Pfleger und Ärzte der Palliativstation in Mayen geben alles für eine junge Familie
Wunder für Vater mit Krebsdiagnose: Familie nach Geburt wieder vereint
Mayen. „Ihr habt aus dem Vielleicht ein Jetzt gemacht, bevor es ein Nie wurde“, so schildert Familie Krethen ihre Erfahrungen der letzten Wochen und Monate auf der Palliativ-Station des St. Elisabeth Krankenhauses in Mayen. Nicolas Krethen, ein junger Meister für Kraftverkehr, stellt im Frühjahr 2022 eine wunde Stelle an seiner Zunge fest, die trotz vorübergehendem Verschwinden nicht richtig abheilt. Die Diagnose eines Plattenepithelkarzinoms am linken Zungenrand durch den örtlichen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen Anfang März trifft ihn völlig unerwartet. Im April wird der Tumor in einer langwierigen 16-stündigen Operation an der Uniklinik Bonn entfernt. Trotz einer anschließenden Radiochemotherapie entwickelt sich einige Monate später eine Metastase am Hals, was zu einer erneuten Operation und einer darauf folgenden Immuntherapie führt.
In dieser belastenden Zeit erhält der mittlerweile 30-jährige Nicolas die erfreuliche Nachricht, dass seine Frau Sara schwanger ist. Doch seine schlechte gesundheitliche Verfassung lässt Zweifel aufkommen, ob er die Geburt überhaupt noch miterleben wird. Aufgrund einer autoimmunen Hepatitis wird die Immuntherapie im April unterbrochen, was das Wachstum und letztendlich das Aufplatzen des verbliebenen Tumor-Rests im Mundboden zur Folge hat. Nicolas Krethen muss erneut stationär im Krankenhaus aufgenommen werden und sich einer neuen Chemotherapie unterziehen, die er leider nicht gut verträgt. Sein Zustand verschlechtert sich weiterhin, bis er schließlich auf die Palliativstation des St. Elisabeth Krankenhauses verlegt wird.
„Die Ärzte und das gesamte Team der Palliativstation haben Wunder vollbracht“, sagt Sara Krethen rückblickend.
„Die Betreuung war von Anfang an sehr freundlich, offen, warmherzig, freundschaftlich. Ich durfte als Begleitperson die ganze Zeit bei meinem Mann bleiben, so dass er die Schwangerschaft und schließlich sogar die Geburt miterleben konnte“, so die 34-jährige medizinische Fachangestellte weiter.
„Für dieses außerordentliche und zudem stationsübergreifende Engagement sind wir unglaublich dankbar.“
In Kooperation mit dem Hebammen-Team im Kreißsaal konnten die regelmäßigen Vorsorge-Untersuchungen während der Schwangerschaft ermöglicht werden. Zudem wurde auf der Palliativstation ein Familienzimmer mit Babybett und Wickeltisch eingerichtet.
„Uns hat sehr geholfen, dass in kritischen Momenten immer jemand für uns da war – mit dem wir uns dann auch in schönen Situationen zusammen freuen konnten“, sagt Nicolas Krethen.
„Auch wenn es schwierig wurde, hat das Team immer eine Lösung gefunden. Das Ziel, bei der Geburt meines Sohnes dabei zu sein, hat mir sehr viel Kraft und Hoffnung gegeben.“
Am 8. August war es dann schließlich so weit: Levin Krethen erblickte das Licht der Welt im Mayener Krankenhaus.
„Auch für uns war es etwas ganz Besonderes, eine junge Familie bis zur Geburt und in der ersten Zeit danach so intensiv zu begleiten“, sagt Nina Sieberath, Leiterin der Palliativstation im St. Elisabeth Mayen.
Im Allgemeinen liegt der Altersdurchschnitt der Patienten auf unserer Station naturgemäß deutlich höher. Unser Ziel als Team ist es jedoch immer, die bestmögliche Lebensqualität für die uns anvertrauten Menschen zu erreichen. Wir möchten ihnen ermöglichen, die verbleibende Zeit so selbstbestimmt wie möglich zu verbringen, sei es zuhause in ihrer Familie oder in einem Hospiz.
Dass das möglich ist, zeigt das Beispiel von Nicolas Krethen: „Wir kamen mit dem Wissen, dass uns vielleicht nur noch wenige Tage bleiben, haben es gemeinsam geschafft, fünf Wochen später die Geburt zu erleben und gehen nun sogar als Familie zusammen nach Hause“, sagt er Ende August beim Abschied.
„Wir wissen nicht, wo die Reise bei uns hingeht, ob und wann sie enden wird“, ergänzt Sara Krethen. „Aber eines ist sicher: Wir würden immer wieder hierher zurückkommen. Wir haben selten solche lieben und offenen Menschen kennengelernt und uns so gut aufgehoben gefühlt.“
Die Ankunft der drei wird schon sehnsüchtig erwartet. Dean Logan, der erst 8 Jahre alt ist, freut sich besonders auf seinen kleinen Bruder und darauf, dass die ganze Familie endlich wieder vereint ist.
BA