Rainer Jakobs wird per Losentscheid stellvertretender Ortsvorsteher von Bad Neuenahr
Wenn die Wahlurne zur Lostrommel wird
Bad Neuenahr. Die konstituierende Sitzung des Ortsbeirates von Bad Neuenahr hat Seltenheitswert. Denn, dass ein stellvertretender Ortsvorsteher per Losentscheid ermittelt wird, kommt nicht alle Tage vor. Ist aber laut Gemeindeordnung Rheinland-Pfalz so vorgesehen, wenn auch der Dritte Wahlgang kein klares Ergebnis bringt. Und genau das ist in Bad Neuenahr geschehen. Denn als es nach der Ernennung von Ortsvorsteher Richard Lindner durch Bürgermeister Guido Orthen um die Position seines Vizes ging, brachte der gerade eben erst per Handschlag verpflichtete Ortsbeirat zwei Kandidaten aufs Tapet. David Bongart ging für die CDU ins Rennen, Rainer Jakobs für die Freien Wähler.
Beide Fraktionen haben je drei Stimmen in dem Gremium, SPD und Grüne jeweils zwei. Sechs Stimmen wären folglich für einen neuen stellvertretenden Ortsvorsteher nötig gewesen. Doch dazu kam es nicht. In drei geheimen Wahlgängen gab es mit fünf zu fünf Stimmen ein Patt, denn niemand wollte von seiner ursprünglichen Meinung abweichen. Die Folge laut Gemeindeordnung: Losentscheid.
Zwei verschlossene Umschläge mit den Namen der Kandidaten gab Verwaltungsmitarbeiter Thomas Schoofs in die Urne, die somit zur Lostrommel wurde und Ortsvorsteher Richard Lindner, der nicht stimmberechtigt war, zur „Glücksfee“ mutieren ließ. Das Ergebnis: Rainer Jakobs. Jakobs war bei der Kommunalwahl auch als Ortsvorsteher Kandidat angetreten, hatte sich in der Stichwahl, nachdem im ersten Wahlgang die Kandidaten Hans Witsch (SPD) und Dr. Axel Ritter ausgeschieden waren, mit 31,3 Prozent jedoch nicht gegen Lindner (68,7 Prozent) durchsetzen können. Jetzt ist er Vize und wurde nach der Ernennung von Bürgermeister Guido Orthen als Ehrenbeamter der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler vereidigt. Die Spitze des Heilbades ist somit für die nächsten fünf Jahre komplett.
Orthen hatte zu Beginn der Sitzung vor allem den „Neuen“ klargemacht: „Sie sind in den Augen vieler verantwortlich für das, was schiefläuft. Damit muss man als politisch verantwortlicher leben.“ Es gelte zwischen Einzelinteressen und kollektiven Interessen zu unterscheiden, zu schauen, wo es um das Allgemeinwohl gehe und „um was man sich wirklich kümmern muss“. Orthen forderte Offenheit ein und Vertrauen ein. Die Bereitschaft Kompromisse zu finden zeichne die Demokratie aus. Und so gelte es Entscheidungen zu finden, „mit denen sich die meisten identifizieren können“. Denn bei allen Ideen müsse man als Politiker vor einer Entscheidung die Frage beantworten: „Was wäre, wenn das alle wollen?“
Ein Statement für die nächsten fünf Jahre gab indes Ortsvorsteher Lindner ab: „Ich freue mich sehr, gemeinsam mit allen zehn Ortsbeiratsmitgliedern unsere Heimatstadt spürbar lebendiger und für alle Altersklassen attraktiver zu gestalten. Des Weiteren dem Klimawandel entgegenzutreten und die Innenstadt mit ihren Plätzen und Parkanlagen zu Wohlfühloasen werden zu lassen. Den Kindern und Jugendlichen neue, moderne und innovative Sport- und Spielmöglichkeiten schaffen. Die Vereine unserer Stadt weiterhin tatkräftig zu begleiten und unterstützen. Wir werden ebenfalls mit den Seniorennetzwerken unserer Heimat enger zusammenarbeiten. Es gibt viel zu tun, packen wir es an, ich freue mich auf die Arbeit mit dem neugewählten Ortsbeirat von Bad Neuenahr.“
Der neue Ortsbeirat sieht wie folgt aus. CDU: David Bongart, Frank Bender, Dr. Ulrich Kraft. FWG: Rainer Jakobs, Petra Jochemich, Martin Lehnert. SPD: Hans Witsch Kim Meyer. Grüne: Wolfgang Schlagwein, Ute Reuland. GS