Obstanbau in der Region: Veranstaltungen zur kreisweiten „leckerMYK Streuobstwoche“ ein voller Erfolg
Gibt es bald die kernlose Kirsche?
VG Weißenthurm. „Wer hat die dicksten Kirschen?“, diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die in der Kirschen-Stadt Mülheim-Kärlich stattfand. Der Abend war Bestandteil der kreisweiten „leckerMYK Streuobstwoche“. Rund 30 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich eingefunden, um Interessantes und Kurioses rund um den Anbau von Kirschen in der Region zu erfahren. Referent Horst Hohn präsentierte einen unterhaltsamen Foto-Vortrag. Sein rund 90-minütiges „Kirsch-ABC“ enthielt Schlagwörter von A bis Z. Nein, es war kein wissenschaftlicher Vortrag: Vielmehr wurden unterhaltsame, heitere und teilweise auch kuriose Kurzgeschichten vorgetragen. Beispielsweise die Tatsache, dass sich in einer bekannten Likör-Praline eine angebliche Kirsch-Sorte befindet, die kein Obstanbauer kennt. Es handelt sich um einen Fantasie-Namen, der auf Frankreich oder Italien schließen lässt. In Wahrheit befinden sich in der Praline jedoch überwiegend deutsche Kirschen.
Nicht wegzudenken ist die Kirsche aus der Schwarzwälderkirschtorte. Hier spielt die Schattenmorelle eine wichtige Rolle. Sie eignet sich auch hervorragend zur Herstellung von Fruchtweinen – ganz im Gegensatz zur Süßkirsche.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer lernten im Laufe des Abends auch Hans-Peter Iven kennen. Als mehrfacher Weltmeister im Kirschkern-Weitspucken hat er bereits Kultstatus erreicht. Auch über ungewöhnliche Doping-Skandale bei den Meisterschaften berichtet: Manipulierte Kirschkerne. Diese wurden von den Teilnehmern entweder mit Feilen bearbeitet, damit sie aerodynamischer sind, oder gar mit kleinen Bleikugeln beschwert. Der aktuelle (gültige) Weltrekord liegt zwischenzeitlich bei rund 22 Metern. Erreichbar sind solche Weiten nur mit einer besonderen Technik der Zungenverformung.
Einen Blick in die Zukunft des Obstanbaus gab es beim Buchstaben „Z“: Horst Hohn erläuterte, welche Rolle sogenannte Clubsorten und neue Züchtungen zwischenzeitlich spielen. Eine Tendenz beim Kirschanbau ist deutlich zu verzeichnen: Die Kerne werden bei neuen Sorten immer kleiner; das Fruchtfleisch hingegen ist zunehmend. Und wer weiß: Vielleicht wird irgendwann einmal eine kernlose Kirsche gezüchtet. Immerhin gibt es zwischenzeitlich einige neuere Kirschsorten, die selbstfruchtend sind. Früher war dies undenkbar. Eigentlich können Kirschbäume nicht ihre eigenen Blüten bestäuben und so Früchte bilden. Deshalb müssen diese Obstbäume befruchtet werden, so dass mindestens ein weiterer Baum in der Nähe stehen sollte.
Viele historische Fotos weckten bei den Teilnehmern auch Erinnerungen. Ein Geheimnis wurde auch gelüftet: Woher kommt die dickste Kirsche der Welt? Leider nicht aus der Region. Ein Exemplar der Sorte „Sweet Stephanie“ wog sagenhafte 26,45 Gramm. Auch wenn die dickste Kirsche somit nicht aus Mülheim-Kärlich stammt, obwohl dies im örtlichen Heimatlied behauptet wird, so stand am Ende der Veranstaltung ein Fazit fest: Heimisches Obst bietet vielfältige Vorteile: Kurze Transportwege, eine besondere Frische sowie die regionale Wertschöpfung. Und besonders schmackhaft sind die Kirschen aus unserer Region allemal.
In Kooperation mit der Touristik-Info fand am darauffolgenden Tag mit Andreas Anheier auch noch eine kurzweilige Wanderung statt. Diese stand unter dem Motto „Die Kultur des Obstanbaus in der Verbandsgemeinde Weißenthurm“. Andreas Anheier konnte zu der Wanderung viele Teilnehmer des Vortrags begrüßen, so dass die beiden sich ergänzenden Veranstaltungen gelungene Beiträge für die „leckerMYK Streuobstwoche“ darstellten.
KH