Vortragsreihe der VHS Weißenthurm: Wie Mayens Töpfer auf neue Anforderungen reagierten
Dr. Michael Herdeck beleuchtet mittelalterliche Töpfereitechniken
Weißenthurm. Veränderungen in der Technologie und sich wandelnde Kundenwünsche stellen seit jeher Herausforderungen für Unternehmen dar. Diese Dynamik machten im 12. und 13. Jahrhundert auch die Töpfereien in Mayen durch. Ein Vortrag der Volkshochschule der Verbandsgemeinde Weißenthurm widmete sich diesem Thema. Dr. Michael Herdeck vom Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie stellte die Entwicklung der mittelalterlichen Keramikproduktion in Mayen im Rahmen einer archäologisch-historischen Vortragsreihe vor.
Zu dieser Zeit entwickelte sich in Mitteleuropa eine Vorliebe für wasserundurchlässige und stoßfeste Keramikwaren. Die Töpfer von Mayen, einer Stadt mit einer langen Töpfereitradition seit der Spätantike, standen vor besonderen Herausforderungen. Herdeck erklärte den hohen Innovationsdruck: „Es mussten Öfen entwickelt werden, die geeignet waren, Temperaturen über 1000 Grad Celsius zu erreichen.“ Die Archäologen stießen auf einen um 1200 n. Chr. errichteten Experimentalofen in Mayen, der die Vorteile verschiedener Konstruktionsansätze vereinen sollte.
Die neuen Öfen erfüllten jedoch nur teilweise die Erwartungen der Töpfer: „In dem neuen Ofen konnten pro Jahr etwa 10.000 Gefäße gebrannt werden“, sagte der Fachmann für experimentelle Keramikarchäologie. Nur ein Teilbereich der neuen Ofenkonstruktion erreichte die Temperaturen, die für die Produktion von sogenanntem Protosteinzeug notwendig waren. Die restlichen Keramikwaren fanden jedoch immer noch Abnehmer als Irdenwaren.
Die Mayener Töpfereien verloren schließlich den Anschluss an die technologische und wirtschaftliche Entwicklung der größeren Steinzeugzentren und konnten die gewünschte Qualität nicht erreichen. Trotz dieser Rückschläge hielt die Töpfereitradition in Mayen bis ins 20. Jahrhundert an.
Den Abschluss der diesjährigen Vortragsreihe bildet eine Veranstaltung am Dienstag, 24. Oktober 2023. Dr. Lutz Grunwald und Dr. Stefan Wenzel vom Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie werden sich dem Wirtschaftsraum des Moselmündungsgebiets widmen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.BA