Neuaufnahme des Neuwieder Kulthits nach 38 Jahren
Das große Comeback des Mülltonnenblues
Neuwied. Viele Neuwieder, die heute zwischen 40 und 55 Jahre alt sind, dürften sich noch gut an sie erinnern: Im Jugendtreff „Schalom“, den Sporthallen und Aulen verschiedener Schulen und auf diversen Festivals in der Region war die Schülerband „Zaphod Beeblebrox“ Ende der 1980er Jahre eine feste Größe. Neben beliebten Rockklassikern spielte die Band von Anfang an auch eigenes Material – damals eine Seltenheit. Und irgendwo in einem Kinderzimmer in Irlich, im Schulbus oder in einem Probenraum muss damals der erste selbstkomponierte Song entstanden sein: „Der Mülltonnenblues“. Schnell entwickelte sich der von Martin Renzler geschriebene und von der Band ausarrangierte Song zum Fanliebling und Kultklassiker, der fortan – oft mit ausufernden Improvisationen – stets als Schlusspunkt aller Konzerte abgefeiert wurde.
Danach wäre der Song vermutlich für immer in den Hinterköpfen der Menschen verstaubt, die damals ihre Jugend in Neuwied erlebt haben. Die Wege der Band trennten sich, und aus den Jungs sind Männer und Familienväter mit soliden Berufen geworden. Es waren die Corona-Lockdowns, die Erinnerungen an die alten Tage wieder aufleben ließen. Martin Renzler, Andreas Fritsch und Tino Moskopp, die mit der bis heute existierenden Nachfolgeband „Thin Men“ gelegentlich im Studio eigene Songs aufnehmen, kommen auf die Idee, eine neue und endgültige Fassung des damaligen Hits einzuspielen. Schnell ist klar, dass dieses Projekt nur erfolgreich sein kann, wenn auch die damals beteiligten Musiker dabei sind. Und so werden freitäglich abends Videokonferenzen gehalten, in denen sich die (Ex-) Musiker von alten Zeiten erzählen, aus der Distanz mit ein paar Flaschen Bier anstoßen, und sich schnell einig werden: „Der Mülltonnenblues muss nochmal an die Öffentlichkeit und ins 21. Jahrhundert!“.
Eine illustre Truppe
Marco Laufenberg, damals Sänger der Band, der mittlerweile als Comedian, Sprecher und Publikumsaufheizer bei TV-Shows arbeitet, musste das Singen zwar erst wieder etwas üben – sagte aber sofort zu. Tino Moskopp, der inzwischen als professioneller Schlagzeuger und Dozent tätig ist, nutzte für die Aufnahme neben seinem Schlagzeug eine echte Mülltonne. Die Gitarrenparts spielten Andreas Fritsch und Christoph Mechenich ein – letzterer dürfte vielen von seinen Auftritten mit unterschiedlichen Bands bei der Irlicher Kirmes bekannt sein. Einen deutlich weiteren Weg müssen die Percussionparts des Original-Schlagzeugers hinter sich legen – der lebt nämlich inzwischen in Wellington, Neuseeland. Bis kurz vor Schluss ist noch unklar, woher die Piano- und Keyboardparts kommen sollen. Der eigentliche Star der Formation ist viel beschäftigt: Frank Löhr ist nicht nur Träger des Kulturpreises der Stadt Neuwied, sondern schon lange Professor für Dirigieren, Chor- und Ensembleleitung. Für seine Auftritte umreist er gemeinsam mit Stars der klassischen Musik die ganze Welt. Zu Sicherheit lässt sich die Band vom damaligen Ersatz-Schlagzeuger Enno Nilson, der inzwischen zu den Tasten gewechselt hat, imposante Piano- und Orgelparts liefern.
Doch unmittelbar vor dem Misch-Termin kommt doch noch die ersehnte Post aus Hamburg: Frank Löhr zeigt, dass er noch immer manchmal „Bock auf Rock“ hat und schickt, zwischen Gastspielen in Japan und Österreich, eine ausgefeilte Pianospur, gespickt mit Reminiszenzen an damalige musikalische Lieblinge. Von der Elbphilharmonie an den Pegelturm – der Mülltonnenblues macht es möglich! Für zusätzliche Atmosphäre sorgen dann noch Chöre, die Laufenberg vor einer Chartshow vom TV-Studiopublikum einsingen lässt. Den eigenen Gesang zeichnet er im heimischen Keller auf – mit Zwangspausen, wenn die Heizung im Nebenraum anläuft.
Um dem Stück dann ein perfektes Sounddesign zu verpassen, traf sich der Großteil der Band dann noch einmal „Live“ in Neuwied: Das Mastering fand im Merlin-Soundstudio von Peter Dümmler statt, der zwar nie Mitglied von „Zaphod Beeblebrox“ war, aber damals zu den Fans der allerersten Stunde gehörte. Mit Herzblut, Fachwissen, Akribie und gutem Ohr veredelte der weit über die Deichstadt hinaus bekannte Profi-Gitarrist das Kult-Stück und verhilft ihm in ehrfürchtiger Rücksicht auf das Originalwerk zum Sprung ins 21. Jahrhundert. Dem Resultat ist – vor allem, was den Text anbelangt – die Herkunft im Schülermilieu deutlich anzuhören. Musikalisch und soundtechnisch ist der „Mülltonnenblues“ aber auf höchstem Niveau, und verdient so nicht nur aus Nostalgiegründen Anerkennung.
Besonderen Zeitpunkt für die Veröffentlichung gewählt
Nun wartet die Band sehnsüchtig auf die Veröffentlichung – wer die Anspielung auf den Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ im Namen der Band versteht, wird sich nicht wundern, warum die auf den 12. Januar, 11.42 Uhr gelegt wurde. Den 4:42 Minuten langen Blues gibt’s kostenlos als Download unter http://www.mülltonnenblues.de. Und man darf gespannt sein, ob „Zaphod Beeblebrox“ auch wieder den Weg auf Neuwieder Bühnen findet.
Schönes Lied, auch wenn ich mich da gar nicht genau dran erinnern kann, aber das groovt und auch ein cooles Video! Aber sooo alt sehen die eigentlich auch noch gar nicht aus ;-)
Jedenfalls ne schöne Sache!
Klasse Idee! Ichbfreue mich auf den Song und würde es begrüßen, die Jungs auch nochmal hier in der Stadt zu sehen. Deichstadtfest evtl?
Das ist ja eine tolle Geschichte! Ich bin gespannt auf den „Mülltonnenblues“, der mir damals tatsächlich entgangen ist - aber ich bin auch eine halbe Generation älter…
Toll auch zu hören, was unsere Stadt für erfolgreiche Kulturschaffende hervorgebracht hat: ZAPHOD BEEBLEBROX nochmal auf der Bühne - ich würde es begrüßen!
GROSSARTIG! Das wurde aber auch echt Zeit! Was haben wir die Band und besonders DIESEN Song damals abgefeiert! Danke! Ich bin echt gespannt :-)