Künstler Gunter Demnig hat 22 Stolpersteine persönlich verlegt

Dokumente des jüdischen Lebens in Bad Hönningen

16.09.2024 - 14:47

Bad Hönningen. Vor kurzem hat der Künstler Gunter Demnig die letzten elf Stolpersteine in Bad Hönningen an der Schmiedgasse 10, der Hauptstraße 123 und 143 verlegt. Bereits im Juni diesen Jahres wurden schon einmal elf Stolpersteine verlegt an der Bischof-Stradmann-Straße 9 und der Neustrass 24. Damit haben alle 22 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der NS-Zeit vor ihren ehemaligen Häusern und Wohnungen ein steingewordenes Dokument ihres Lebens in der Stadt dauerhaft erhalten.

Wilhelm Schüller hatte schon seit langem die aufwendige Recherche nach den letzten jüdischen Hönningerinnen und Hönningern übernommen als vor nunmehr fünf Jahren der frisch gewählte damalige Stadtbürgermeister Ulrich Elberskirch zusagte, die ersten 10 Stolpersteine zu finanzieren. Dem hatte sich sofort Horst Könen angeschlossen sowie im weiteren Verlauf Reiner W. Schmitz, Wilhelm Schüller, René Achten, Silvia Rott und Lilo Schön. Die damals im Stadtrat vertretenen Fraktionen haben dann einen gemeinsamen Antrag auf Verlegung gestellt, der einstimmig angenommen wurde.

Anlässlich der Verlegung der letzten Stolpersteine in Bad Hönningen, zu der auch alle Sponsoren gekommen waren, schilderte Wilhelm Schüller kurz die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bad Hönningen und erinnerte an die einzelnen Schicksale im Detail, soweit sie bekannt sind: „Bereits im Mittelalter 1297 werden zwölf Juden in Hönningen benannt. Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht auf das 17./18. Jahrhundert zurück. Im 18. Jahrhundert nimmt die Zahl der jüdischen Familien im Ort zu. Im 19. Jahrhundert erhöht sich die Zahl der jüdischen Familien. Im Jahre 1822 zählt die jüdische Gemeinde 40 Mitglieder. Es gab einen Betraum (Synagoge) und einen jüdischen Lehrer. Die Toten der Gemeinde wurden bis 1942 auf dem jüdischen Friedhof in Rheinbrohl beigesetzt. In den Jahren 1925 bis 1933 wurden noch 18 jüdische Einwohner gezählt.

In den Jahren 1937/38 konnten drei jüdische Mitbürger nach Amerika auswandern: Otto Wolf nach New Jersy, Josef Wolf nach New York und Senta Mayer geb. Bär ebenfalls nach New York. In den Jahren 1938 bis 1940 waren es noch 15 jüdische Einwohner. Bis 1942 erhöhte sich die Zahl nochmals durch Zuwanderung von Familienangehörigen und im Juli 1942 sind die letzten von Hönningen deportiert worden.“


Ergreifendes Zeitzeugnis


Als ergreifendes Beispiel berichtete Schüller von einer Postkarte des jüdischen Mitbürger Josef Wolf aus Amerika an die alten Nachbarn Greta und Christian Lay vom 19. Dez. 1937: „Lieber Christian und Frau Greta! Von hier aus senden Euch bei bester Gesundheit viele Grüße, was ich auch von Euch hoffe. Ich habe mich schon ganz gut eingelebt und ist es schade, dass ich nicht vor zehn Jahren hierher bin. Ich wünsche Euch fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr. So schicke ich mit den besten Grüßen, Euer alter Nachbar Josef Wolf“.

Auch in Hönningen wurde die Reichspogromnacht umgesetzt: Am 10. November 1938 ließen die Nazis im gesamten Deutschen Reich jüdische Geschäfte, jüdische Wohnhäuser, Schulen und Synagogen beschädigen oder in Brand stecken. In Hönningen wurden unter Aufsicht von Amtspersonen, incl. des damaligen Bürgermeister Paul Penth, die Metzgerei Wolf in der Schmiedgasse. 10, die Metzgerei Levy in der Hauptstraße 143 beschädigt, sowie die Metzgerei Jakobson in der Bischof Stratmann Straße und das Haus der Familie Wolf in der Neustraße. Der Witwe Flora Wolf wurde in der Reichskristallnacht durch den braunen Mob eine Geldkassette „mit der Fahrkarte für die Ausreise in die USA“ gestohlen. Das hat für sie, wie wir jetzt wissen, den sicheren Tod bedeutet.

Wilhelm Schüller bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei allen, die diese Aktion möglich gemacht haben, bei den Sponsoren, dem Team Stolperstein, dem er selber sowie der ehemalige Stadtbürgermeister Reiner W., Schmitz und Lilo Schön angehören und bei Verbandsbürgermeister Jan Ermtraud und der Verbandsgemeindeverwaltung mit dem Bauhof für die Unterstützung.

„Sie haben mitten unter uns gelebt und waren Teil unserer Gemeinde. Sie wurden gedemütigt und diskriminiert, entrechtet und ausgeplündert. Sie wurden vertrieben und ermordet. Ihr Schicksal verpflichtet uns zu Toleranz und Menschlichkeit. Lasst uns nicht wegsehen, wenn die böse Saat wieder aufkeimt, sondern wehrt Euch.“

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