Allgemeine Berichte | 31.01.2015

Flüchtlingskonferenz fordert mehr Hilfen für traumatisierte Flüchtlinge

Grausame Bilder in Kopf und Seele

Trier/Andernach. „Im Iran, im Gefängnis, musste ich an Hinrichtungen teilnehmen. Ich habe gesehen, wie sie hängen, zittern und sterben. Wenn sie gezittert haben und gestorben sind, hab ich gedacht: Das bin ich“. Muhamed (Name geändert) lebt als Flüchtling in Deutschland. Sein Heimatland Iran musste er verlassen, weil er zum Christentum konvertierte und inhaftiert wurde. Seit seiner Flucht leidet er unter einer so genannten „posttraumatischen Belastungsstörung“.

Der Iraner hat das Glück, einen Therapieplatz in der Beratung des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge (PZV) des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr e.V. in Andernach bekommen zu haben. Das Leiden vieler anderer Flüchtlinge bleibt aber unbehandelt, denn dem steigenden Andrang nach Beratung und Hilfe sind die vorhandenen Stellen kaum gewachsen.

Die Therapie- und Versorgungssituation traumatisierter Flüchtlinge war ein Schwerpunktthema bei der zweiten Flüchtlingskonferenz im Bistum Trier im Dezember 2014. Diplom-Psychologin Gaby Markert vom PZV schätzt, dass knapp ein Drittel der Flüchtlinge eine Therapie braucht. Studien hätten erwiesen, dass bei Folterungen sogar 80 Prozent traumatisiert seien. „Unser Beratungs- und Therapieangebot müsste viel größer sein“, sagt Markert. Auf der Flüchtlingskonferenz nannten Markert und Markus Göpfert, Leiter des Fachdienstes Migration der Caritas in Mayen, in erster Linie Menschenrechtsverletzungen, Kriegserlebnisse und geschlechtsspezifische Verfolgung, wie zum Beispiel Genitalverstümmelungen bei Frauen, als traumatische Erlebnisse. Schreckliche Erfahrungen könnten während der Verfolgung im Heimatland, auf der Flucht, aber auch im aufnehmenden Land auftreten und ein Trauma auslösen. „Zur psychosozialen Stabilisierung ist vor allem das Gefühl von Sicherheit sehr wichtig. Eingeschränkte Lebensbedingungen sowie die Angst, ob man Bleiberecht bekommt oder abgeschoben wird, können im Aufnahmeland somit weiter traumatisierend wirken. Deshalb ist der Eindruck, gesellschaftlich willkommen und akzeptiert zu sein, im Heilungsprozess von enormer Bedeutung“, betonten die Referenten. Besonders schlimm sei es, wenn Kinder und Jugendliche unter den Schocks litten und grausame Erfahrungen nicht verarbeiten könnten.

„Bei uns war kürzlich ein etwa zehnjähriger Junge aus dem Kosovo, der miterleben musste, wie Soldaten seinem Vater eine Pistole an die Stirn hielten und ihn erschossen“, berichtet Markert.

Neben dem Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge mit seinen Standorten in Andernach und Mayen gibt es zwei weitere Behandlungseinrichtungen beim Diakonischen Werk Altenkirchen und der Ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge in Trier. Die Einrichtungen bilden seit über zehn Jahren die AG Flucht und Trauma Rheinland-Pfalz zur Förderung der Versorgung traumatisierter Flüchtlinge. Neben dem Ausbau der Behandlungseinrichtungen fördert die AG auch die interkulturelle Öffnung des Gesundheitssystems.

So sollen mehr Therapeuten sensibilisiert werden, auch mit traumatisierten Flüchtlingen zu arbeiten.

Selbst wenn eine längerfristige Therapie nicht möglich ist, können Menschen den betroffenen Flüchtlingen dennoch helfen, indem sie ihnen Angebote zur Beziehung machen, sagt Markert. „Einfach da sein und Interesse zeigen, kann schon viel Entlastung schaffen“. Ehrenamtliche sollten jedoch nie unvorbereitet handeln, denn die gut gemeinte Aufforderung „Erzählen Sie doch mal“ kann bei traumatisierten Menschen eine plötzliche Rückkehr entsetzlicher Bilder und Erinnerungen auslösen und damit das Trauma weiter verstärken.

Pressemitteilung

Bischöfliche Pressestelle Trier

Redaktion Koblenz

Neueste Artikel-Kommentare
  • Klaus Groß : Der Individualverkehr immitiert Feinstaub und Co2 vor Ort., wobei ich meine, das der Co2 Anteil politisch missbraucht wird. Unsere Kohlekraftwerke sind auf einem technischen. hohen Standart und gehören zu den modernsten der Welt.
  • H. Schüller: "klimafreundliche Elektromobilität" ist eine Falschbehauptung, denn der Bahnstrommix enthält reichlich Kohlestrom aus dem vor wenigen Jahren neugebauten Bahnkraftwerk Datteln. Oberleitungsfreie Bahnen...
  • Boomerang : Wenn man nicht in der Lage ist die Grenzen zu schützen müssen die Innenstädte verbarrikadiert werden. Und dann stehen die Leute in aufwendig gesicherten Messerverbotszonen und diskutieren über das Stadtbild.
  • Martina Sahan : Oder die Aufführung der lebenden Krippe genießen
Imageanzeige
Mitarbeiter für Verkauf/Büro (m/w/d)
Stellenanzeige
Weihnachtslos-Anzeige "Bunter Kreis" o. B.
Weihnachtsgrüße
Weihnachtsgrüße
Empfohlene Artikel

Kreis Ahrweiler/Koblenz. Die Energienetze Mittelrhein (enm) übernimmt zum 1. Januar 2026 den Betrieb der Stromnetze in sieben Kommunen entlang der Rheinschiene im Kreis Ahrweiler: Bad Breisig, Remagen, Sinzig sowie die Ortsgemeinden Grafschaft, Gönnersdorf, Burgbrohl und Brohl-Lützing. Auch in Mayen geht das Stromnetz an die enm über. Damit wächst das Netzgebiet des regionalen Netzbetreibers um mehr als 20 Prozent.

Weiterlesen

Weitere Artikel

PKW geriet auf Rastplatz Urbacher Wald in Vollbrand

Auto ging in Flammen auf: Insasse kann sich gerade noch ins Freie retten

Dernbach (NR). Am heutigen 14. Dezember gegen 15 Uhr geriet zunächst ein vor dem Rasthaus auf der Tank- und Rastanlage Urbacher Wald im Parkplatzbereich abgestellter Van in Brand. Eine Person befand sich bei Feststellung der ersten Rauchentwicklung noch im Fahrzeug, konnte sich aber unbeschadet ins Freie retten, bevor der PKW innerhalb kürzester Zeit in Vollbrand geriet.

Weiterlesen

Unter anderem Bahnvorsitzende Evelyn Palla und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder zu Gast

Altenahr: Feierliche Wiedereröffnung der Ahrtalbahn

Ahrtal/Altenahr. Der abgeschlossene Wiederaufbau der Ahrtalbahn ist für viele Menschen ein bedeutendes "Leuchtturmprojekt". Grund genug also für die Deutsche Bahn (DB), dieses Ereignis in einem Festzelt am Bahnhof Altenahr mit Gästen und der heimischen Bevölkerung zu feiern. Dieses Angebot stieß auf großes Interesse.

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Daueranzeige 2025
Kreishandwerkerschaft
DA bis auf Widerruf
Daueranzeige
Anzeige Kundendienst
LBS/Sparkassenverband Rheinland-Pfalz, Mainz
Weihnachtsgrüße
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0585#
Weihnachten in der Region
Imageanzeige
Titelseite
Weihnachtsgrüße
Rund ums Haus
Engelporter Weihnachtsmarkt