Demokratiegeschichte erkundet
Remagen. Im Verlauf des Wintersemesters am Campus Remagen stand die Auseinandersetzung mit der Demokratiegeschichte auf dem Lehrplan. Im Dezember unternahmen acht Austauschstudierende der Hochschule Koblenz, darunter Teilnehmer vom Campus Remagen und Campus Koblenz, gemeinsam mit ihren „Buddies“ eine Exkursion in die Mainmetropole Frankfurt.
Bereits während der Orientierungswoche hatten sich die Studierenden mit Geschichte und Landeskunde beschäftigt und Hinweise zu regionalen Erinnerungsstätten sowie historisch relevanten Einrichtungen erhalten. Diese Thematik wurde im Rahmen der Lehrveranstaltung „Deutsch als Fremdsprache“ von Annette Holzapfel weiter vertieft. Daraus ergab sich die Idee, eine Exkursion nach Frankfurt durchzuführen und diese durch Kurzreferate zu den Erinnerungsstätten in Frankfurt inhaltlich zu gestalten. Nach der Ankunft der Gruppe am Frankfurter Hauptbahnhof konnten die Teilnehmer auf dem Weg zum historischen Rathaus „Römer“ die Hochhäuser deutscher Großbanken bewundern. Elda Halili aus Albanien hatte Informationen zur Finanzwelt Frankfurts zusammengestellt. Die erste Station des Stadtrundgangs war Goethes Geburtshaus. Rindi Gjikolli, ebenfalls aus Albanien, hielt einen Kurzvortrag über die vielfältigen Facetten des deutschen Dichters und Gelehrten Johann Wolfgang von Goethe, was einige Teilnehmer dazu motivierte, das Goethehaus unmittelbar danach zu besuchen. Am „Römer“ empfing Dr. Kai-Michael Sprenger, Gründungsdirektor der Stiftung der Orte der deutschen Demokratiegeschichte mit Sitz in Frankfurt, die Gruppe. Der Historiker erklärte die Entstehung des deutschen Föderalismus, das mittelalterliche Wahlkönigtum und die Bedeutung der freien Reichsstadt Frankfurt.
Während des Besuchs der Paulskirche berichtete Krishna Kothamasu aus Indien über die Sitzung der 1. Deutschen Nationalversammlung im Jahr 1848. Historiker Sprenger vermittelte den Studierenden spannende Details zur deutschen Demokratie- und Nachkriegsgeschichte. Schließlich erklärte er den Ursprung der deutschen Flagge und die Bedeutung der Worte „Nie wieder! Nie wieder! Immer wieder!“, das Bekenntnis Deutschlands gegen Krieg, Faschismus und Holocaust sowie für den Aufbau der Demokratie.
Besonders beeindruckt waren die Studierenden von der Tatsache, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Paulskirche aufgrund ihrer Rolle als nationales Symbol für Freiheit und Demokratie kurz nach dem Krieg als eines der ersten wieder aufgebauten Gebäude in Frankfurt galt. Ebenso hinterließ der wichtigste Artikel des deutschen Grundgesetzes, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, einen bleibenden Eindruck. Die Ausführungen zur Nachkriegsgeschichte ließen vor allem die Geschichte des „Schokoladenbombers“ Gail Halvorsen im Gedächtnis der Studierenden haften. Die Studierenden zeigten auch großes Interesse an der langen Geschichte der Juden in Deutschland, was sie zu einem Besuch des Jüdischen Museums inspirierte.
Selsela Arya, Betreuerin für Incoming Students am RheinAhrCampus, lobte diese Initiative und dankte insbesondere Herrn Dr. Sprenger von der Stiftung der Orte der deutschen Demokratiegeschichte, der seine Zeit den Studierenden zur Verfügung gestellt und ihnen eine intensive Auseinandersetzung mit zentralen Aspekten der Verfassungskultur ermöglicht hatte. Auch Frau Holzapfel wurde für ihre Vermittlung und Begleitung dieses Kontakts gewürdigt. BA