Bürgerverein Unkel
Ein beeindruckendes Erlebnis: Die Jubiläums-Passionsspielen in Erl
Erl. Der Bürgerverein Unkel besuchte den Passionsspielort Erl in Tirol. Die Idee zu dieser Reise entstand bereits vor zwei Jahren, als der Bürgerverein mit einer großen Gruppe von Mitgliedern in Erl gewesen ist, um die Passionsspiele im benachbarten Thiersee anzuschauen. In diesem Jahr feiert der Passionsspielort Erl mit seinen 1450 Einwohnern ein besonderes Jubiläum: Die ersten Passionsspiele in diesem Ort fanden vor 400 Jahren statt, als Krieg und Pest den Ort bedrohten. Die Einwohner gelobten, das Leiden und Sterben Christi im Spiel darzustellen, wenn ihr Ort von diesen Plagen verschont bliebe. Seitdem findet - mit einigen Unterbrechungen - alle sechs Jahre ein Passionsspiel in dem Ort statt, der mittlerweile weit über die Grenzen des Ferienlandes Kufstein Bedeutung als Passions- und Festspielort erlangt hat.
Auch in diesem Jahr waren die Unkeler Bürger im Posthotel Erlerwirt untergebracht, das vom Wirt Wolfgang Kneringer und seiner Familie betrieben wird. Zeitgleich zum Bürgerverein war auch die Chorgemeinschaft MGV Concordia Unkel-Kasbach in Erl.
Wolfgang Kneringer und sein Sohn Gerhard Kneringer hatten sich im Vergleich zu vor zwei Jahren äußerlich deutlich verändert: Lange Haare und üppige Bärte zeigten den Unkeler Besuchern schon bei der Begrüßung im Hotel, dass die beiden Erler Hoteliers in diesem Jahr beim Passionsspiel als Schauspieler dabei sein würden. Am zweiten Tag der Bürgervereinsfahrt standen Wandern und Radfahren auf dem Programm der Besucher. Mit dem Bus ging es in Richtung des Wilden Kaisers zum Kaiserbachtal, wo die Wanderer zur Griesneralm schlenderten. Eine Gruppe setzte bei perfektem Wanderwetter den Weg zu Fuß fort und wanderte in sechs Stunden über das Striepsenjoch zur Antoniuskapelle nach Ebbs und weiter nach Kufstein.
Da der nächste Tag im Ferienland Kufstein mit tiefhängenden Wolken und Regenschauern begann, fuhr der Bürgerverein am Mittwoch ins nahe gelegene Rosenheim, wo jeder auf eigene Faust die 1234 gegründete Stadt erkunden konnte. Für den Abend hatte der Erlerwirt einen Tiroler Abend mit Schuhplattlern organisiert.
Am Donnerstag, Fronleichnam, standen schließlich die Passionsspiele auf dem Programm. Der Tag begann mit einer Morgenmesse im Erler Festspielhaus, das 1.500 Zuschauer fasst. Alle 40 Vorstellungen der Jubiläumsfestspiele 2013 waren zu diesem Zeitpunkt bereits ausverkauft.
Für die Jubiläumspassionsspiele hatten sich die Erler - von denen 600 am Festspiel teilnehmen! - einen neuen Text des Autors Felix Mitterer gewählt. Mitterer stellt bei seinem Passionsspiel Jesus als zweifelden Menschen sehr stark in den Vordergrund. Judas wird als Rebell dargestellt, der Jesus herausfordern wollte, eine Revolution gegen die Römer zu beginnen. Überraschend ist die Rolle der Maria Magdalena bei den Passionsspielen in Erl: Sie spielt als „Apostelin der Apostel“ - wie Jesus sie im Passionsspiel nennt, eine Rolle, die sie mindestens ebenbürtig mit den anderen Aposteln positioniert.
Der Regisseur Markus Plattner aus dem Ort Schwaz in Tirol hat die 25 Meter breite Bühne des Passionsspielhauses in Erl in beeindruckender Weise mit Leben gefüllt. Beim Einzug in Jerusalem sind 400 Schauspieler auf der Bühne - vom vier Wochen alten Baby in den Armen der Mutter bis hin zum 92-jährigen Greis, der bereits 1934 zum ersten Mal bei de Passionsspielen mitgewirkt hatte. Die Passionsspiele enden traditionell mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Großer Gott wir loben Dich“ und haben keinen der Zuschauer unberührt gelassen, dies wurde in den vielen Gesprächen nach der Vorstellung klar. Eine Nachbesprechung mit Wolfgang Kneringer - der den Petrus gespielt hatte - rundete das Erlebnis der Jubiläumspassionsspiele ab.
Am nächsten Tag startete der Bus um 9 Uhr zur Rückreise ins Rheinland. Auf der Fahrt zurück konnten die Unkeler bereits auf der Autobahn sehen, welche Auswirkungen die Unwetter für Bayern haben werden: Kleine Bäche waren zu breiten Flüssen angeschwollen. Diese Fahrt mit dem Bürgerverein Unkel wird den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben.
