Bad Breisiger Künstler stellen sich den Problemen der Gegenwart
„Kontraste“ - eine aufrüttelnde Kunstausstellung
Bad Breisig. „Kontraste“ hatten die quellenstädtischen Künstler die Herbstausstellung ihrer kreativen Arbeit im Jugend- und Kulturbahnhof überschrieben. Zur Vernissage waren viele Ehrengäste - darunter MdL Guido Ernst und Mandatsträger der Stadt - geladen. Die Bad Breisiger Künstler - Initiative hatte bewusst den 11. September als Datum für ihre Vernissage gewählt, hatte man sich doch diesmal mit den dunklen Aspekten unseres Daseins mittels Pinsel, Spachtel, Tusche und Kamera auseinandergesetzt. Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch fand dazu in ihrer Eröffnungsrede die passenden Gedanken: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das besonders, wenn wir uns mit den furchtbaren Katastrophen, den entsetzlichen historischen Ereignissen, den Kriegen aller Zeiten und den damit ausgelösten Völkerwanderungen auseinander setzen; alles Ereignisse, bei denen auch - und vor allem nachhaltig - die Seele leidet. Es gibt bei all diesem furchtbaren Geschehen aber gottlob auch Erhebendes, Schönes, an dem die Seele gesundet, zum Beispiel Wellen der Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit.“ Die Rednerin ging auf aktuelle Themen der Vertreibung, der Not der Flüchtlinge ein. „Wie können wir helfen? Was kommt auf uns zu? Wie sollen wir das schaffen, die Integration der vielen Menschen, die zu uns kommen - und noch kommen wollen? Menschen anderen Aussehens, anderen Glaubens, vielleicht mit religiösem Sendungsbewusstsein? Das alles macht Angst.“ Aber Gabriele Hermann-Lersch verschloss auch nicht die Augen vor der nicht weg zu diskutierenden Realität: „All das kann uns Christen kein unbekanntes Phänomen sein. Auch die christliche Religion wurde einst in Kriegszügen im Abendland und im Rahmen der Zwangskolonisierung verbreitet. Schwert und Kreuz - die deutlichsten Attribute für einen Kontrast, wie er hier künstlerisch dargestellt wird.“ Und sie ging auf die in vielen der 30 ausgestellten Werke dargestellten Sujets ein: „Wie kann man zum Beispiel das Entsetzen des 11. September 2001 darstellen? Bilder, wie sich Menschen in ihrer Not aus 100 m Höhe in die Tiefe stürzen? Bilder von der todbringenden Flucht über das Meer? Bilder von nach Hilfe schreienden Menschen auf der Flucht?“ Es bedürfe schon das Foto eines kleinen ertrunkenen Kindes am Strand, um auch den letzten Zeitgenossen aufzurütteln und das Entsetzen der Flucht jedem zu verdeutlichen.
Mut und Initiative
Im Resümee lobte die Stadtbürgermeisterin den Mut und die Initiative der Bad Breisiger Künstler - Gemeinschaft, die so schwierigen Themen in ihrem „Kontrast“ kreativ anzugehen und damit zu helfen, die Öffentlichkeit wach zurütteln; in Bildern ohne Worte, aber deren Visualität in ihrer Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lasse. „Gehen wir auf die Bilder ein, in denen jeder Künstler für sich zeigt, wie er Schrecken und Freude empfindet, Gegensätze, jeweils aus seiner eigenen Lebensperspektive betrachtet, getreu nach dem Motto, das sich die rührige Bad Breisiger Künstler-Initiative selbst gegeben hat: ‚Leben ist Kunst, Kunst ist Leben‘.“ Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach schloss sich in einem kurzen Grußwort der Vorrednerin an und sparte nicht mit Komplimenten, wie sich die Künstler der schwierigen Themen Terror, Vertreibung, Flucht, Schuld und Hilfe angenommen haben. „Es ist gut, dass sie in ihren Gemälden nicht nur - was auch wichtig ist - die Natur in ihrer Schönheit darstellen, aber auch die Augen vor den Problemen unserer Zeit öffnen. Sie erfüllen damit eine wichtige sozialkritische Aufgabe, denn Bilder rütteln auf - zwingen zum Nachdenken, können Stimmungen beeinflussen.“
Initiative von Hilla Hildebrand
Er würdigte die Initiative von Hilla Hildebrand, der nimmer müden Vordenkerin und Antreiberin der ihr befreundeten Künstler. Hilla Hildebrand dankte ihrerseits für die Unterstützung der Stadt, besonders der Tourist-Information. In der Folge organisierte sie die aufgelockerte Führung der Kunstschaffenden durch ihre Exponate, in vielen Fällen verbunden mit einer Diskussion der Anlässe und Hintergründe für die kreative Beschäftigung mit dem einen oder anderen Thema. Genau elf Mitglieder ihrer Künstler-Initiative hatte Hilla Hildebrand dazu bewegen können, die schwierigen aktuellen Themen mutig, mit viel Phantasie, mit Pinsel, Spachtel, Acryl, aber auch mit Tusche und Kamera auf Leinwand, Holz und Karton ins Bild zu setzen. Mit dabei waren Annegrete Brix, Walter Buhr, Klaus Marek, Erika Weißenhagen, Willi Weißenhagen, Hilla Hildebrand, Lisa Leukert, Klaus-Peter Püschel, Sophie Adran, Erto Isik und Doris Anger. Da sind unter die Haut gehende Darstellungen zu sehen, wie zum Beispiel das Zusammenbrechen der beiden Türme beim Terroranschlag am 11. September 2001 (Erika Weißenhagen, Acryl), die nach Hilfe schreiende Flüchtlingskolonne in der Wüste (Erto Isik, Acryl), die satirische Installation „Liebet eure Feinde!“, die mit der jeweiligen Überheblichkeit der Religionen abrechnet (Hilla Hildebrand, unterschiedliche Materialien) oder die mit künstlerisch inspirierter Kamera ins Bild gesetzte Krone als Symbol sowohl positiv ausgeübter, als auch erschreckender Macht (Walter Buhr). Der Platz reicht hier nicht, um alle interessanten Werke und Künstler zu würdigen - die Ausstellung ist bis 27. September, freitags, samstags und sonntags jeweils von 16 bis 19 Uhr, kostenfrei zu besichtigen. Dabei stehen Künstler für Frage und Antwort zur Verfügung.