Vernissage der Ausstellung der Künstlerin Nadja Nafe im Kunstverein Linz am Rhein
Auf die Wahrnehmung der Betrachter kommt es an
Linz. Viele Kunstinteressierte waren der Einladung des Kunstvereins Linz zur Vernissage der Ausstellung „Der Moment zwischen Jetzt und Später“ von Nadja Nafe gefolgt. Leider konnte die Künstlerin aufgrund einer Erkrankung nicht anwesend sein. Doch es gibt eine gute Nachricht: Sie wird stattdessen im Rahmen einer Finissage am Sonntag, 28. Juli ab 14 Uhr für ein Künstlergespräch zur Verfügung stehen. Der Kunstverein lädt bereits jetzt dazu ein.
Trotz der unvorhergesehenen Umstände führte die Kunsthistorikerin Julia Ritterskamp auf der Vernissage wie geplant in das Werk von Nadja Nafe sowie in die Ausstellung ein. Nach einleitenden Worten über den Werdegang der Künstlerin ging sie auf den Titel der Ausstellung ein. Der Moment zwischen Jetzt und Später sei ein Kippmoment. Das Jetzt sei gerade real, das Später noch nicht da, so dass man noch nicht wisse, wohin es ginge. Jede Entscheidung im Jetzt könne theoretisch den Ausgang einer Situation verändern. Das gelte für unser Leben ebenso wie für die Malerei.
Ritterskamp bezog sich im Weiteren auf konkrete Aspekte in den ausgestellten Arbeiten und verdeutlichte anhand dessen ihre Ausführungen. Sie wies auf die künstlerische Handschrift von Nadja Nafe hin und wie sich diese entwickelt habe. Die aktuelle Ausstellung sei die freieste, die die Kunsthistorikerin je von der Künstlerin gesehen habe. Habe diese früher in jedem Bild eine eigene Welt dargestellt, so wäre es nun so, dass sie den gesamten Raum genutzt habe und diesen mit ihren Bildern quasi umklammere. So würden die Bilder als eigene Räume oder auch als Ausblicke in eine andere Welt fungieren.
Auffällig sei die Beschäftigung mit der Idee des Mikro- und Makrokosmos. Alle Arbeiten könnten das Weltall darstellen, aber auch den Blick auf eine Zelle durch ein Mikroskop, je nach der individuellen Wahrnehmung der Betrachter. Dies entspreche dem typischen Anliegen der Künstlerin. Es ginge ihr nicht darum, eine Geschichte zu erzählen, sondern um die Wahrnehmung, den künstlerischen Blick, die Einbeziehung der Betrachter. So werde aus dem Wirklichen – dem tatsächlich Gemalten – in der Interpretation beim Anschauen der Werke das Mögliche. Noch stärker werde dies sichtbar an den Scherenschnitten in feinem Papier. Die papierenen Vorhänge würden eine Bühne, einen Raum erschaffen.
Den Faktor der Zeit könne man wiederum an den verschiedenen Schichten des Farbauftrags auf den Bildern erkennen. Während die Künstlerin manche Formen und Farben langsam aufgetragen habe, wirkten andere Partien beinahe hektisch und eruptiv hinzugefügt.
Ritterskamp betonte, dass man bei Nadja Nafes Bildern alles in Frage stellen könne, z. B. was Vorder- und Hintergrund sei. Obwohl die Künstlerin nicht mit räumlichen Perspektiven arbeite und stark in einer 2D-Darstellung male, würden ihre Bilder durch die Art des Farbauftrags dennoch räumlich wirken.
Das Fazit zur Aussage der Ausstellung, so die Kunsthistorikerin, sei, dass sich alles verändere im Moment zwischen dem Jetzt und dem Moment nach dem Jetzt. Veränderung sei das einzig Verlässliche. Sie appellierte an die Besucher der Vernissage, entsprechend offen zu bleiben, sich inspirieren zu lassen von den Möglichkeiten und die eigene Wahrnehmung zu entdecken. Damit beendete sie ihre Ausführungen. Der Vorsitzende des Kunstvereins, Norbert Boden, lud anschließend alle Anwesenden ein, sich die Ausstellung in Ruhe zu Gemüte zu führen.
Öffnungszeiten der Ausstellung
7. bis 28. Juli, Freitag 16 bis 18 Uhr, Samstag/Sonntag 14 bis 18 Uhr
Finissage mit Künstlergespräch: 28. Juli, 14 Uhr