200 Schüler, 30 Schulmitarbeiter und 40 Feuerwehrleute trainierten den Ernstfall

Große Brandschutzübung unter Realbedingungen

30.09.2024 - 10:26

Bad Hönningen. Samstag, 28. September in der Mariengrundschule in Bad Hönningen. Rund 200 Schüler sind in der Schule in ihren Unterrichtsräumen. Ein Projekttag, sonst ist Samstag frei. Um drei Minuten nach 10 Uhr ertönt durch die ruhigen Schulflure plötzlich eine Alarmsirene und eine Stimme vom Band fordert auf, die Schule sofort zu räumen. Schulleiterin Andrea Winkelmann setzt den Notruf per Telefon unter 112 ab: „Hier ist Winkelmann von der Marienschule in Bad Hönningen, es brennt im Gebäude, wir brauchen schnell Hilfe“. Es entsteht Unruhe und Lärm in den beiden Gebäuden. Dennoch herrscht Ordnung: Aufgeregt, aber geordnet kommen die Kinder klassenweise mit ihren Lehrern aus den Gebäuden, sammeln sich an den vorgesehenen Plätzen. Inzwischen dringt Rauch aus dem Obergeschoss eines Gebäudeteiles. Diese Räumung bei Alarm wird regelmäßig geübt, „Immer, wenn wir neue erste Klassen bekommen, also jährlich, innerhalb der ersten beiden Schulwochen, machen wir Räumungsübungen, die auch verpflichtend sind“, sagt die Schulleiterin. Das scheint zu fruchten.


Vermisste nach dem Feueralarm


Andrea Winkelmann lässt sich von den Lehrkräften, die mit ihren Klassen geordnet an den Sammelplätzen stehen, melden, ob alle Kinder da sind, macht sich Notizen. Dann ist der Schreck groß: Zwei Klassen mit ihren Lehrern fehlen, zwei Praktikanten und zwei weitere Lehrkräfte ebenfalls. Sie konnten die Gebäude offenbar nicht mehr rechtzeitig gefahrlos verlassen. „Uns fehlen zwei Klassen mit ihren Lehrerinnen, zwei Praktikanten und noch zwei einzelne Lehrkräfte“, sagt Winkelmann zu dem inzwischen eingetroffenen Einsatzleiter des ersten Feuerwehrwagens, der die enge Zufahrt zum Schulhof gemeistert hat. Pläne des Gebäudes und der Räume werden gebraucht, Türschlüssel müssen besorgt werden, die ersten Einsatzkräfte bereiten sich mit Atemschutzgeräten vor, die Gebäude zu betreten. Weitere Einsatzwagen werden informiert und rücken an. Der Aufenthaltsort der Klassen ist bekannt, aber wo die Praktikanten und die beiden anderen Lehrkräfte sind, ist unklar. Die Rauchentwicklung im Gebäude wird stärker.

Plötzlich Hilferufe. Eine Lehrkraft steht am Balkon eines Schulraumes in der ersten Etage des anderen Gebäudes. Winkelmann informiert die Einsatzleitung und beschreibt den Weg zur Klasse. Für den Drehleiterwagen ist die Aufstellfläche zu klein, die Einsatzleiter beraten das weitere Vorgehen. Inzwischen sind alle drei Feuerwehren der Verbandsgemeinde mit sechs Wagen im Einsatz, darunter auch der Wagen, in dem die Fäden zusammenlaufen – eine mobile Einsatzzentrale, ausgerüstet mit PC, Bildschirmen und Satellitentelefon. Knapp vierzig Feuerwehrleute aus den Wachen Bad Hönningen, Rheinbrohl und Leutesdorf machen ihren Job. Alles geht schnell, aber geordnet. Ständig hört man Status-Funkmeldungen und Entscheidungen über die nächsten Schritte. Jeder Griff sitzt bei den Feuerwehrleuten. Material wird gebracht, Schläuche ausgerollt, Atemschutzteams durchsuchen das Gebäude.

Auch die Polizei ist inzwischen gekommen und sichert das Gelände ab, damit die Feuerwehr geordnet und sicher ihren Job machen kann.

Die Lehrerin auf dem Balkon konnte von Feuerwehrleuten mit einer Trage sicher über die Haupttreppe aus dem Gebäude gebracht werden – sie scheint verletzt zu sein. Die andere Lehrkraft konnte in Begleitung der Feuerwehr selbständig das Gebäude verlassen. Auch die Kinder der zwei vermissten Klassen wurden gefunden. Sie tragen mobile Atemschutzhauben und werden von Feuerwehrleuten mit Atemschutzgeräten aus dem Gebäude geführt. Die Rauchentwicklung in der ersten Etage ist inzwischen noch stärker geworden. Nun endlich wurden auch die Praktikanten gefunden. Noch einmal wird es etwas hektischer bei den Hilfskräften: Die Praktikanten sind ohne Bewusstsein und müssen aus verschiedenen verqualmten Räumen geborgen und über die Außentreppe mit einer Trage aus der Gefahrenzone gebracht werden. Dann sind alle Kinder der Schule und alle Mitarbeiter sicher.

Die Anspannung lässt nach, es wird gelacht, die Kinder schauen sich Feuerwehrautos und den Polizeiwagen an, es wird begonnen, die Einsatzmittel wieder wegzuräumen. Es war eine Übung. Auch wenn es nur Kunstnebel statt Rauschwaden und flackernde Lampen statt lodernder Flammen waren, eine unter sehr realen Bedingungen.


Üben unter Realbedingungen ist sehr wichtig


2016 gab es die letzte Übung dieser Art. Rektorin Winkelmann ist auf die Feuerwehr zugegangen und es wurde diese Übung geplant. „Wir haben heute einen Projekttag zum Thema Feuer gehabt. Vor der Übung haben zwei Feuerwehrleute jede Klassenstufe 30 Minuten informiert, was geschehen wird und wie sich die Kinder verhalten müssen. Auch die mobilen Atemschutzhauben wurden vorgeführt“, erklärt sie. Die Wehrleute dagegen wussten nicht Bescheid, sagt der Wehrleiter der Bad Hönninger Feuerwehr, René Breitenbach. Es sei wichtig, solche Übungen, die keine Pflicht für die Schulen sind, abzuhalten. Hier würden reale und praxisnahe Rahmenbedingungen vorliegen, die auch für das Training der Feuerwehrleute wichtig seien, so Breitenbach weiter. Handlungssicherheit für alle, aber auch Werbung für die Feuerwehr ist wichtig. „Aus den Reihen dieser Kinder rekrutiert sich schließlich unser Nachwuchs“, sagt Breitenbach.

Die Kinder wirkten souverän und sicher, die Übung habe Spaß gemacht, sagen sie. „Das ist aufwändig, aber wichtig. Evakuierung realitätsnah zu üben, ist etwas anderes, als eine Trocken-Räumungsübung“, sagt Winkelmann. Den Kindern mache das nichts aus. Sie würden gut vorbereitet und seien insgesamt in den letzten Jahren stabiler als zu früheren Zeiten, so die Schulleiterin weiter. Eltern, die vorgesetzte ADD, die Feuerwehr-Leitstelle, die Polizei und die Verbandsgemeinde wurden vorab über die Übung informiert.


Positives Resümee nach der Übung


„Die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren der Verbandsgemeinde Bad Hönningen und der Grundschule hat hervorragend funktioniert. Es ist mir als Schulträger besonders wichtig, dass solche Übungen regelmäßig stattfinden, um im Ernstfall bestens vorbereitet zu sein und die Sicherheit unserer Kinder zu gewährleisten“, sagt Verbandsbürgermeister Jan Ermtraud zu Blick aktuell. Er kam trotz eines anderen Termins zum Anfang der Übung extra vorbei und lobte, wie ruhig und professionell die Einsatzkräfte arbeiteten.

Auch die Feuerwehr zog positive Sofortbilanz – eine systematische Einsatznachbesprechung findet regelmäßig intern nach Einsätzen und Übungen statt, in diesem Fall auch noch mit der Schule.

Schulleiterin Winkelmann ist ebenfalls zufrieden. „Wir werden intern und mit der Feuerwehr noch eine detaillierte Nachbesprechung durchführen, es gibt immer etwas zu verbessern. Über die Bereithaltung von aktuellen Gebäudekarten und Schlüsseln werden wir hier zum Beispiel noch einmal nachdenken, und auch über einen neuen Sammelplatz“. Winkelmann und ihr Lehrer- und Mitarbeiterteam nehmen das Thema Krisenprävention ernst und gehen es aktiv an. Am 11. Oktober kommt das Brandschutzpräventionstheater der Tourneeoper Mannheim mit dem Stück „Marco und das Feuer“ in die Schule und führt ein Stück über den Feuerteufel auf. Dann wird musikalisch richtiges Verhalten im Falle eines Feuers präsentiert.


Eine freie Feuerwehrzufahrt kann Leben retten


Ein Learning aus der Übung für alle und jeden gab es sogleich: Die Einsatzwagen mussten langsam fahrend über die sehr schmale Feuerwehrzufahrt zum Schulhof von den Einsatzkräften eingewiesen werden. Das klappte gut. „Aber wenn da, wie so oft, ein Fahrzeug steht, auch nur ganz kurz oder auf dem Sprung zur Sprudelhalle und wie die Ausreden auch immer lauten, kann es eng werden. Zu eng möglicherweise. Vielleicht hätten dann nämlich im Ernstfall die beiden Klassen, Lehrkräfte und Praktikanten nicht so schnell oder gar nicht mehr gerettet werden können“, befürchtet Schulleiterin Andrea Winkelmann. Nicht nur regelmäßige Brandschutzübungen, auch freie Feuerwehrzufahrten können Leben retten.

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