Auf den Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen
Andernach. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Andernach hatte am Samstag, dem 21. September 2024, zu einer Tagesfahrt nach Flammersfeld und Weyerbusch eingeladen. Zuerst besuchte die Gruppe Interessierter das Raiffeisenhaus in Flammersfeld, in dem der Sozialreformer sechs Jahre lang als Bürgermeister arbeitete und wohnte.
Vor über 150 Jahren entwickelte Raiffeisen Ideen und Grundsätze zur Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung für die notleidenden Bauern und Handwerker. Die Bauern wurden durch Abfindungszahlungen an ehemalige Gutsherren belastet. Die Handwerker litten unter der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umstrukturierung und verloren oftmals ihre wirtschaftliche Existenz. Vom 19. Jahrhundert bis heute sind in 100 Ländern Europas, Asiens und Amerikas 500 Millionen Menschen in rund 90.000 Genossenschaften organisiert. Die letzte Gründung einer Genossenschaft war übrigens in Addis Abeba.
In Weyerbusch besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das dortige Raiffeisenhaus und den Backes (das Backhaus). In der Raiffeisenbegegnungsstätte erfuhr die Besuchergruppe ausführlich etwas über das Leben Raiffeisens und über sein Engagement aus dessen christlicher Sozialethik heraus, die seiner persönlichen sozialen Betroffenheit entsprang. In einem Brief des Sozialreformers an den Fürsten Hermann zu Wied aus dem Jahre 1863 heißt es, dass es in seinem Tun um nichts anderes gehe, als seine „Christen- und Menschlichkeitspflicht gegen die Unbemittelten zu erfüllen“, und er habe lediglich das Wohl seiner Mitmenschen im Auge.
Für die verschiedenen Konfessionen der Besuchergruppe war eine Aussage Raiffeisens wichtig: „Nach meiner festen Überzeugung gibt es nur ein Mittel, die sozialen und besonders auch die wirtschaftlichen Zustände zu bessern, nämlich die christlichen Prinzipien, selbstredend ohne Rücksicht auf die Konfession, in freien Genossenschaften zur Geltung zu bringen.“ So steht es in einem Schreiben Raiffeisens an Graf Solms-Laubach von 1882.