Meister des heiteren Tiefgangs im Laacher Forum zu Gast
Tosender Applaus für Hermann van Veen und Edith Leerkes
Mendig. Die meisten Zuhörer sind mit Hermann van Veen aufgewachsen, haben seine Schallplatten im Schrank und schätzen jenen verschmitzten Humor, seine hintergründigen, romantischen und auch traurigen Lieder. Von allem etwas bot der Altmeister im Laacher Forum. Und die mit ihm gealterten rheinischen Fans kamen voll auf ihre Kosten. Maria Laach war vorab eine Station der Tournee, die Hermann van Veen ab September, dann in großer Besetzung, durch Deutschland, Luxemburg, Belgien und die Niederlande führt. An diesem Abend begleitete ihn Edith Leerkes, eine große Ausnahmegitarristin, die auch gesanglich beeindruckte. Und was für ein Publikum in Maria Laach, das gleich zu Beginn beim „Che sara“ von Doris Day mit einstimmte, ein Song auf dem Lebensweg, den Hermann van Veen mit kleinen Anekdoten aus seinem neuen Buch „Solange es leicht ist“ selbstironisch und mit vielen eigenen Liedern umrahmt nachzeichnete. Während seine Eltern Angst vor den Russen hatten, musste sich der kleine Hermann „im Würgegriff der Hormone“ alles selbst zum Thema Liebe in mühevoller Kleinarbeit zusammenreimen. Mit Interesse nahm er zur Kenntnis, wenn die Eltern gut gelaunt waren und der Vater anschließend die Nationalhymne anstimmte. Beim Stöbern im elterlichen Bücherschrank stieß er auf ein Buch mit verstörenden Bildern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs: „In mir veränderte sich was von Seite zu Seite in meinem Wesen. Das können Menschen also auch. Das Buch sorgte bei mir für Albträume.“ Und er betete: „Lass mich bitte klein bleiben.“ Teils melancholisch, teils heiter beschäftigte sich der Entertainer mit dem Älterwerden und dem Tod. Mal laut, mal leise beeindruckten die ausdrucksstarke Stimme des Künstlers und seine elektrisierende, bis in die letzte Reihe spürbare Bühnenpräsens. Mit „Schreib mir“ aus dem neuen Album sang van Veen ein Lied an seine verstorbene Mutter. Auch das Chanson über einen verstorbenen Freund, seinen langjährigen Pianisten, lud zum Nachdenken ein: „Mein Freund und ich können den gleichen Weg nicht gehen, denn wo er hin will, komme ich gerade her“. Auch das Thema Leid, der Besuch im Krankenhaus und ein Arztgespräch, thematisierte der beschwingt in Schwarz über die Bühne tänzelnde Künstler in melancholischer Leichtigkeit: „Und dann passiert es dir, was du gedacht hast, es passiert nur den anderen. Mein Herr, wie lang hab ich noch genau, wie all die andern? Ich las einmal, dass jemand gesagt hatte: ‚Ich glaube nicht an den Himmel. Aber ich will lieb genug sein, um rein zu dürfen.“ Das traumhafte Gitarrenspiel von Edith Leerkes ließ Zeit, über das Gesagte nachzudenken, zu träumen und ihre Musik zu genießen. Natürlich kam auch der Spaß nicht zu kurz, etwa bei der herrlichen Parodie einer langatmigen Oper, in der van Veen die nicht sterben wollende Sopranistin, Heldentenor und Chor in einer Person darstellte. „Wie schön könnte die Oper sein, wenn es keine Sänger gäbe.“ Hermann van Veen griff zur Geige oder in die Saiten seiner Gitarre, spielte eine Hommage an Jaques Brel und bot viele, viele weitere Höhepunkte. Tosender Applaus für Hermann van Veen und Edith Leerkes brachte die beiden strahlenden Künstler noch einmal auf die Bühne. Mit einem Liebeslied über die Enkel und das Alter verabschiedeten sich beide nach diesem großartigen Abend vom Laacher Publikum.
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„Erwachen und Erlösung“, das Christentum aus buddhistischer Sicht. Die Buddhistin Sylvia Wetzel lädt am Dienstag, 18. Juni um 20 Uhr ins Laacher Forum zu einem interessanten und überraschenden Perspektivwechsel ein. Ihre wohlwollende, respektvolle und unkonventionelle Sicht auf das Christentum ermutigt, Vertrautes neu zu entdecken und sich von den Tiefendimensionen beider Religionen berühren zu lassen. Kartenvorverkauf: Ticket Regional unter Tel. (0 6 51) 9 79 07 77, www.laacherforum.de.
Pressemitteilung
Laacher Forum
Mal laut, mal leise beeindruckten die ausdrucksstarke Stimme des Künstlers und seine elektrisierende, bis in die letzte Reihe spürbare Bühnenpräsens.Fotos: privat
