Erinnerung und Mahnung zum Gedenktag an die Reichspogromnacht 1938
Schweigemarsch durch die Koblenzer Altstadt
Koblenz. Am Donnerstag, 9. November gingen abends über 350 Bürgerinnen und Bürger durch die Koblenzer Altstadt und gedachten der Opfer des Nationalsozialismus, der Reichspogromnacht und zeigten hiermit Solidarität mit der jüdischen Gemeinde. Veranstaltet wurde dies durch die christlich-jüdische Gesellschaft und die jüdische Kultusgemeinde zusammen mit der Stadtverwaltung Koblenz. Nach dem Zusammentreffen und der Begrüßung am Florinsmarkt vor der ehemaligen Synagoge geht der Schweigemarsch zu verschiedenen Stationen an den Stolpersteinen der verschleppten und ermordeten jüdischen Bürger von Koblenz im 3. Reich. Mit Vorlesungen der Geschichte der Familien und zurückhaltender musikalischer Untermalung zogen die Menschen friedlich vereint durch die Altstadt bis zum Jesuitenplatz. Dort stand noch das Angebot zum Gedenken in der Citykirche.
Stolpersteine, über die man eigentlich stolpern sollte, werden doch oft fast täglich nicht wahrgenommen. Der Schweigemarsch zeigte deutlich, wieviel Bürgerinnen und Bürger dem entgegenkommen möchten. Das Bewusstsein über den Holocaust immer wieder in Erinnerung zu bringen wurde an diesem Abend deutlich. Alle Altersklassen, viele verschiedene Nationalitäten bekennen sich hier zum gesellschaftlichen Thema, aktueller den je. Die Polizei begleitete präsent aber zurückhaltend den Gang der Bürger durch die Altstadt. Nach einleitenden Worten des Veranstalters, begrüßte Dr. Margit Theis-Scholz, Dezernentin für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz die zahlreichen Teilnehmer auf dem Florinsmarkt am Treffpunkt vor der ehemaligen Synagoge, dem sogenannten Bürresheimer Hof, welcher in den Fenstern mit roter Beleuchtung sich deutlich von den anderen Gebäuden abhob. Auch wenn über das Thema in den vergangenen Wochen und Tagen schon viel gesagt und berichtet wurde, lauschten die Teilnehmer konzentriert und still den erschütternden Geschichten der Familien und einzelnen Schicksalen.
Das einfühlsame Saxophonspiel an jeder der Stationen setzte zusätzlich Akzente und unterstütze hier noch das minutenlange Schweigen an den Plätzen der ehemaligen Wohnorte der jüdischen Mitglieder der Koblenzer Gemeinde. Gehen, Schweigen, Kerzen halten und Solidarität zeigen sollte für das Thema sensibel machen. Alle Kenntnis und Verständnis muss weit über diesen Abend hinausgehen. Zwischen den Reihen begleitete auch Oberbürgermeister David Langner seine Mitbürgerinnen und Mitbürger. In der Citykirche direkt neben dem Rathaus konnten zum Ausklang sich alle nochmals zusammenfinden.
Ergänzend zum Schweigemarsch veranstaltete die Stadt Koblenz, das Kultur- und Schulverwaltungsamt, am Freitag-Abend ein Gesprächskonzert im historischen Rathaussaal. „Das Schöne hinter dem Stacheldraht“ wurde eindrucksvoll mit Sehen, Hören, Empfinden durch Text-, Musik- und Bildbeiträge näher bebracht. Pianistin Mélina Burlaud und Sängerin Lena Spohn vermittelten eindrucksvoll das im „Schönen hinter dem Stacheldraht“ viele Menschen ohne Hoffnung und Zukunft im Konzentrationslager die Musik und andere Kunstbeiträge als Überlebenshilfe durch Künstler vermittelt bekamen, welche selbst das gleiche Schicksal erleben mußten. Die Tage und Abende der Besinnung verliefen in Koblenz ruhig und friedlich.