Arp Museum 2016 ganz im Zeichen der revolutionären Kunstbewegung
„Galerie Dada“
Eröffnung zweier Ausstellungen beim programmreichen AufDADAtakt am 14. Februar
Rolandseck. Vor 100 Jahren schlug mit Geschrei, Gesang und Tanz die Geburtsstunde von Dada: Am 5. Februar 1916 gründeten Hugo Ball, Emmy Hennings, Marcel Janco, Tristan Tzara und Hans Arp im „Cabaret Voltaire“ in Zürich die progressive Kunstbewegung, die mit den Traditionen der Kunstgeschichte brach und die internationale Kunstwelt revolutionieren wollte. Zum 100-Jahr-Jubiläum stellt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck sein Ausstellungsprogramm 2016 unter das Motto „Galerie Dada“.
Damit ist die Richtung vorgegeben, denn das Museum ruft die bedeutenden Geburtsorte Dadas in Erinnerung. Neben der legendären viel zitierten Künstlerkneipe „Cabaret Voltaire“ ist es ebenso die weniger bekannt gewordene „Galerie Dada“. Dort präsentierten die Dada-Bewegten ihre eigenen Arbeiten sowie jene von internationalen Avantgarde-Künstlern wie Giorgio de Chirico, Pablo Picasso, Paul Klee und Hilla von Rebay. Sie werden auch in der großen Ausstellung „Genese Dada - 100 Jahre Dada Zürich“ des Arp Museums vertreten sein: „eingebettet in eine lebhafte Inszenierung, die den vielschichtigen gesellschaftlichen und intellektuellen Nährboden verdeutlicht, aus dem Dada entstanden ist.“
Die Ausstellung, die in enger kuratorischer Kooperation mit Adrian Notz, Leiter des Cabaret Voltaire in Zürich entstand, eröffnet am Sonntag, 14. Februar, 11 Uhr, mit dem „AufDADAtakt“. Werke von Urdadaisten kommen als spektakuläre Leihgaben im Wesentlichen vom New Yorker Museum of Modern Art (MoMA), vom Guggenheim, Kunsthaus Zürich und Folkwang Museum Essen.
Urdadaisten und Stipendiaten
Am „AufDADAtakt“, dem schon traditionellen eintrittsfreien Tag der offenen Tür zu Beginn des Museumsjahres, gibt es außerdem Führungen, Performances und den Familienworkshop Dadakostüme (13 bis 17 Uhr). Mehr unter arpmuseum.org im Internet. Auch die zweite Ausstellung anlässlich des Dada-Jubiläums, „Seepferdchen und Flugfische“ (14. Februar bis 22. Mai) nach einem Gedicht des rheinland-pfälzischen Dadaisten Hugo Ball, gewährt erstmals Einlass am „AufDADAtakt“.
In ihr tummeln sich die Arbeiten der Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes Rheinland-Pfalz, die mit mehr oder minder starker Dada-Anknüpfung „für Denkanstöße und Überraschungen sorgen“, wie das Museum verspricht. Die nach Bietigheim-Bissingen ausgeliehenen Arbeiten von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp sind als „Sammlung Arp 2016“ vom 30. Juli an bis Januar 2017 wieder in Rolandseck zu sehen. Dass die Museumspatrone das Haus beinah schon dazu verpflichten, Dada im Jubiläumsjahr zu würdigen, versteht sich von selbst. In diesem Zusammenhang wird in Remagen mit einer großen Retrospektive die britische Künstlerin Barbara Hepworth (1903 - 1975) geehrt, eine erfolgreiche Bildhauerin des 20. Jahrhunderts („Sculpture for a Modern World“, 22. Mai bis 28. August). Die Ausstellung umfasst mehr als hundert Werke auch von Wegbegleitern wie Henry Moore und Ben Nicholson. Gezeigt werden die Anfänge Hepworths in den 1920er-Jahren, ihre künstlerische Vernetzung zum Beispiel mit Hans und Sophie Taeuber-Arp sowie ihren Durchbruch in den 1950ern. Neben Skulpturen umfasst die Schau erstmalig gezeigte Arbeiten, wie Stoffentwürfe, Collagen und Fotogramme. Auch gibt sie Einblick, wie die Bildhauerin ihre Werke in Film und Fotografie inszenierte und imaginierte.
Gleichfalls klinken sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 19. Jugendkunstpreises des BBK Bonn, Rhein-Sieg ins Arp Museums-Themenjahr „Galerie Dada“ ein. Die 15- bis 19-Jährigen aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Kreis Ahrweiler und dem Rhein-Erft-Kreis beschäftigen sich in diesem Jahr mit dem Dadaismus und seinem Einfluss auf aktuelle Kunstströmungen. Ihre Jugendkunstpreis-Ausstellung wird vom 5. Juni bis 31. Juli zu sehen sein.
Andere Wirklichkeiten
Die Dadaisten stellten 1916 den traditionellen Kunstbegriff in Frage und ließen künstlerische Ausdrucksformen jenseits des bisher Dagewesenen zu. Die Surrealisten bezogen sich zunehmend mit ihren Arbeiten auf das „Unbewusste“. Wiederum später propagierte der Bildhauer und Maler Jean Dubuffet (1901-1985) eine antiintellektuelle Kunst, die „Art brut“ von Laien, Kindern und Menschen mit seelischen oder geistigen Krankheiten und Behinderungen. Ab 1947 sammelte er diese Kunst und führte sie in Lausanne in der Collection de l‘ Art Brut institutionell zusammen. So zeigt das Arp Museum in Kooperation mit dem Landesverband Lebenshilfe RLP ausgewählte Arbeiten von Künstlern aus den Ateliers der Lebenshilfe, darunter die „Malwerkstatt“ in Bad Dürkheim, das „atelierblau“ in Worms, die Ateliergemeinschaft „Augenschmaus“ in Germersheim, Atelier „Molemol“ in Speyer-Schifferstadt oder das Atelier „Malzeit“ in Altenkirchen („Andere Wirklichkeiten“, 21. August bis 29. Januar 2017).
Ausgehend vom Cabaret Voltaire, 1916 die „Geburtshöhle“ der Dadaisten in der Züricher Spiegelgasse 1, auf dessen Bühne sie sich provokativ und spontan produzierten, wird die Gruppenausstellung „Bühnenreif 1. Akt“ entwickelt (22. September bis Ende April 2017). Im Fokus stehen das Thema „Bühne“ und der Umgang bildender Künstler mit diesem Inszenierungsraum von der klassischen Moderne bis hin zur zeitgenössischen Auseinandersetzung. Die Kunstkammer Rau konzentriert sich mit „Bühnenreif 2. Akt“ auf das Bild als Bühne: von den mittelalterlichen Altären, die Passions- und Mysterienspiele nacherzählen, bis zu den zentralperspektivischen Bühnenräumen des Barock (6. November bis Juni 2017).
Stipendiat Željko Vidovic kreierte diese „von a nach i“ getitelte Arbeit.Foto: Arp Museum Dada-Protagonisten als Freundestrio: Die Künstler Hans Arp, Tristan Tzara und Hans Richter 1918 vor dem Hotel Elite in Zürich. Foto: Stiftung Arp e.V. Rolandswerth/Berlin, unbekannter Fotograf

