Realschule plus Puderbach: Die Schulreise zum ‚Haus der Geschichte‘ in Bonn - ein fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts
Öffentliche Verkehrsmittel vs. Charterbus: Ein Erfahrungsbericht
Puderbach. Ein Ausflug zum „Haus der Geschichte nach Bonn“ gehört zum Standardprogramm im Geschichtsunterricht, wobei in diesem Jahr die Sonderausstellung #DEUTSCHLANDDIGITAL auch die Thematik der Medienerziehung im Sozialkundeunterricht aufgreift. Wie sieht die Planung einer Exkursion normalerweise an Schulen im ländlichen Raum aus? Im Vorfeld informieren sich Lehrkräfte über die Preise und holen Busangebote ein. Dann werden die Kosten auf alle Teilnehmer/-innen umgelegt. So machten es auch die Klassen 9a und 9b (Charter). Die Klasse 8b hingegen entschied sich für einen Transport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Bus und Bahn (ÖPNV), zumal gerade das 49 Euro-Ticket für Schülerinnen und Schüler, die nicht am Schulstandort wohnen, ausgehändigt wurde.
Am Ende des Experiments wurden Kosten, Zeit und Ökobilanz miteinander verglichen.
Chartergruppe
Die Chartergruppe bestieg morgens um 8 Uhr an der Realschule plus Puderbach den bestellten Reisebus (Kosten für Hin- und Rückfahrt 560 Euro). Der Bus fuhr direkt zum „Haus der Geschichte“ und kam dort um ca. 9 Uhr an. Die Schülergruppe besuchte die Ausstellung. Danach transportierte der Bus die Jugendlichen und Begleiter/-innen in die Stadt, die sie in Kleingruppen erkundeten. Um 14 Uhr wurde die Heimreise angetreten, damit um 15.30 Uhr die Ganztagsschulbusse genutzt werden konnten. Kosten: 13 Euro pro Person, Fahrtzeit ca. zwei Stunden.
ÖPNV- Gruppe
Die ÖPNV- Gruppe hatte zuvor recherchieren müssen, welche Fahrtstrecke mit welchem Verkehrsmittel die beste Wahl darstellte. Verschiedene Verkehrsverbünde und Portale wurden nach ersten Problemen dann doch souverän mit dem Smartphone gecheckt und Fahrtzeiten und die günstigsten Tarife angepasst. Los ging es dann um 8.30 Uhr von der Verbandsgemeindeverwaltung aus mit dem Linienbus nach Altenkirchen zum Bahnhof. Acht Schüler/-innen besitzen ein 49 Euro-Ticket und acht Kinder nicht. Für diese wurden zwei 5er-Gruppentickets für die Hin- und Rückfahrt am Abend zum Preis von 55,20 Euro gekauft. Der Busfahrer zeigte sich überrascht, dass eine Schulklasse an Bord ging und war sehr kooperativ beim Lösen der Tickets und riet der Gruppe noch einen günstigeren Gruppentarif zu wählen. Nebenbei erwähnte er, dass er gerne auch die 49 Euro-Tickets im Bus verkaufen würde. Viele Fahrgäste hätten ihn schon danach gefragt. In Altenkirchen ging es dann weiter mit der Bahn über Au nach Siegburg und dann per Stadtbahn zum Museum (insgesamt dreimal umsteigen). Das Ticketziehen am Automaten am Bahnsteig war umständlicher und durch den Zeitdruck (zehn Minuten) etwas stressiger. Hier musste die Lehrkraft, die selbst selten den ÖPNV nutzt, helfen. Auch hier konnten zwei 5er-Gruppen gebildet werden zum Ticketpreis von 84,20 Euro. Diese hatten auch den ganzen Tag Gültigkeit, so auch für die Fahrt vom Museum zum Hauptbahnhof. Auch hier wurde die Stadt im Anschluss erkundet und um 15.30 Uhr die Heimfahrt angetreten. Bei der Busfahrt von Altenkirchen zurück machte die Busfahrerin Scherze: „Der Bus schafft den Berg kaum, weil er so viele Fahrgäste nicht gewohnt ist!“ Ankunft in Puderbach war 17.30 Uhr. Dort konnten zwei Schülerinnen und Schüler per Bus die Weiterfahrt antreten oder zwei andere auf der Rückfahrt von Altenkirchen aussteigen, die restlichen von den Eltern abgeholt werden oder zu Fuß nach Hause gehen. Es entstanden demnach keine Kosten für Besitzer des 49 Euro-Tickets, 14 Euro für die restlichen Jugendlichen. Fahrzeit ca. vier Stunden.
Das Fazit
Die Chartergruppe samt Begleitpersonen empfand den Ausflug als entspannt und finanziell im Rahmen. Die Schülerinnen und Schüler waren an der Planung des Transportes nicht eingebunden und mussten nur einmal rechtzeitig in Bonn am Bus sein.
Die ÖPNV-Gruppe war aktiver und selbstbestimmter und empfand die Reise als weniger stressig als gedacht. Die Gruppe der Kinder ohne 49 Euro-Ticket hatten Sorge einen nicht gültigen Fahrschein zu besitzen, um nicht als Schwarzfahrer zu gelten, wurden aber zum Ende hin wesentlich entspannter. Gerade mit Blick auf die weitere Nutzung des ÖPNV, mit oder ohne Ticket, lernten die Jugendlichen viel über den öffentlichen Nahverkehr und dessen Nutzung. Interessant war auch die Interaktion mit anderen Fahrgästen. Einige Schülerinnen und Schüler können sich vorstellen in den Sommerferien das 49 Euro-Ticket für Ausflüge mit Freunden zu gebrauchen. Die Ungerechtigkeit, dass nicht alle dieses besitzen, wurde bei diesem Selbstversuch mehr als deutlich.
Die Erfahrungen werden in der nächsten Gesamtkonferenz vorgestellt, um auch andere Gruppen zu ermutigen den ÖPNV für Klassenausflüge zu nutzen, um Jugendliche an den Gebrauch des 49 Euro-Tickets zu gewöhnen. Immer jedoch vor dem Hintergrund, dass geeignete und finanzierbare Routen gefunden werden. Auch Eltern sollen ermutigt werden die Kinder mit dem Bus fahren zu lassen anstatt die Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen.
Bezüglich der Ökobilanz haben die Jugendlichen festgestellt, dass Reisebusse bei der Ökobilanz gut abschneiden, aber keinen Bus zu bestellen die umweltfreundlichere Variante ist! Das Nutzen des ÖPNV ist demnach definitiv umweltfreundlicher.