Balladenabend auf Schloss Bürresheim
Ernstes und Humorvolles
Kammerschauspieler Hermann Burck stellte Ernstes und Humorvolles aus großen Werken der deutschen Literatur vor
St. Johann. Dank der hervorragenden Organisation durch den Gründer der erfolgreichen Veranstaltungsreihe „Dichtung und Wahrheit“ auf Schloss Bürresheim, Dieter Dierkes (Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht a. D.) wurden die Freunde der deutschen Literatur am Freitag, dem 22. Juli mit einem wunderbaren Balladenabend belohnt. Armin Kraft, stellvertretender Leiter der Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, freute sich ganz besonders, keinen Geringeren als den Kammerschauspieler und Regisseur Hermann Burck als Rezitator begrüßen zu dürfen, der die anschließende ca. 90 Minuten währende Veranstaltung zu einem Erlebnis der ganz besonderen Art machte. „Während Balladen der Form nach Gedichte sind, erzählen sie inhaltlich in knapper und konzentrierter Form eine Geschichte, die szenisch dargeboten wird, und aus diesem Grund freue ich mich nun auf die Inszenierung ausgewählter Balladen durch Herrn Kammerschauspieler Hermann Burck“, so Armin Kraft in seiner Begrüßungsrede.
Literaturwissenschaftlich betrachtet vereint die Ballade grundlegende Merkmale der Gattungen Dramatik, Epik und Lyrik. Spricht man heute von Balladen, so werden darunter die Kunstballaden des 18., 19. und 20. Jahrhunderts verstanden.
Die Verfasser der sogenannten Volksballaden waren in der Regel unbekannt. Ab dem 18. Jahrhundert widmeten sich dann namhafte Schriftsteller der Balladendichtung. Die Form der Kunstballade begann unter anderem mit Gottfried August Bürger und Johann Gottfried Herder. Sie errang jedoch einen besonderen Bekanntheitsgrad in dem von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller im Jahr 1797 geprägten „Balladenjahr“, in dem innerhalb weniger Monate viele ihrer bekannten Balladen, wie zum Beispiel von Goethe: „Die Legende vom Hufeisen“, „Der Zauberlehrling“ oder „Der Schatzgräber“ und von Schiller:
„Der Ring des Polykrates“, „Der Handschuh“ oder „Die Bürgschaft“ entstanden. Der Kammerschauspieler Hermann Burck beeindruckte jedoch auch mit leidenschaftlich vorgetragenen Balladen von Clemens Brentanos „Lore Ley“ oder „Zu Bacharach am Rheine“, der „Prähistorischen Ballade“ von Friedrich Theodor Vischer (1807-1887), Frank Wedekinds Balladen: „Brigitte B. („Ein junges Mädchen kam nach Baden, Brigitte B. war sie genannt, fand Stellung dort in einem Laden, wo sie gut angeschrieben stand...“) und „Der Tantenmörder“ (Ich hab meine Tante geschlachtet, meine Tante war alt und schwach; ich hatte bei ihr übernachtet und grub in den Kisten-Kasten nach...“, die bekannte Ballade von Theodor Fontane: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ und nicht zuletzt die „Ballade von den geschenkten Blättern“ von Peter Rühmkorf.
Kammerschauspieler Hermann Burck stammt aus Hamburg, wo er auch eine Schauspielausbildung genoss. 1970 kam er an das Stadttheater Koblenz und trat dort in ca. 300 Rollen auf und führte etwa 35 Mal Regie. Außerdem wirkte er 16 Jahre lang als künstlerischer Leiter der Sommerspiele auf Burg Lahneck.
Im Jahr 2000 wurde ihm als erstem und bisher einzigem Schauspieler in der Geschichte des Koblenzer Theaters der Titel Kammerschauspieler verliehen. Einige der restlos begeisterten Besucher erinnerten sich noch gerne an einen Auftritt Hermann Burcks auf Schloss Bürresheim, der im vergangenen Jahr im Rahmen einer Lesung Werke von Heinrich Heine vorstellte.
Als Hermann Burck den Vortrags-Abend mit Goethes „Der Zauberlehrling“ und Schillers „Die Bürgschaft“ beendete, fühlte sich so mancher an seine Schulzeit erinnert, da wohl fast jeder die beiden im Balladenjahr verfassten Werke auswendig lernen musste. Offensichtlich waren die Erinnerungen daran durchweg positiv, da der nicht enden wollende Applaus für sich sprach.
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