Windkraftanlagen im Bölinger Wald
„Pferd wurde von hinten aufgezäumt“
Grafschaft. Im Bauausschuss der Gemeinde Grafschaft wurden Planungen für sieben Windkraftanlagen im Bölinger Wald vorgestellt. Es sollen modernste, hocheffektive Anlagen sein, deren Höhe den Kölner Dom überragen.
Klar ist, dass wir Energie brauchen - klimaneutral erzeugte Energie. Sieben Windkraftanlagen dieser Bauart können alle Haushalte des Kreises Ahrweiler mit Strom versorgen. Alles prima, doch einige Anmerkungen sind dennoch angebracht.
Bisher waren die Anforderungen an Windkraftanlagen zu eng und zu bürokratisch und jetzt lässt man alles laufen. Privilegierung heißt der Begriff, womit Windkraftanlagen derzeit bei Einhaltung gewisser Abstandsregeln überall errichtet werden dürfen.
Wie so oft im Leben geht es um Abwägungen zwischen Vor- und Nachteilen und den Umgang mit Zielkonflikten. Ziel sollte es sein, Standorte festzulegen, wo effektiv Strom erzeugt werden kann und zugleich Eingriffe in Natur und Belastungen von Menschen minimiert werden, wobei es ohne jegliche Nachteile nicht gehen wird. Mit der Privilegierung wurden kommunale Steuerungsmöglichkeiten ausgehebelt. Erforderlich sind staatlicherseits rasche Festlegungen von Windkraftvorranggebieten, um die oben angeführten Ziele zu erreichen.
Aktuell hilft nur das Gespräch mit dem Investor und dass die Gemeinde Besitzer von Teilen des Bölinger Waldes ist. Bei den vorgestellten Standorten im Bölinger Wald blieb vieles unbedacht.
Vor allem blieb unbedacht, dass die Anlagen und ihre riesigen Rotorblätter mit Schwertransportern an ihre Standorte gebracht werden müssen. Da müssen Wege geschaffen werden und breite Schneisen geschlagen werden zu den sieben angedachten Standorten. Weniger die Standorte der Windkraftanlagen würden den Bölinger Wald beschädigen, sondern die Schneisen im Wald zu den Windkraftanlagen.
Bei der Auswahl der Standorte im Bölinger Wald wurde das Pferd von hinten aufgezäumt. Die Fragestellungen sollten zuerst lauten: Wo können die Rotoren überhaupt antransportiert werden, ohne dass zum Beispiel Brücken zusammenkrachen? An welchen Standorten sind die Verluste an Wald durch Standort und Schneisen am geringsten? Sind Standorte am Waldrand möglich? Wie erfolgt die Anbindung an Stromtrassen? Usw..
Ich sage Ja zu Windkraftanlagen. Ich sage Ja zum Abbau von Hemmnissen für Windkraftanlagen, doch ein paar Planungsvorgaben sollten schon möglich sein.
Pressemitteilung
Dr. Dieter Bornschlegl,