Hans Peter Kürten wurde unter stehenden Ovationen von über 100 Gästen zum Ehrenbürger der Stadt Remagen ernannt
„Die Stadt ist maßgeblich durch Ihr Handeln und Wirken geprägt worden“
Remagen. Einen bewegenden Moment erlebten über 100 Gäste im Foyer der Rheinhalle. Hans Peter Kürten, der ehemalige Bürgermeister der Rhein- und Römerstadt Remagen, wurde von Bürgermeister Björn Ingendahl mit einer langen Laudatio, die den Lebensweg von Kürten nachzeichnete, einer Ehrenurkunde und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Remagen zum Ehrenbürger der Stadt Remagen ernannt. Die Ernennung zum Ehrenbürger ist die höchste Auszeichnung, die eine Kommune als Zeichen einer besonderen Wertschätzung verleihen kann. Damit ist Hans Peter Kürten der erste Ehrenbürger der Stadt Remagen nach der kommunalen Gebietsreform 1969. Mit stehenden Ovationen feierten die über 100 Gäste den neuen Ehrenbürger Hans Peter Kürten, der von seiner Familie mit Ehefrau Carola Kürten begleitet wurde. Bereits 1990 war Hans Peter Kürten vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden.
Das Programm des Ehrungsabends
Den feierlichen, musikalischen Auftakt zum Ehrungsabend für Hans Peter Kürten gab das Trio Everson mit Frank von Häfen, Heike Schuh und Andreas Wahl. Die Musik zum Empfang lieferten die Oberschüler der Musikschule Remagen. Die Begrüßung oblag Bürgermeister Björn Ingendahl, der neben Landrat Dr. Jürgen Pföhler viele Vertreter aus der örtlichen Politik und von Institutionen willkommen hieß. Der letzte Ehrenbürger der Stadt sei mit Dechant Dr. Johannes Peters 1965 ernannt worden. Landrat Dr. Pföhler betonte in seinem Grußwort, dass der Tag für die Stadt Remagen und für Hans Peter Kürten ein ganz besonderer Tag sei. „Als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für Ihr jahrzehntelanges Wirken zum Wohle Ihrer Heimatstadt wird Ihnen heute die Ehrenbürgerwürde der Stadt Remagen verliehen. Zu dieser hohen Auszeichnung gratuliere ich Ihnen für den Kreis Ahrweiler, aber vor allem auch persönlich, von Herzen“, richtete der Landrat sein Wort an Kürten. „Sie waren fast drei Jahrzehnte hauptamtlicher Bürgermeister von Remagen und damit Mitglied der kommunalen Familie unseres Kreises Ahrweiler. Allein das ist eine enorme Leistung“, so Pföhler. In seiner Amtszeit sei Kürten viele herausragende Projekte zum Wohl der Heimatstadt angegangen, wie beispielsweise den Bau der Rheinhalle, die Fußgängerzone der Remagener Kernstadt oder den Bau der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“. Besonders hervorzuheben sei das herausragende Engagement um die Einrichtung des Friedensmuseums „Brücke von Remagen“. „Ihnen war die historische Bedeutung dieser über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus bekannten Rheinquerung immer bewusst. Die damalige Rheinüberquerung der Amerikaner am 7. März 1945 hat den Zweiten Weltkrieg entscheidend verkürzt. Sie haben maßgeblich dafür gesorgt, dass das ‚Friedensmuseum Brücke von Remagen‘ im Jahr 1980 gegründet wurde, als Begegnungsstätte für ehemals verfeindete Völker, als kulturelle Gedenkstätte und nicht zuletzt als Tourismusmagnet für Remagen und die Region. Sie haben das Museum professionell aufgebaut und Besucher aus aller Welt mit Ihren lebhaften Vorträgen begeistert. Sie sind und bleiben der geistige und organisatorische Vater dieses Friedensmuseums. Das ist wirklich eine beeindruckende Lebensleistung“, lobte Landrat Dr. Pföhler, bevor er Hans Peter Kürten die Dankurkunde des Kreises sowie einen guten Tropfen von der Ahr überreichte. In einer 30-minütigen und zwischendrin auch immer sehr bewegenden Laudatio zeichnete im Anschluss Bürgermeister Björn Ingendahl den Lebensweg und die großartige Lebensleistung von Hans Peter Kürten nach. Von seiner Geburt am 15. Mai 1929 in Langenfeld, über sein Abitur in Opladen, seiner „Lehre“ bei der Stadtverwaltung Langenfeld über seine erste und zweite Verwaltungsprüfung, seiner Ernennung 1957 zum Inspektor und seine Wahl mit knapp 28 Jahren zum hauptamtlichen Bürgermeister in Nastätten. 1964 sei er in Nastätten für weitere zehn Jahre zum Bürgermeister gewählt worden, Doch ihn habe es an den Rhein zurückgezogen. So habe er sich 1965 auf die Stelle des hauptamtlichen Bürgermeisters von Remagen beworben und sei am 12. Mai 1965 zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt worden. Die großen Leistungen, die Kürten schon in Nastätten geleistet hatte, hatten sicher auch zu seiner Wahl in Remagen beigetragen. Mit der kommunalen Gebietsreform habe sich 1969 das Betätigungsfeld von Bürgermeister Kürten deutlich vergrößert. So sei Kürten nun statt für 8000 Bürger für 13 500 Bürger zuständig gewesen. Bürgermeister Ingendahl nannte mit dem Allwetterbad, der Rheinhalle, den Fußgängerzonen in Remagen und Oberwinter, dem ersten Bauabschnitt des Gewerbeparks Remagen-Süd, in dem heute 60 Unternehmen 1200 Menschen einen Arbeitsplatz bieten, der Nordeinfahrt, auch wenn sie damals umstritten gewesen sei, dem Friedensmuseum und der Friedenskapelle Schwarze Madonna Meilensteine aus der Bürgermeisterzeit von Hans Peter Kürten. Besonders den enormen Einsatz von Hans Peter Kürten für das Friedensmuseum ließ Ingendahl detailliert Revue passieren.
Die Geschichte der Brückensteine
So habe Kürten damals im Stadtrat Geld beantragt, um die Steine der Verkleidung der Pfeiler ans Remagener Ufer bringen zu können. „Er erzählt gerne, dass viele der Stadträte dies damals für eine verrückte Idee hielten. Als die amerikanische Botschaft und einzelne Einheiten der US-Streitkräfte nachfragten, ob sie denn so einen dicken Steinbrocken zur Erinnerung mitnehmen dürften, kam Herr Kürten die Idee, die alten Steine zu Geld zu machen. Der erste Entwurf hatte noch die Größe eines Pflastersteins und seine Frau gab einem solchen „Staubfänger“, wie sie ihn nannte, keine Chance. Erst als Hans Peter Kürten bei einem Besuch des Gemeinde- und Städtebundes in einer Kohlengrube im Saarland kleine, in Kunstharzblöcke eingeschlossene Kohlestücke sah, wusste er, wie „seine Brückensteine“ aussehen mussten. Für den 7. März 1978 lud der „steinreiche Bürgermeister“ zur Vorstellung der Erinnerungsstücke und hatte ungeahnten Erfolg: Herr Kürten selbst äußerte zu Beginn gegenüber einer Journalistin die Hoffnung, „einige Hundert“ der Steine verkaufen zu können. Bis heute wurden 6.000 Brückensteine verkauft. Zudem gab es eine enorme Bekanntheit und viele der Käufer schickten Fotos und Dokumente der Brücke von Remagen, sodass es nun auch Material gab, welches man in den Brückentürmen ausstellen konnte. Die erste Ausstellung war noch „selbstgestrickt“: Für die wenigen vorhandenen Fotos und Dokumente fertigte der städtische Schreiner passende Rahmen mit Fensterglas aus Abbruchhäusern. Hans Peter Kürten und seine Frau Carola hängten die Bilder selbst auf. Seine Sekretärin tippte die Bildunterschriften nach Diktat vor Ort in den feuchtkalten Brückentürmen in die Schreibmaschine. Am 7. März 1980 konnte das Friedensmuseum Brücke von Remagen dann eröffnen. Bis 2019 hatte das Friedensmuseum mehr als 800.000 Besucher. 1981 gründete Bürgermeister Kürten mit 14 Remagener Bürgern den Verein „Friedensmuseum Brücke von Remagen e.V.“, so Ingendahl. Und dann stieß Kürten eines Tages auf die Figur der Schwarzen Madonna und deren Geschichte. Die dpa-Meldung brachte hunderte ehemalige Gefangene nach Remagen. Innerhalb von drei Jahren wurden genügend Spendengelder für den Bau der Kapelle am heutigen Rhein-Ahr-Campus gesammelt, die 1987 eingeweiht wurde. Mittlerweile hat es 15 Treffen mit ehemaligen Kriegsgefangenen gegeben. „Auch wenn es im vergangenen Jahr starke Turbulenzen im Verein Friedensmuseum gegeben hat und das Museum seit fünf Monaten geschlossen ist, versichere ich Ihnen, lieber Herr Kürten, dass ich mich nach Kräften für die Erhaltung Ihres Friedensmuseums einsetzen werde. Es ist viel zu wichtig für Remagen, als dass es auf Dauer geschlossen bleiben könnte“, versprach Bürgermeister Ingendahl. Ingendahl nannte noch eine ganze Reihe von großartigen Leistungen von Hans Peter Kürten. Mit Mut und Weitblick habe Hans Peter Kürten Projekte in Angriff genommen, von denen man in den 60er Jahren in Remagen nur zu träumen gewagt habe. „Die Stadt ist maßgeblich durch Ihr Handeln und Wirken geprägt worden“, sprach Ingendahl Kürten höchstes Lob aus, bevor er die Ehrenbürgerurkunde an Hans Peter Kürten verlieh. Der neue Ehrenbürger bedankte sich, nicht zuletzt für die Tatsache, dass er in Remagen die Chance hatte, viele große Projekte in Angriff nehmen zu dürfen. Nach minutenlangen stehenden Ovationen des Publikums bildete die Nationalhymne einen würdigen Abschluss des Festaktes.
AB