Im Ringhotel Oberwinter absolvierte ein Roboter ein vierwöchiges „Praktikum“
Service-Roboter Plato eroberte die Herzen
Remagen-Oberwinter. Ein Geburtstag ist immer ein Grund zur Freude. Und ein Anlass, bei dem gerne ein feierliches Geburtstagsständchen gesungen wird. So auch im Ringhotel Haus Oberwinter. Hier übernimmt allerdings kein Mensch den musikalischen Part, sondern Plato. So heißt ein neuer Serviceroboter, der in den vergangenen vier Wochen eine Testphase im Hotel oberhalb von Oberwinter absolviert hat. Hatte einer der Hotel- oder Restaurantgäste in dieser Zeit Geburtstag, kam Plato auf Knopfdruck angerollt. Der kleine Roboter französischer Bauart schaut den Gast dann mit niedlichen, großen Augen und einem fröhlichen Lächeln an, trällert „Happy Birthday“ und serviert ihm ein Gläschen Sekt - für die Hotelgäste natürlich ein echtes Erlebnis und richtig unterhaltsam.
Dass Plato aber noch viel mehr kann als nur zum Geburtstag gratulieren, durfte er während seines vierwöchigen Praktikums bei Michael Vierjahn, dem Geschäftsführer des Ringhotels, unter Beweis stellen. Teller abräumen ist für Plato kein Problem. Zumindest dann, wenn seine menschlichen Kollegen oder die Gäste ihr Geschirr auf die großzügigen Ablageflächen des elektronischen Mitarbeiters stellen. Damit sich der Roboter im Restaurant zurechtfindet, wurde er einmal durch das Restaurant „Rhein 636“ geschoben. Dabei hat er sich die Gegebenheiten „gemerkt“, zum Beispiel die Nummern der einzelnen Tische.
Von der Hilfskraft zum Gästeliebling
Wird Plato programmiert, Teller und Gläser aus der Küche an einen bestimmten Tisch zu bringen, flitzt er los und erledigt prompt seine Aufgabe. Steht ihm etwas (oder jemand) im Weg, fordert er lautstark freie Bahn. Natürlich mit einem Augenzwinkern und nicht wirklich harsch. Wer mit Platos Service zufrieden ist, darf sich revanchieren: Streicht man mit dem Finger über sein Gesicht - also den Bildschirm - ertönt ein digitales Kichern. Das kommt an, und Platos Kritiker sind deutlich in der Unterzahl. „Unsere Gäste haben Plato auf jeden Fall ins Herz geschlossen“, sagt Michael Vierjahn. Und mit seinen Kollegen aus Fleisch und Blut kam Plato auch gut aus. „Eine unserer Mitarbeiterinnen hat Plato praktisch adoptiert.“
Roboter macht keine Jobs streitig
Auch der Hotelchef ist zufrieden mit seinem ungewöhnlichen Praktikanten, der vieles kann, aber nicht alles. Und einen menschlichen Kollegen kann er schon gar nicht ersetzen. Arbeitsplätze macht er also niemandem streitig. Im Gegenteil: Der Fachkräftemangel, der auch die Hotellerie und Gastronomie fest im Griff hat, ist der Grund dafür, dass Plato in Oberwinter anheuern durfte, kurz nachdem er auf einer Konferenz von Geschäftsführern der Ringhotels in Deutschland vorgestellt worden war. Michael Vierjahn war zunächst skeptisch, gab Plato aber eine Chance. Das hat sich gelohnt, der künstliche Kollege ist zum Liebling des Hauses avanciert. Außerdem ist Plato zuverlässig, zumindest wenn der Akku aufgeladen ist. Deshalb hätte Michael Vierjahn nichts gegen eine zweite Testphase einzuwenden und überlegt sogar, sich einen eigenen Plato anzuschaffen. ROB