Koblenzer Stadtarchiv muss dringend aus dem maroden denkmalgeschützten Bauwerk
Die Alte Burg ist „außen hui und innen pfui“
Stadtrat beschloss Umzug ins Forum Confluentes verbunden mit Schließung des Romanticums
Koblenz. Die Alte Burg an der Balduinbrücke ist das Wahrzeichen der Koblenzer Moselansicht. Jedoch hat dieser denkmalgeschützte Prachtbau aus dem 14. Jahrhundert im wahrsten Sinne des Wortes Risse. Durch die dringt Feuchtigkeit und Schimmel in die Räume, wo ab den 1960er Jahren bis zum Umzug ins Forum Confluentes im Jahre 2013 die Stadtbibliothek untergebracht war. Noch immer ist seit 1981 in der renovierungsbedürftigen Alten Burg das Koblenzer Stadtarchiv beheimatet. Dass dies dort raus muss, darüber war sich der Koblenzer Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung in der Rhein-Mosel-Halle einig. Nicht aber wo das Stadtarchiv landen soll.
In der Ratsvorlage wurde ausführlich die derzeitige beklagenswerte Stadtarchiv-Unterbringung dargelegt: „Arbeitsschutzrechtliche Probleme durch massiven Feuchtigkeits- und Schimmelbefall in den Burgtürmen, die räumlich von Magazinbereich, Lesesaal und Arbeitsplätzen nur durch einfache Holztüren getrennt sind. Lichteinfall im Magazinbereich, mangelnder Schutz vor Staub, Schmutz und Schädlingen, marodes Rohr- und Wasserleitungssystem, Gefahr von Wasserschäden, undichtes Dach, Schäden am Dachstuhl sowie erhöhte Brandgefahr. Da dies alles nicht erst seit gestern bekannt ist, wurde 2019 die Arbeitsgruppe „Standortsuche Stadtarchiv“ gegründet, die nach Prüfungen jetzt zwei Möglichkeiten der Unterbringung präsentierte: Schängelcenter und Forum Confluentes. Im Schängelcenter müssten die Räume im ersten und zweiten Obergeschoss für 9000 Euro pro Monat plus Nebenkosten gemietet werden. Dafür würde aber die Immobilien Rhein-Mosel GmbH (Sparkasse Koblenz) die 2,5 Millionen Euro für die Umbauarbeiten übernehmen.
Da im Schängelcenter aus Gewichtsgründen lediglich 935 laufende Meter Standregale, benötigt werden mehr als 1,5 Kilometer, aufgestellt werden können, müsste ein Drittel des Archivs beispielsweise im Depot des Museums Ludwig untergebracht werden. Im Untergeschoss des Forum Confluentes, wo sich jetzt das Romanticum befindet, könnten sogar 2,6 Kilometer Standregale aufgebaut werden. Jedoch würde der Umbau die Stadt fast 1,2 Millionen Euro kosten.
Dazu steht in der Stadtratsvorlage: „Eine solche Lösung im eigenen Eigentum stellt die deutlich wirtschaftlichere Variante im Vergleich zu der Anmietung von Archiv- und Büroflächen im Schängelcenter dar. Zudem können durch eine Unterbringung des Stadtarchivs im Forum Confluentes die Bedeutung des Kulturbaus im Herzen der Stadt weiter gestärkt und synergetische Effekte zwischen den städtischen Kultureinrichtungen am Standort erzielt werden.“ Dies bezweifelten einige Ratsmitglieder und führten aus, dass es durch das Stadtarchiv keineswegs mehr Besucher im Forum geben würde. Außerdem dürfe der 100 Millionen Euro teure Kulturbau nicht so einfach verändert werden.
Eine Zweckentfremdung des Forum Confluentes sei ok für eine gewisse Zeit, meinen die Kritiker des Verwaltungsvorschlags und weiter: „Wir dürfen uns nicht mit einem Handstreich vom Romanticum verabschieden. Die Exponate könnten wir im Ehrenbreitsteiner Rheinmuseum unterbringen.“ Apropos Romanticum, das ist zehn Jahre alt und so heiß es in der Ratsvorlage: „Ein Weiterbetrieb verlangt von Seiten der Stadt eine Instandsetzung bestimmter Einrichtungsgegenstände mit Investitionen im niedrigen sechsstelligen Bereich.“ Außerdem sind im städtischen Finanzhaushalt 2023 für das Romanticum ein Zuschuss von fast 390 000 Euro vorgesehen.
Nach langer Diskussion über das Für und Wider der beiden Unterbringungsmöglichkeiten und einem Änderungsantrag, er wurde abgelehnt, stimmte die Mehrheit des Gremiums für einen Stadtarchivumzug ins Forum Confluentes, sechs Ratsmitglieder waren dagegen und vier enthielten sich. Wer die interaktive Ausstellung Romanticum mit vielen Infos übers Mittelrheintal erleben möchte, muss sich beeilen, denn schon bald wird dieses Spezialmuseum geschlossen. HEP