Dampfanlegestelle in Engers wurde vor 66 Jahren eingeweiht - Historische Betrachtungen von Jürgen Moritz
Als die weiße Flotte der KD noch in Engers Station machte...
Engers. Genau 66 Jahren ist es jetzt her, dass die Engerser am 12. September 1948 mit einem großen Fest die Einweihung ihrer neuen Dampferanlegestelle feiern konnten. In den schwierigen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war dies ein ganz besonderer Tag für die Menschen im rührigen „Flecken“. Der Engerser Verkehrsverein hatte mit dafür gesorgt, dass in jener schweren Zeit die Menschen mit einer Dampferfahrt auf dem Rhein die Sorgen und Nöte der Nachkriegszeit ein wenig hinter sich lassen konnten.
Zahlreiche Engerser Bürger und Gäste hatten sich an diesem Septembersonntag am Engerser Rheinufer eingefunden, an der Spitze Regierungspräsident Dr. Sommer, Landrat Bruchhäuser, der französische Kreisdelegierte, Bürgermeister Schumann sowie die Bürgermeister aller Gemeinden des Amtes Engers, um das erste Schiff zu begrüßen. Sogar die Bürgermeister der linksrheinischen Rheingemeinden von Wallersheim über Mülheim bis nach Urmitz machten den Engersern ihre Aufwartung. Nach einer Festouvertüre, aufgeführt vom Musikverein Engers sowie Liedbeiträgen des Männergesangvereins erfolgte die kirchliche Weihe des Steigers. Danach ging es an Bord des Dampfers „Elberfeld“ der KD auf eine kleine Rheinrundreise. Ein Transparent mit einem „Gruß aus Engers“ schmückte den Dampfer. Man fuhr rheinabwärts bis zur Baustelle der im März 1945 gesprengten Kronprinzenbrücke, die zwischenzeitlich stillgelegt worden war und über die erst im Jahr 1954 wieder der Zugverkehr aufgenommen werden sollte. Rheinaufwärts ging es bis nach Kesselheim.
Insgesamt drei Mal legte die „Elberfeld“ an diesem Tag in Engers ab um mit ihren Passagieren auf eine Rundreise durch das ehemalige Kunostein-Engerser Gebiet zu gehen. Beschlossen wurde der bedeutende Tag für die Region mit Tanzmusik in den Lokalen des Ortes. Für die KD war Engers in jener Zeit nicht unbedeutend, da die Schifffahrtsgesellschaft im Jahr 1949 sogar die Einrichtung einer Schiffstankstelle in der Nähe des Steigers beantragte. Die Fahrkartenverkaufsstelle wurde zunächst von der in Engers ansässigen Reederei Karl Tiedtke übernommen, bevor sie ab 1950 von der Gemeinde selbst betrieben wurde. Auf der obigen, ein wenig vergilbten Ansichtskarte aus der Sammlung von Jürgen Moritz, legt die „Elberfeld“ am Engerser Steiger an. Leider konnte der Autor nicht feststellen, ob die Aufnahme im Zusammenhang mit der Eröffnung der Anlegestelle steht. Zumindest sah es am Engerer Rheinufer im Jahr 1948 so aus, wie auf der Ansichtskarte, denn der Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Mittelteils der im Hintergrund erkennbaren Kronprinzenbrücke begann erst zu Beginn der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts und endete im Ende Mai 1954 mit der ersten Zugfahrt.
Jürgen Moritz
