Eine Initiative setzt sich für den Umbau der katholischen Kirche St. Maria Magdalena ein – In der Gemeinde stoßen diese Pläne nicht nur auf Zustimmung
Kirchenrückbau in Rheinbreitbach: Von Sorgen und Drohungen
Rheinbreitbach. Viele Rheinbreitbacher dürften kürzlich einen Infoflyer zu einem möglichen Rückbau der katholischen Kirche St. Maria Magdalena in ihrem Briefkasten vorgefunden haben. Initiator dieser Idee ist Thomas Napp, der seit über einem halben Jahr leidenschaftlich für den Umbau des Kirchengebäudes streitet.
Im März startete der Rheinbreitbacher Heimatforscher eine Petition, in der er den Rückbau des Kirchenanbaus aus den 1960er Jahren forderte. Napp begründete seine Pläne mit der rückläufigen Anzahl von Kirchenmitgliedern in Deutschland. Dies raube langsam, aber sicher den Erzbistümern und vor allem den kleinen Kirchengemeinden ihre finanzielle Grundlage, um Kirchen zu erhalten, erläuterte Napp. „Meine Sorge als gläubiger Christ ist, dass meine Heimatkirche irgendwann auch Opfer der Entsegnung und weiterer Zusammenlegungen innerhalb des Erzbistums Köln sein wird“, so Napp weiter.
Unterstützung aus Berlin und Potsdam
Zuspruch erhielt der Rheinbreitbacher im September von dem in Berlin ansässigen Verein Stadtbild Deutschland. Dieser stellte dabei eine Skizze von Pakertharan Jeyabalan, Architekt aus Potsdam und Mitglied im Stadtbild Deutschland, vor.
Nach dessen Plänen für den Rückbau des Kirchengebäudes würde an die Stelle des Kirchenanbaus ein Wohn- oder Verwaltungsgebäude treten. Der Kirchplatz könnte wie noch vor 100 Jahren als grüner Park gestaltet werden, und auch eine Öffnung des unterirdisch verrohrten Breitbachs, „der dann phasenweise wieder offen durch Rheinbreitbach fließt und ein natürlicher kühlender Quell des Lebens im Innerort wäre“, wurde in den Raum geworfen. So könne der Kirchplatz „ein neuer Mittelpunkt werden, an dem Menschen gerne verweilen“, skizzierte Stadtbild Deutschland.
Gegenwind aus Rheinbreitbach
Diese Pläne treffen in Rheinbreitbach jedoch nicht nur auf Gegenliebe. In einem Leserbrief an BLICK aktuell bezeichnet der Rheinbreitbacher Bürger Dr. Heinz Schmitz die Idee eines Kirchenrückbaus als „absurd“. Der historische Altbau wie der Anbau würden für die Gottesdienste beide weiterhin benötigt, insbesondere bei besonderen Anlässen wie der Erstkommunion oder dem Gottesdienst zur Einschulung. „Der Initiator des Vorschlags (...) wie auch der Verein Stadtbild Deutschland in Berlin setzen sich rücksichtslos über die Bedürfnisse und Gefühle der Gläubigen sowie die Bedeutung der Kirche für die Gemeinde hinweg“, befindet Schmitz und berichtet von „Sorgen bei Rheinbreitbacher Christen“ sowie „Kopfschütteln und Unmut im Ort“.
Bereits kurze Zeit nach dem Start der Petition hatte es heftigen Gegenwind gegeben. Napp berichtete seinerzeit von Drohungen gegen den türkischstämmigen Inhaber des Lebensmittelladens in der Rheinbreitbacher Hauptstraße, der in seinem Geschäft die Unterschriftenliste für den Kirchenrückbau ausgelegt hatte. „Vereinzelt drohten Kunden, dort nicht mehr einkaufen gehen zu wollen und Stimmung gegen den Laden zu machen, wenn die Liste nicht umgehend entfernt würde“, schilderte Napp und bemängelte die Diskussionskultur in seinem Heimatort. Er habe geglaubt, „dass der Grad an Diskussivität sowie die Menschlichkeit in Rheinbreitbach, gerade unter den Christen, ausgeprägter seien“. Dies sei jedoch nicht der Fall. Das Ergebnis: Die Petition wurde beim Stand von sieben Unterschriften zurückgezogen.
Kirchenvorstand winkt ab – Napp macht weiter
Der Kirchenvorstand St. Maria Magdalena Rheinbreitbach erteilt jeglichen Umbauplänen eine Absage. „Nach Auskunft des leitenden Pfarrers Ottersbach streben weder Kirchenvorstand noch Pfarrgemeinderat eine Veränderung des Kirchengebäudes an“, teilt Petra Bauer, Geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstands St. Maria Magdalena, auf Anfrage mit.
Aufgeben möchte Thomas Napp seine Initiative aber noch nicht. Neben der Flyeraktion hat er nun auch eine Umfrage gestartet, in der man bis zum 15. Dezember seine Meinung zum Kirchenumbau kundtun kann. Die Umfrage sowie weiterführende Informationen sind zu finden auf der Petitionsseite: www.openpetition.de/petition/online/rueckbau-der-katholischen-kirche-st-maria-magdalena-in-rheinbreitbach.
SN