SPD Meckenheim lud zu Vortrag und Diskussion ein
Die Zukunft des Heizens mit Strom
Nachtspeicheröfen aus den 1970er-Jahren bereiten vielen Hausbesitzern hohe Kosten und Energieverluste
Meckenheim. Mehr als 100 Zuhörer waren zur Veranstaltung der SPD Meckenheim zum Thema „Heizen mit Strom - Sauber? Preiswert? Ökologisch?“ in die Aula der Theodor-Heuss-Realschule gekommen. Referent des Abends war Dipl.-Ing. Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Vorsitzende der Meckenheimer SPD Erdmute Rebhan wies in ihrer Einführung darauf hin, dass das Heizen mit Strom für die Bürger der Stadt Meckenheim ein Thema von besonderem Gewicht sei: „Das Heizen mit Strom war in den 1970er-Jahren in den Augen mancher Planer - so auch der Verantwortlichen der Entwicklungsgesellschaft Meckenheim-Merl - eine ‚saubere‘ und kostengünstige Möglichkeit, behagliche Wohnungen zu schaffen. Also schrieb die Bausatzung der Stadt für die großen Neubaugebiete zwingend den Einbau von Nachtstromspeicherheizungen vor. Doch die Zeiten haben sich inzwischen geändert.“
Wie der Referent des Abends ausführte, haben sich die Preise für Heizungsstrom inzwischen vervielfacht, sie liegen gegenwärtig im Durchschnitt bei 16 Cent pro Kilowattstunde und sind damit stärker angestiegen als für Gas, Öl und Fernwärme. Auch das Attribut „sauber“ wird heute anders gesehen: Bei Umwandlung der Primärenergie in Strom gehen 63 Prozent der Energie verloren, während es bei Heizöl und Gas lediglich zehn Prozent sind. Ausführlich ging Thomas Zwingmann der Frage nach Sinnhaftigkeit, Kosten und Wirtschaftlichkeit von Sanierung der Gebäude und Wechsel der Heizungsart nach. Sowohl Maßnahmen zur Senkung des Wärmebedarfs durch Verbesserung der Dämmung und Isolierung des Hauses als auch eine Umrüstung der Heizung sind aufwendig und kostenintensiv. Sinkt der Wärmebedarf, kann es durchaus zu dem nicht gewollten Ergebnis kommen, dass sich die Umrüstung der Heizung als unwirtschaftlich herausstellt. Zwingmann stellte anhand von Beispielen verschiedene Varianten der Sanierung von Gebäuden und Heizungsarten vor, ging auf die zu erwartenden Kosten in ihrer Gesamtheit und die Zeitspanne einer Amortisation der Aufwendungen ein und betonte, dass jeder Einzelfall vor einer Entscheidung sorgfältig geprüft werden müsse. Dieser Teil der Ausführungen fand naturgemäß großes Interesse bei den Zuhörern, die sich intensiv nach realen Alternativen für Nachtstromspeicherheizungen erkundigten und wissen wollten, wann sich ein Austausch der Heizung lohne. Der Referent wies in seinen Antworten immer wieder daraufhin, dass nachhaltige Lösungen nur auf erneuerbaren Energien basieren könnten. Abschließend stellte er verschiedene Förderungsmöglichkeiten vor, die unter anderem vom Land (progres.NRW), dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und der Kreditanstalt für Wiederaufbau angeboten werden.
Einen weiteren Interessensschwerpunkt des Abends bildete die Frage nach der Zukunft der Stromspeicherheizung. Spontan applaudierte das Auditorium bei der Feststellung eines Teilnehmers, dass diese Heizungsart durchaus wieder interessanter werden kann, wenn der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien weiter steigt. Denn dies bedeute Wärme ohne CO2-Emissionen. Er wies auf einen Zeitungsartikel hin, in dem berichtet wird, dass Dänemark für Neubauten den Einbau von Öl- und Gasheizungen untersagt. Ein anderer Zuhörer berichtete über ein Projekt, das zurzeit als Versuch in verschiedenen Haushalten in Meckenheim sowie anderen Städten läuft. Dabei werde überschüssiger Strom aus Wind- und Sonnenergie in Stromspeicherheizungen nicht nach dem bisher üblichen Tag-Nacht-Rhythmus gespeichert, sondern unter Ausnutzung der beim Stromverbrauch auch tagsüber auftretenden Verbrauchsschwankungen, das heißt unter Nutzung der jeweiligen Verbrauchsdellen. Ökologisch erzeugter Strom stehe mehr als genug zur Verfügung. Er werde gegenwärtig zu Billigpreisen in die Nachbarländer verkauft, während der Verbraucher hierzulande dieses mit seinen Strompreisen subventioniert.
Erdmute Rebhan fasste in ihrem Schlusswort zusammen: „Der interessante Vortrag hat gezeigt, dass die Senkung des Wärmebedarfs in den Häusern der beste Weg ist, Kosten zu sparen. Welche Maßnahmen darüber hinaus sinnvoll sind, lässt sich nur im Einzelfall entscheiden. Langfristige Modellrechnungen haben immer den Nachteil, dass sie über die zukünftige Preis- und Technikentwicklung nur spekulieren können. Die Energiewende und das Ende der fossilen Energiegewinnung werden uns jedenfalls noch über Jahrzehnte beschäftigen.“
Pressemitteilung des
SPD-Ortsvereins Meckenheim
