Drei Jahre nach der Flut: Wiederaufbau in der Kreisstadt läuft auf Hochtouren und zeigt schon Ergebnisse

Bürgermeister fordert Pflichtversicherung gegen Elementarschäden

10.07.2024 - 14:37

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Maßnahmenplan für den Wiederaufbau der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler umfasst rund 1000 Einzelprojekte bei einem Gesamtschadensvolumen von rund 1,7 Milliarden Euro. Die Zahl der Projekte wäre höher, doch hier setzt die Stadt auf die Bündelung von Maßnahmen. Bislang wurden rund 370 Förderanträge gestellt. Das bewilligte Gesamtvolumen beläuft sich auf 235 Millionen Euro (15 Prozent des Gesamtschadens)o. Euro. Abgerufen wurden bisher 115 Millionen Euro an Fördermitteln. Aktuell ist ein Antragsvolumen von rund 90 Millionen Euro in der Prüfung durch die SGD respektive die ADD. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer eines Förderantrags liegt zwischen wenigen Wochen und mehreren Monaten, wobei gerade Verfahren mit hohen Fördersummen überdurchschnittlich lange Verfahrensdauern aufweisen. Die 2023 noch bestehende Problematik der Vorfinanzierung wurde inzwischen durch eine Verfahrensanpassung beim Land entschärft, sodass bei Bewilligung einer Förderung bereits 40 Prozent der Fördersumme abgerufen werden können.

Diese Zahlen und Fakten nannte Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen anlässlich des dritten Jahrestages der Flutkatastrophe. Und es gebe sichtbare Fortschritte beim Wiederaufbau. „Nach der intensiven Planungs-, Finanzierungs- und Genehmigungsphase sind wir endlich bei vielen Großprojekten in die Umsetzung gestartet“, sagte Orthen bei einem Pressegesprächs zum Jahrestages. „Im gesamten Stadtgebiet werden die Baustellen immer sichtbarer, und das ist grundsätzlich eine gute Nachricht.


Immer mehr Baustellen


Demnach habe die Bautätigkeit der Stadt in den vergangenen Monaten erheblich zugenommen: Beispiele seien die Arbeiten an der Tennisanlage, die Fortschritte im Apollinaris-Stadion mit dem eröffneten Mittelplatz, dem neuen Hauptplatz inklusive einer Tartanbahn, sowie die laufende Fertigstellung des Ahrtorfriedhofs bis Ende des Jahres. Die Kita Rappelkiste sei bereits eingeweiht, und der Bau der Kita Blandine Merten habe begonnen. Der Neubau des Freizeitbades Twin und die Sanierung der Ahr-Thermen seien für das kommende Jahr geplant. „Auch der hochwasserangepasste Neubau der ersten drei Brücken im Stadtgebiet über die Ahr (Heppingen, Bachem, Landgrafen) soll noch im Laufe des Jahres starten“, erläuterte Stadt-Vize Peter Diewald. Die Bauzeit ist jeweils auf eineinhalb Jahre avisiert.

Neben den sichtbaren Fortschritten im Wiederaufbau gebe es auch in anderen Bereichen positive Entwicklungen in der Stadt: Durchschnittlich verzeichne das Einwohnermeldeamt jeden Monat aktuell rund 80 neue Mitbürger, sodass sich die Zahl der Einwohner mit derzeit gut 29000 dem Niveau vor der Flut (rund 30000) weiter annähert. „Dank der zahlreichen wiedereröffneten Gastronomiebetriebe und der Vielfalt an Veranstaltungen zieht auch der Tourismus als wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Kreisstadt an“, so Orthen.


Mehr Tempo bei Förderungen


Trotz dieser Fortschritte sieht der Bürgermeister an vielen Stellen noch dringenden Verbesserungsbedarf. „Die Prüfung von Förderanträgen dauert, besonders bei Projekten mit hohem Fördervolumen, oftmals noch sehr lange. Hier müssen unbedingt die Prozesse beschleunigt werden.“

Beim Thema Hochwasserschutz sei die Stadt entscheidende Schritte weitergekommen: Nach der abgeschlossenen Geschiebebeseitigung im Flussbett könne noch im Herbst mit der Umsetzung der Schutzmaßnahmen im Uferbereich gestartet werden. Allerdings ließe die überörtliche Planung des Hochwasserschutzes nach wie vor zu wünschen übrig: „Der Zweckverband mit den anderen Anliegerkommunen der Ahr befindet sich nach wie vor in der Gründungsphase. Es muss nun dringend eine Grundlage geschaffen werden, auf der wir gemeinsam aufbauen können“, betonte Orthen. Da sich das Einzugsgebiet der Ahr über zwei Bundesländer erstrecke, müsse sich zudem auch der Bund finanziell beteiligen. Gleiches gelte für den Katastrophenschutz, dessen Budgets für die technische Ausstattung nicht gekürzt werden dürften.


Stadt fordert Pflichtversicherung


Außerdem unterstrich der Stadtchef die Notwendigkeit einer Pflichtversicherung für Elementarschäden: „Die Flutkatastrophe hat uns allen mehr als deutlich vor Augen geführt, dass das gesamte Ahrtal bei Fragen der Bebauung in Zukunft anders gedacht werden muss. Dies betrifft auch den Versicherungsschutz von Gebäuden bei Elementarschäden, der wie viele Menschen hier und in anderen Hochwasser-Gebieten schmerzhaft erfahren mussten, vielfach nicht ausreicht.“ Dies sei kein rein Ahr-spezifisches Thema, so Orthen weiter, da Unwetterereignisse perspektivisch auch in anderen Regionen Deutschlands zunähmen: „Die Absicherung aller Bürger vor elementaren Risiken, wie Hochwasser, Starkregen oder anderen Unwetterereignissen, muss vor dem Eigeninteresse der Versicherungswirtschaft stehen.“ Hier sei der Bund als Gesetzgeber gefordert.

Die Gesamt-Situation in der Kreisstadt bleibe herausfordernd. „Die Beeinträchtigungen durch die zahlreichen Baustellen werden uns alle noch länger begleiten. Umso mehr freue ich mich darüber, dass laut unserer jüngsten Umfrage die Mehrheit der Einwohner positiv in die Zukunft blickt und den Wiederaufbau als Chance begreift.“


Mehr Informationen


Dem ebenfalls in der Umfrage geäußerten Wunsch nach mehr Information rund um den Wiederaufbau komme die Stadt gerne nach: Eine neue Website werde im Rahmen der #wiederbunt-Kampagne künftig noch aktueller und vielfältiger über den aktuellen Stand informieren. Außerdem seien weitere Baustellenführungen und -feste geplant. Und auch das etablierte Video-Format, in dem Bürgermeister Guido Orthen aktuelle Fragen zu Themen wie Provisorien, Entsiegelung und Zuständigkeiten beantwortet, werde beibehalten und über die sozialen Netzwerke kommuniziert. „Für eine solche Mammutaufgabe ist ein konstruktiver Dialog aller Beteiligten über sämtliche Kommunikationskanäle enorm wichtig und ich danke allen Mitbürgern, die dazu beitragen“, so Orthen.

Einen ausdrücklichen Dank richtete Orthen auch an die Mitarbeiter des Rathauses und der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft sowie die vielen weiteren am Wiederaufbau Beteiligten in den städtischen Gesellschaften, bei Planungsbüros und Projektsteuerern, in Baufirmen sowie den Förder- und Genehmigungsbehörden, die angesichts der Vielzahl der Projekte und des anhalten Fachkräftemangels weit über ihre Belastbarkeitsgrenzen den Wiederaufbau der Stadt voranbringen. „Auch von außen werden wir nach wie vor in vielerlei Hinsicht unterstützt, beispielsweise durch Spenden, die tolle Projekte wie das Kleinspielfeld des TUS Ahrweiler oder den neuen Skatepark ermöglicht haben. Diese Projekte zeigen, wie stark unser Gemeinschaftsgeist ist und lassen uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.“ GS

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