunde zeigte sich, dass viele Betroffene und Angehörige ähnliche Erfahrungen wie die Autorin gemacht haben und noch machen, dass gerade auch bei Arbeitgebern psychisch erkrankte Mitarbeiter immer noch sehr wenig Verständnis finden und schnell ausgegrenzt und abgewertet werden.
„Im SPZ beraten und betreuen wir im Rhein-Sieg Kreis zahlreiche Betroffene aber auch Angehörige, Freunde und Arbeitgeber von Betroffenen.“, so Rodger Ody, Fachbereichsleiter des SPZ. Mit den Angeboten im SPZ solle die Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen am gesellschaftlichen Leben verbessert und gleichzeitig auch die Krankheit noch mehr in die Öffentlichkeit gebracht werden. Die sehr persönliche Geschichte von Christiane Wirtz und die Begegnungen von Menschen mit und ohne Erkrankung, auch im SPZ, solle Betroffene ermutigen, mit ihrer Erkrankung offen umzugehen, und vielleicht trage dieses Buch ein wenig zur Entstigmatisierung bei.
Pressemitteilung SKM e.V.
