Bürgerinitiative in Sorge um die Zukunft des Mittelrheintals

Umbau zum Güterzug-Hochleistungsnetz statt Bau einer Güterzug-Neubautrasse

12.06.2024 - 14:23

VG Weißenthurm. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing stellte im Sommerinterview mit dem SWR im Juli 2023 zur Bahnlärmsituation im Mittelrheintal fest: „Also unser Ziel ist es, eine alternative Trassenführung zu finden. Diese Strecke ist dermaßen belastet, dass man hier nichts mehr zumuten kann.“

Im Februar 2024 erklärte Dr. Wissing, dass bis zum Jahr 2051 deutschlandweit ein Plus beim Güterverkehrsaufkommen von 46 Prozent und auf der Schiene ein Zuwachs von 33 Prozent erwartet wird und er fügte an: „Wir müssen uns ehrlich die Frage stellen, wie der Verkehr über die Infrastrukturen, die wir jetzt etwa im Mittelrheintal haben, abgewickelt werden soll. Ohne Investitionen in neue Strecken wird das schwer möglich sein.“

Es waren in der Vergangenheit solche Verlautbarungen des Bundesverkehrsministers, die im Hinblick auf den Erhalt des Mittelrheintals, als weltweit einzigartige Natur und Kulturlandschaft, hoffen ließen.

Statt der Investition in eine Güterzug-Neubautrasse für den Schienen-Güterverkehr der Zukunft und zur Entlastung des Mittelrheintals von Bingen bis Bonn, geschieht nun das genaue Gegenteil:

Das Mittelrheintal wird mit der „Generalsanierung“ 2026 rechtsrheinisch und 2028 linksrheinisch, sowie mit der damit einhergehenden „Digitalisierung“ der Bahntrassen und dem Umbau zum „Hochleistungskorridor“ für die Aufnahme von deutlich mehr Güterzügen fit gemacht. In Folge wird das Zugaufkommen im Mittelrheintal von derzeit ca. 400 Zügen täglich, zukünftig ganz erheblich zunehmen. Selbst eine Verdopplung des Güterzugaufkommens ist nicht mehr auszuschließen, mit dann weiteren fatalen Folgen für unsere Region!

Immer wieder ist von Vertretern von Bund und Bahn zu vernehmen, dass der Schienengüterverkehr im Mittelrheintal, wenn überhaupt, - nur unwesentlich zunehmen wird, weil die Bahntrassen bereits heute überlastet seien. Dies entspricht aufgrund der Auswertung, insbesondere der Jahresberichte des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) zu den Messstellen Andernach und Lahnstein, aber nicht der Realität!

Hier zwei Beispiele: Am 23.11.2023 wurden allein an der EBA-Messstelle Lahnstein schon 369 Züge gezählt, davon 249 Güterzüge. Bereits am 26.02.2021 waren es an der EBA-Messstelle Andernach, innerhalb von 24 Stunden, sogar 408 Züge, davon 247 Güterzüge!

Damit steht nachweisbar fest: Trotz gegenteiliger Behauptungen könnten selbst ohne „Generalsanierung“ bereits heute erheblich mehr Züge im Mittelrheintal verkehren.

Diese Feststellung findet ihre Bestätigung auch in einer Präsentation der DB InfraGO AG zur Generalsanierung „Rechter Rhein“ vom 03.04.2024. Dort wird unmissverständlich festgestellt und bestätigt: „Die Strecke könnte schon heute deutlich mehr Züge aufnehmen“.

Um eine deutliche Zunahme insbesondere des Schienengüterverkehrs zu gewährleisten, wird im Bereich der wichtigsten Güterzugtrasse Europas von den ZARA-Häfen Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam bis Italien, im nördlichen Anschlussbereich zum Mittelrheintal, von Emmerich bis Köln, ein zusätzliches Gleis gebaut und im südlichen Anschlussbereich von Frankfurt bis Basel werden sogar zwei zusätzliche Gleise eingebaut.

Auch mit diesen Baumaßnahmen werden Voraussetzungen geschaffen, um noch mehr Güterzüge durch das enge Mittelrheintal und die historischen Ortskerne und Wohngebiete pressen zu können.

Mit der Generalsanierung sollen auch neue und längere Überholgleise und zusätzliche Weichen eingebaut werden. Neben noch mehr Bahnemissionen wie Lärm, Erschütterungen und Feinstaubentwicklung, nimmt letztendlich auch die Gefährdung der Bahnanwohner - insbesondere durch noch mehr Güterzüge mit Gefahrgut - weiter zu! Ein Rechtsanspruch auf Lärmschutz soll den Bahnanwohnern im Mittelrheintal aber weiterhin verwehrt bleiben. Der Bestandsschutz der Bahn behält Vorrang vor dem Schutz der Menschen!

Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass zukünftig statt 400 Züge, 700 und mehr Züge täglich im Mittelrheintal verkehren! Zugdurchfahrten im „Minutentakt“ werden dann bittere Realität! Somit stehen dem Mittelrheintal und vielen der dort lebenden Menschen, mit Wissen und Wollen von Bund und Bahn und entgegen von Beschwichtigungen und Beteuerungen, sehr schwere Zeiten bevor.

Bei einer Zusammenkunft mit dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG Dr. Klaus Vornhusen von Willi Pusch und Rolf Papen am 04.04.2024 in Kamp-Bornhofen, übergab Papen eine Liste der Weißenthurmer Bürgerinitiative mit fünf, für die Zukunft des Mittelrheintals entscheidenden Forderungen an Bund und Bahn:

1.) Sofortige Gleichbehandlung des ganzen Unteren Mittelrheintals von Koblenz bis Bonn beim Schutz vor Bahnemissionen mit dem Oberen Mittelrheintal von Bingen bis Koblenz, so wie es bereits in Leutesdorf und Weißenthurm in hervorragender und beispielgebender Weise geschieht!

2.) Aufhebung des Bestandsschutzes im Mittelrheintal von Bingen bis Bonn, infolge des „Umbaus zum Hochleistungsnetz“ ab 2028!

3.) Deckelung der Zugzahlen nach dem Umbau des Mittelrheintals zum Hochleistungsnetz auf maximal 500 Zugdurchfahrten täglich bzw.in 24 Stunden!

4.) Sofortige Geschwindigkeitsbegrenzungen der Züge bei Ortsdurchfahrten, insbesondere für Güterzüge mit Gefahrgut!

5.) Zeitnahe Planung und Bau einer Güterzug-Neubautrasse zur Entlastung des Mittelrheintals von Bingen bis Bonn, insbesondere zur nachhaltigen Entlastung vom europäischen Güterzug-Transitverkehr!

Im Anschluss an diese Zusammenkunft stellte Papen unmissverständlich fest: „Sollten sich Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und in Folge die Deutsche Bahn AG gegenüber dieser berechtigten und zwingend erforderlichen Forderungen weiterhin verschließen und den europäischen Schienengüter-Transitverkehr des 21. Jahrhunderts auch zukünftig auf den über 160 Jahre alten Bahntrassen im engen und gefährlichen Mittelrheintal bewältigen wollen, werden wir unsere Region bald nicht mehr wiedererkennen.“

Papen weist nachdrücklich darauf hin, dass es nun auf kommunaler-, Landes- und Bundesebene gilt alles daran zu setzen, um das Schlimmste noch zu verhindern und längst überfällige Maßnahmen endlich auf den Weg zu bringen: Die Ertüchtigung von Entlastungstrassen über Gießen und Gerolstein, sowie den Bau einer Güterzug-Neubautrasse außerhalb des Mittelrheintals von Bingen bis Bonn. Daher strebt er mit seiner Bürgerinitiative nach wie vor ein konstruktives Gespräch mit Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing an, welches dieser bereits im Januar 2023 zugesagt hatte. Pressemitteilung

WIR gegen Bahnlärm

in der VG Weißenthurm e.V.

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