Vier Tage lang wurde in Kottenheim das traditionelle Kröbbelchesfest gefeiert
Eine gelungene Mischung aus Originalität und Volkstümlichkeit
Kottenheim. Vor exakt 72 Jahren wurde mit dem Kottenheimer Kröbbelchesfest eine Veranstaltung aus der Taufe gehoben, mit dem sich bis heute die gesamte Bevölkerung der 2900-Seelen-Gemeinde identifiziert. Am 8. Juli 1952 ging es verständlicherweise noch eher bescheiden zu, heutzutage strömen in den vier Tagen Tausende von Gästen in den Ort in der Verbandsgemeinde Vordereifel. Es ist eine gelungene Mischung aus Originalität und Volkstümlichkeit.
Schon seine Entstehung sucht Parallelen. 1952 fehlten zur Restfinanzierung der neuen Glocken für die Pfarrkirche St. Nikolaus noch rund 5000 Mark. Der damalige Pfarrer Johannes Jung trat an den kurz zuvor gegründeten Kulturring, ein Zusammenschluss der Vorsitzenden der Kottenheimer Vereine, mit der Bitte heran, ihm bei der Beschaffung des noch fehlenden Geldes mit dem Aufziehen eines gemeinsamen Volksfestes behilflich zu sein. Ein einmaliges Glockenfest sollte es nicht werden. Vielmehr dachten die Vereinsvorsitzenden an ein wiederkehrendes Fest. Außerdem sollte es sich von den anderen Festen im Dorf unterscheiden.
1952 gab es nur zwei Backstände. Sechs Elektroherde standen zur Verfügung, ein großer Wirtschaftsherd wurde mit Propangas betrieben. Wurf-, Schieß- und Verlosungsbuden und ein Weinbrunnen wurden von interessierten Vereinen errichtet. Abgerundet wurde das Ganze durch eine Schaubude der Karnevalsgesellschaft. Nicht nur auf dem Festplatz, sondern auch in sämtlichen Gastwirtschaften herrschte munteres Treiben. Das Fest hatte mittags mit einem Umzug der mitwirkenden Vereine begonnen. Immerhin sechs Zentner Kartoffeln wurden von Kottenheimer Hausfrauen in Handarbeit geschält, gerieben, zubereitet und zu Kröbbelchen gebacken. Rundum zufrieden und überrascht von einem Reinerlös, der Pfarrer Jung aller Finanzsorgen enthob, hatte Kottenheim ein Heimatfest in einer Art und Weise ausgerichtet, das auch Besucher aus den benachbarten Orten beeindruckt hatte.
Aus sechs Zentnern Kartoffeln anno dazumal wurden sage und schreibe 112 im Jahr 2024. Hinzu kamen 2520 Eier, 600 Liter Sonnenblumen-Öl, 200 Schwarzbrote und mehrere Kilogramm Zwiebeln. Nach den guten Erfahrungen der vergangenen Jahre hatten sich die Verantwortlichen erneut für die Kartoffelsorte Musica entschieden. Geschält wurde am Freitag und am Samstag erstmals auf der Pfarrwiese neben dem Jugendheim. Viele Jahre lang wurden zwei Klassenräume als Küche benutzt. Das war diesmal nicht möglich, da Umbauarbeiten den bisher genutzten Klassenraum veränderten und die Schulleitung Bedenken wegen der Sicherheit hatte. Kurzerhand wurde die Küche im Jugendheim aufgebaut.
Die bisher vom Geschäftsführer der „Kröbbelchesfest GbR“, Michael Groß, koordinierten Arbeiten wurden in verschiedene Bereiche eingeteilt. Die GbR, der der Junggesellenverein, die Karnevalsgesellschaft, die Sankt-Hubertus-Schützenbruderschaft, der Turn- und Sportverein Fortuna und der Verschönerungs- und Verkehrsverein angehören, wurde in diesem Jahr zum letzten Mal von Groß geführt. Die „Bereichsleiter“ Abrechnung/Kasse (Thomas Konrad und Peter Otto), Kröbbelchesbude (Tina Weber, Marc Bell-Schäfgen, Lisa Rudolf), Küche/Schälfrauenbetreuung (Alexander Drefs, Guido Weber, Guido Walter), Getränkestände und Versorgung (Jonas Mennemeier und Achim Hoffmann), Cocktailbar (Matthias Krechel), Handwerkermarkt (Jörg Montebaur), Traktorenschau (Franz-Aloys Goretzki) und Personalplanung (alle Vorsitzenden der beteiligten Vereine in Absprache mit Tina Weber) machten einen großartigen Job.
„Es ist sicherlich eine enorme Belastung, das alles auf die Beine zu stellen. Die Mitglieder des Orga-Teams haben viele Stunden ihrer Freizeit geopfert, jedes Rädchen greift ins andere“, lobte die neue Ortsbürgermeisterin Corinna Behrendt, die drei Tage vor dem Kröbbelchesfest während der konstituierenden Sitzung ernannt, vereidigt und in ihr Amt eingeführt worden war. Am Freitag stattete sie den Schäl- und Backfrauen einen ersten Besuch ab, am Samstag gab sie praktisch als erste Amtshandlung den Startschuss für die offizielle Eröffnung des Handwerker- und Gewerbemarkts sowie des Traktoren-Treffens. Am Abend stand sie selbst in der Backbude ihren Mann. „Wir haben 27 Stände hier, ein Marktbesuch lohnt sich auf jeden Fall“, meinte Behrendt. Da das Kröbbelchesfest ja alle zwei Jahre auf dem Programm steht, weiß sie jetzt schon, was sie 2026 erwartet.