Weibern feierte vier Tage lang seine Kirmes zum Hochfest der Patrone Peter und Paul
Buntes Treiben vertreibt Frust über das EM-Aus für die Nagelsmann-Equipe
Weibern. Florian Müller ist Weiberner Urgestein, Steinmetz und seit neuestem Bürgermeister des 1500-Seelen-Ortes im oberen Nettetal. Handwerker machen bekanntlich nicht viele Worte. Und so zeigte sich niemand verwundert, über Müllers wohl kürzeste Ansprache zu einer Kirmeseröffnung in der Eifel. Nur vier Tage nach seiner Amtseinführung gab er am Bierstand vor der Robert-Wolff-Halle den Startschuss zu Peter-und-Paul-Kirmes: „Prost.“ Mit dabei: Müllers Vorvorgänger im Amt, Peter-Josef Schmitz, der sich wie viele Kirmesbesucher in Vorfreude auf das Viertelfinalspiel der EM gegen Spanien in ein deutsches Trikot geschmissen hatte. Ein Umstand, dem Müller wenig später auch nachkam, denn in der großen Sporthalle fieberten die Fans dem Match entgegen.
Da war die Welt noch in Ordnung. Nur drei Stunden später war die Kirmesstimmung auf dem Tiefpunkt. Ungezählte „Nationaltrainer“ debattierten über den nicht gegebenen Handelfmeter, haderten mit dem 1:2 der Nagelsmann-Equipe und dem EM-Aus für die Mannschaft, die dennoch eindeutig als „Sieger der Herzen“ in die Fußballgeschichte eingehen wird. Und wieder hieß es „Prost“, denn Frust gehört runtergespült.
Oder vertrieben. Und da gab es in dem Dorf, dessen Steinmetze ihre Spuren am Kölner Dom und am Olympiastadion in Berlin hinterlassen haben, eine geniale Möglichkeit. Denn bei der Kirmes feierte eine Geisterbahn Premiere, die schon in einem großen Boulevardblatt und in einer TV-Reportage Furore gemacht hat. Aiko und Stefan Bartsch waren mit ihrer Neuerwerbung extra aus Niedersachsen angereist und präsentierten mit ihrem „Spukschloss“ eine Attraktion aus dem Jahr 1964, die sie in liebevoller Arbeit seit dem vergangenen Jahr restauriert und auf den aktuellen Stand gebracht haben. Gruseln gegen Frust ist eben auch eine Möglichkeit. Und wer ihn lieber abtanzte, hatte dazu bei der Band „MaJor“ die Passende Gelegenheit.
Und Möglichkeiten sich von der Niederlage zu erholen gab es an den folgenden Kirmestagen genug. Samstags ging es nach einem Gottesdienst in Sankt Barbara im Festzug samt 25 Meter langen Kirmesbaum mit Musik und allen Gruppierungen des ausrichtenden Vereinsringes zum Festplatz. Dort wurde die Tanne, die jedem Dorfmaibaum zur Ehre gereicht hätte, per Traktor aufgestellt. Und wieder brachte Musik Stimmung auf den Festplatz, diesmal mit den „Moonshiners“.
Sonntags kamen dann die „Marktspezialisten“ auf ihre Kosten. Denn der Krammarkt ist fester Bestandteil, des Festgeschehens. Da reichte die Auswahl vom Kartoffelschälmesser bis zum Feinripp. Und es soll auch „Eifeltracht“ gesichtet worden sein: „Kiddelschürz un Jummistivvel“.
Kinder kamen am Nachmittag bei der Zaubershow von „Tim Salabim“ auf ihre Kosten, für Kalorien sorgte ein abwechslungsreiches Kuchenbüfett. Süße Stärkung, die es auch beim Finale am Montag zu den Klängen der Weiberner Blaskapelle gab. Und auch den Schlussakkord setzten Lokalmatadore. Die Gebrüder Sebastian und Raphael Schlich sind seit ihrer Kindheit dem Weiberner „Nationalsport“ Handball und der Musik verfallen. Als Akustik-Rock-Duo „Glad Valley“ brillierten sie mit Songs aus fünf Jahrzehnten, so richtig nach dem Geschmack des Publikums, dem die Kurzweil zum Hochfest der Patrone Peter-und-Paul die gute Laune nach dem vermasselten Start wiedergegeben hatte.
GS