Bürgerinitiativen Ahrflut Altenburg, Heimersheim, Ehlingen-Green, Insul und Sinzig

Dritter Jahrestag der Flutkatstrophe 2021

08.07.2024 - 13:19

Kreis Ahrweiler.Am 14. Juli jährt sich zum dritten Mal die Flutkatstrophe 2021. Die Zerstörungen sind noch an vielen Stellen entlang der Ahr zu sehen, die Infrastruktur im Tal befindet sich weiterhin im Aufbau und immer noch leben viele Einwohner auf Baustellen oder stehen vor den Ruinen ihrer Existenz.

Im dritten Jahr nach der Flut sehen wir eine Vielzahl unterschiedlichster Flut Ereignisse. Über den Jahreswechsel gab es langanhaltendes Hochwasser in Niedersachsen, im Frühjahr dann Fluten im Saarland, in Sachsen, im Allgäu, am Bodensee oder jüngst in der Schweiz. All diesen Ereignissen ist eines gemeinsam, die Ursache liegt in außergewöhnlich starkem Niederschlag über einen längeren Zeitraum. Und dessen Ursache wiederum wahrscheinlich in der globalen Erwärmung. Nach den Berichten der Meteorologen und Klimaforscher haben die weltweiten CO2 Emissionen im 2023 einen neuen Höchstwert erreicht während gleichzeitig die höchsten Durchschnittstemperaturen seit Beginn der Aufzeichnung gemessen wurden.

Auch der Kreis Ahrweiler muss sich auf häufigere Starkregenereignisse einrichten und dem Hochwasserschutz und der Starkregenvorsorge eine höhere Priorität einräumen.

Drei Jahr nach der Flut ist es zudem Zeit ein erstes Zwischenfazit zu ziehen und das weitere Vorgehen zu diskutieren.

Bemerkenswert und nicht oft genug zu betonen ist die starke Hilfsbereitschaft nach der Flut und die Bereitstellung von über 13 Milliarden Euro an Mitteln für den Wiederaufbau. Hier liegt aber auch eines der Probleme. Zu oft wurde Wiederaufbau betrieben. Aus der Not heraus wurde an Stellen wiederaufgebaut, die erneut im Flutgebiet liegen. Die Gründe sind sicherlich vielfältig, mit den Rahmenbedingungen des Wiederaufbaufonds, fehlenden alternativen Bauplätzen und einer starken emotionalen Bindung an den alten Standort können hier nur einige genannt werden. Dennoch ist dies wahrscheinlich der größte Fehler der bisher im Wiederaufbau passierte. Es ist Zeit dies nun aufzuarbeiten. Entweder sollte dazu ein Begleitprojekt vergleichbar dem Projekt KAHR oder eine zweite Enquetekommission ins Leben gerufen werden. Es bedarf einer transparenten öffentlichen Diskussion im Sinne Lessons Learned um für weitere Starkregenereignisse bundesweit besser gewappnet zu sein.

Positiv aus unserer Sicht können einige der Konzepte und Pläne für den Wiederaufbau der Infrastruktur bewertet werden. Das neue Brückenkonzept, die Elektrifizierung und Wiederherstellung der Ahrtalbahn, der Neubau der Kläranlagen und die schnelle Wiederherstellung der notwendigen Infrastruktur sind positive Beispiel dafür, dass es teilweise gelingt einen reinen Wiederaufbau zu vermeiden und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln.

Zwiespältiger zu beurteilen ist der Stand der Starkregenvorsorge und des Hochwasserschutzes.

Die Identifikation von 19 möglichen Regenrückhaltebecken, die das in 2021 erlebte Volumen an Starkregen zurückhalten könnten, ist sicherlich positiv zu bewerten. Dies bestätigt nicht unwesentliche die Konzepte, die bereits 1923, nach dem starken Hochwasser von 1910, entwickelt, jedoch nicht umgesetzt wurden. Die aktuelle Analyse kommt erneut zu dem damaligen Ergebnis, dass ein erhebliches Potential für den Regenrückhalt vorhanden ist. Nach der Flut 2021 waren viele der Meinung, dass es gegen die erlebten Wassermengen keine Schutzmöglichkeit gibt. Das Ergebnis sollte uns darin bestärken keine Hindernisse oder vermeintlichen Unmöglichkeiten als unüberwindlich zu akzeptieren. Getrübt wird die Aussicht auf diese Potentiale durch den von Fachleuten und Verwaltung als realistisch angesehenen Realisierungszeitraum von rund 40 Jahren. Dies ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel. Hier müssen Bürger, Kommunen, Kreis, Land und Bund an einem Strang ziehen um Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Entscheidend ist dabei nicht, ob alle 19 Regenrückhaltebecken in einem kurzen Zeitraum vollständig realisiert werden. Es muss uns jedoch gelingen einen signifikanten Teil des Potentials in einem deutlich kürzeren Zeitraum zu heben.

Die aufgezeigten Potentiale des Wasserrückhalts an den Zuläufen der mittleren und oberen Ahr dürfen jedoch nicht dazu führen, die übrigen Maßnahmen zu vernachlässigen und den Hochwasserschutz und die Starkregenvorsorge auf diese Rückhaltebecken zu delegieren.

Nach der Flut war eine Erkenntnis, dass die Ahr mehr Raum benötigt. Dies bleibt weiterhin eine entscheidende Maßnahme. Eine durchgängige Verbreiterung der Ahr entlang des Verlaufs ist eine Grundvoraussetzung zum Schutz von Bürgern und Infrastruktur. Die bisher vorliegenden Planungen der Gewässerwiederherstellung werden dem nicht gerecht.

Das Potential zu einer gegliederten Verbreiterung des Flussbetts ist in den verschiedenen Abschnitten sicherlich sehr unterschiedlich. Deshalb bedarf es lokal weiterer technischer Hochwasserschutzmaßnahmen, um die bewohnten Gebiete zu schützen. Dabei ist das zu erreichende Schutzziel ganz wesentlich. Land und Kreis haben sich auf eine Wassermenge von rund 500 Kubikmeter je Sekunde, das sogenannte HQ100, also ein in hundert Jahren statistisch einmal vorkommendes Ereignis festgelegt. Das problematische an diesem Wert ist die Orientierung an der Vergangenheit. An der Ahr und an anderen Flüssen hat sich dieser Wert nach jedem Hochwasserereignis zum Teil deutlich erhöht. Im Ahrtal hat er sich nach 2021 in etwa verdoppelt. Deshalb darf der HQ100 nur als Orientierungswert herangezogen werden.

Erforderlich ist eine Orientierung des Schutzzieles an den Wassermengen von 2021. In Kombination der Potentiale der Regenrückhaltebecken an den Zuläufen, des Brückenkonzeptes, einer konsequenten Verbreiterung der Ahr und lokaler technischer Hochwasserschutzmaßnahmen kann dies erreicht werden.

Der Kreis ist hier in der gesetzlichen Verantwortung. Planungen für eine konsequente Ahrverbreiterung und darauf basierenden technischen Hochwasserschutzmaßnahmen müssen parallel mit der Realisierung der Regenrückhaltebecken mit hoher Priorität verfolgt werden.

Gescheitert ist der Versuch, den vielfältigen Herausforderungen im Rahmen der bestehenden Verwaltungsstrukturen gerecht zu werden. Dies ist kein Vorwurf an die handelnden Personen die sicherlich mit viel Engagement und Leidenschaft an der Bewältigung der Flut und einer zukunftssicheren Gestaltung des Kreises Ahrweiler arbeiten.

Ein Zweckverband ist dringend erforderlich. Dabei gilt es jedoch einige Risiken zu vermeiden. Der Aufgabenbereich muss sinnvoll gewählt werden. Nur bei einer ausreichenden Fokussierung auf die großen Herausforderungen können wir Geschwindigkeit aufnehmen. Die Besetzung muss durch qualifiziertes Personal erfolgen. Schon einmal wurde versucht im Ahrtal verdienten Politikern Positionen zu verschaffen. Zudem müssen Kreis und Kommunen in der Verpflichtung bleiben unterstützend mitzuarbeiten.

Drei Jahre nach der Flut gibt es viel Enttäuschung aber auch positive Ansätze. Die materiellen und psychischen Folgen lasten weiterhin schwer auf den Betroffenen. Mit den aufgezeigten Maßnahmen und Konzepten erscheint es jedoch möglich, erstmalig in der Geschichte des Ahrtals eine Wiederholung der katastrophalen Folgen bei der nächsten Flut zu verhindern. Dies gemeinsam zu erreichen sollte das Ziel aller Beteiligten sein. Dabei dürfen wir als Bewohner des Ahrtals den in Deutschland üblichen Zeitraum bis zu einer Realisierung nicht akzeptieren.

Wenn wir 30 Jahre benötigen ist die Wahrscheinlichkeit bei dem sich ändernden Klima hoch, dass sich die nächste Flut während des Aufbaus der Schutzmaßnahmen ereignet. Deshalb ist die dringendste Aufgabe für Land und Kreis aufzuzeigen, welche Ressourcen für eine Beschleunigung erforderlich sind, und was sich im Ablauf ändern muss um dies zu erreichen.

Die Bürgerinitiativen Heimersheim, Ehlingen/Green, Altenburg, Insul und Sinzig-Bad Bodendorf werden auch weiterhin aktiv konkrete Vorschläge für den Hochwasserschutz einbringen und weiter als Bindeglied zwischen Verwaltung/Politik und Bürgern fungieren, deren Anregungen und Ideen wir gerne aufnehmen. Falls Sie Kontakt zu uns aufnehmen wollen oder Informationen über unsere Initiativen suchen, finden Sie dies unter www.hochwasserschutz-ahrtal.de.

Pressemitteilung der

Bürgerinitiativen Ahrflut

Altenburg, Heimersheim, Ehlingen-Green, Insul und Sinzig

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte
Regional+
 

Verkehrsunfall auf L 214 bei Boppard

Motorradfahrer verliert die Kontrolle und landet im Graben

Boppard. Am 05.10.2024, 14:30 Uhr, kam es auf der Hunsrückhöhenstraße zu einem Verkehrsunfall mit einem Motorrad. Der 58-jährige Mann aus der Eifel befuhr die L 214 von Boppard Buchholz in Richtung Emmelshausen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand rutschte er kurz hinter Buchholz in einer Kurve aus und verlor die Kontrolle über sein Motorrad. Nach ca. 40 Meter blieb er im Graben liegen. mehr...

Verkehrsunfall auf L98 Höhe Polcher Holz

Monreal: Umgekippter PKW nach Kollision

Monreal. Am 05.10.2024 gegen 16:20 Uhr befuhr ein Pkw, besetzt mit fünf Personen, die L98 von Monreal in Fahrtrichtung Kaisersesch. Zum gleichen Zeitpunkt beabsichtigte eine landwirtschaftliche Zugmaschine, von einem Weg Höhe Polcher Holz, auf die L98 einzufahren. Dabei übersah der Fahrzeugführer den bevorrechtigten Pkw. Es kam zur Kollision beider Fahrzeuge. Der Pkw wurde dadurch abgewiesen und kippte auf die Seite. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte

Leserbrief zur Parksituation in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Barsch abgefertigt

Vor drei Wochen haben wir gegenüber dem Friedhof Ahrweiler geparkt, offensichtlich ein viel benutzter Parkplatz in einer Großbaustelle. Ein Parkhinweis war nicht zu sehen, befragten Einheimischen auch unbekannt. mehr...

Persönliche Bürgersprechstunde in Vallendar

Peter Moskopp, MdL

Persönliche Bürgersprechstunde in Vallendar

Region. Der CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreis 10, Peter Moskopp, bietet quartalsmäßig Bürgersprechstunden an. Am Dienstag, 8. Oktober 2024 von 16- 18 Uhr findet die persönliche Bürgersprechstunde in den Räumlichkeiten der Stiftung im Generationenzentrum/Seniorenheim St. mehr...

„Wer Einsatzkräfte angreift,
der greift uns alle an“

Diedenhofen (SPD) besucht die Polizei in Straßenhaus

„Wer Einsatzkräfte angreift, der greift uns alle an“

Straßenhaus. Stetiger Austausch mit der Blaulichtfamilie: Der heimische Bundestagsabgeordnete Martin Diedenhofen (SPD) besuchte kürzlich die Polizeiinspektion Straßenhaus. Der Austausch reiht sich in zahlreiche Termine bei Polizei, Feuerwehr, THW und Co. mehr...

Sieg gegen HSV Rhein-Nette

Mülheim/Urmitz. Am vergangenen Sonntag konnte die HBMU-Reserve den zweiten Heimsieg in Folge einfahren. Dabei hatte man das Spiel bis auf wenige Minuten in der ersten Halbzeit immer im Griff. Aufgrund... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Bericht für 2023 liegt vor

Rainer Lachmann:
Wie soll man denn strafrechtliche Konsequenzen in politischen Handeln erwarten? Es denkt ja nichtmal ein vergesslicher Bundeskanzler an einen Rücktritt, ein Gesundheitsminister nicht an seine Lobbygeschichten und sovieles mehr....
juergen mueller:
Na ja, wenn ich mir so anschaue, was die AfD in Sachen Energiepolitik (mit Umweltschutz hat sie eh nix am Hut))für einen Standpunkt vertritt, dann ist mir endlich klar, was unter "dümmster" Energiepolitik zu verstehen ist. Vor allem die nordischen Länder haben uns, was die Energiepolitik betrifft,...
Amir Samed:
Es gibt eine Studie aus Norwegen, die diese (deutsche) dümmste Energiepolitik der Welt (laut Wall Street Journal) auf ihre Bezahlbarkeit und ihren Umwelteffekt untersucht hat. Die Ergebnisse in Kurzform: Die Kosten der deutschen Energiewende betrugen seit 2002 etwa 696 Milliarden €. Erreicht wurde eine...

Sicherheit im Fokus

juergen mueller:
Unsere "innere und äussere" Sicherheit ist schon alleine durch das Bestehen und den Fortbestand der AfD gefährdet....
Amir Samed:
Ddie Gesellschaft ist mittlerweile so fragmentiert, dass sie durch ideologische Vorgaben nicht mehr zusammengehalten werden kann. Im Gegenteil: Diese Vorgaben fesseln und lähmen dort, wo die Gesellschaft sich tatkräftig und sachorientiert Problemen zuwenden müsste. Polarisierung ist der "kniff", auf...
Peter Fuhr:
Ein blanker Hohn, wenn sich die AfD als Verteidiger der Wehrhaften Demokratie bezeichnet. Sind sie es doch, die nachgewiesener Maßen so manche Personalia in ihren Reihen hat, welche Rechtsextreme Gesinnung, in Vergangenheit und Gegenwart, beweist. Peter Fuhr - Mathematiker, Biologe...

Fast wie nach Hause kommen

Richard Welter:
Die Städtepartnerschaft von Andernach mit Ekeren ist eine lebendige Partnerschaft, an der die Bevölkerung auf beiden Seiten aktiv mitwirkt. Die Verbindung geht weit über gemeinsame Treffen der offiziellen Vertreter der Städte hinaus. Mehr als 15 gemeinsame Veranstaltungen stehen in diesem Jahr auf dem...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service