Vortrag im Bassenheimer Martinusmuseum
Wegbereiter des abendländischen Mönchtums
Bassenheim. St. Martin, Wegbereiter des abendländischen Mönchtums und hl. Bischof von Tours, hat von seiner Zeit im 4. Jahrhundert bis zur Gegenwart die Elite der Künstler inspiriert, eine unfassbare Fülle von Kunstwerken in Malereien und in Stein zu schaffen. Einen mit großer Sachkenntnis gewählten Querschnitt der bedeutendsten künstlerischen Darstellungen Martins konnte ein interessiertes Publikum bei einem mit vielen Lichtbildern unterstützten Vortrag im Bassenheimer Martinusmuseum erleben. Dem Förderverein des Museums war es gelungen, einen der besten Martinus-Kenner für einen eindrucksvollen Abend zu gewinnen. Das Vorstandsmitglied des Fördervereins, Barbara Koops, stellte den Referenten Prof. Wolfgang Urban vor. Danach war Urban von 1991 bis zu seiner Pensionierung 2013 Diözesankonservator des Bistums Rottenburg-Stuttgart und von 1992 gleichzeitig Kustus des Diözesanmuseums in Rottenburg. Zugleich hat er sich einen Namen als Buchautor gemacht.
Prof. Urban führte das aufmerksame Auditorium an die Anfänge der Verehrung Martins und zeigte auf, dass die Vielzahl der Martinuspatrozinien im ganzen Abendland zu einer Euphorie bei der Schaffung von Kunstwerken geführt hat. Dabei war die Mantelteilung Martins am Stadtrand von Amiens zwar ein immer wiederkehrendes Motiv,
aber in der Malerei, auch in Kirchenfenstern, begegnen wir Martin immer wieder als Mönch, als Bischof oder als Heiliger am Throne Christi. Auch über seinen Tod hinaus sind Künstler zu bedeutenden Kunstwerken motiviert worden. Unverkennbar hat Prof. Urban der Zug der Märtyrer in Ravenna mit Martin als einem der vier Heiligen besonders beeindruckt.
Die Fülle der gezeigten Gemälde führte in Kirchen ganz Europas. Der Referent verstand es mit Werken der Malerei hinzuführen zu dem seiner Meinung nach bedeutendsten plastischen Kunstwerk des Abendlandes, dem „Bassenheimer Reiter“. Obwohl das Sandsteinrelief mit der Mantelteilung des Martin und dem Bettler, wie wir es in der Pfarrkirche St. Martin kennen, erst seit 1935 als „Bassenheimer Reiter“ bekannt geworden ist, hat der Referent die interessante Feststellung getroffen, dass in der Zeit der staufischen Kaiser, in der das Bassenheimer Martinusrelief geschaffen worden ist, das Rittertum hohes Ansehen genossen hat. Die Namensgebung „Bassenheimer Reiter“ ist also über 1935 hinaus, als in Deutschland das Rittertum ideologisch verherrlicht wurde, auch historisch begründbar.
Als Resümee kann festgestellt werden, dass der Referent die facettenreiche virtuose Reise durch die Malerei des Abendlandes bis zur Gegenwart anschaulich gemacht und pointiert festgestellt hat, dass Martin der bedeutendste Heilige des christlichen Abendlandes war und ist. Urban ist es brillant gelungen, das Zeitalter des Martinus bis in unsere Zeit lebendig werden zu lassen. Der Lebensweg des Heiligen vom Geburtsort im heutigen Ungarn bis zum Stadttor von Amiens und anschließend weiter in der Kunst bis zum Lettner im Mainzer Dom und damit bis zum Relief in der Bassenheimer Pfarrkirche war ein Erlebnis, das nach begeistertem Lob durch den Fördervereins-Vorsitzenden Josef Seul von den Zuhörern mit stürmischem Beifall belohnt wurde.
Theobald Groß