Nick Falkner vom Spenden-Verteilzentrum zeigte sich entsetzt, während „Azubi“ Willi Hartmann in der Kreistagssitzung nicht zu Wort kam

Helferzentrum im Kreis Ahrweiler schließt: Reaktionen von Helfern

Helferzentrum im Kreis Ahrweiler schließt: Reaktionen von Helfern

Das Containerdorf „Wilhelmshafen“ befand lange Zeit in Walporzheim. Foto: ROB

01.06.2022 - 08:46

Kreis Ahrweiler. „Ich bin total entsetzt“, kann es Nick Falkner, Gründer und ehrenamtlicher Leiter des Spenden-Verteilzentrums Ahrtal (SVA), kaum fassen, dass der Kreistag im nicht-öffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat, den seit 15. Juli 2021 bestehenden Helferstandort in Gelsdorf (Gemeinde Grafschaft) zum 31. Juli 2022 zu schließen. Als Begründung führt der Kreis in einer nach der Sitzung veröffentlichten Stellungnahme an, das SVA habe bereits zu Beginn der Flutbewältigung einen wichtigen Beitrag zur Koordination der Sachspenden geleistet, doch die die fortlaufend generierten Spendenmittel müssten in einem adäquaten Verhältnis zu den laufenden Kosten des Betriebs stehen. „Da dies mit wachsendem zeitlichem Abstand zur Hochwasserkatastrophe aber nicht mehr gewährleistet ist, hat der Kreistag entschieden, die Spendenannahme zum 31. Mai 2022 zu beenden. Eine Verteilung der Spenden ist noch bis Ende Juli geplant.“


Kein Erfolg bei der Einwohnerfragestunde


Falkner hatte noch bei der Einwohnerfragestunde im öffentlichen Teil der Kreistagssitzung versucht, die drohende Schließung des SVA zu verhindern. „Anders als andere Hilfsorganisation haben wir keine Dienstleistungsbezüge bekommen, wir verdienen nichts daran und haben zwei schlecht bezahlte Vollzeitstellen, um einfach den Tagesbetrieb aufrechtzuerhalten“, stellte er klar. Eine E-Mail an die Landrätin mit der Einladung, sich die Spendenorganisation einmal vor Ort anzuschauen, habe sie bis heute nicht beantwortet. „Wir übernehmen seit dem 15. Juli eine Aufgabe, die ich eigentlich in der Verantwortung der öffentlichen Hand sehen: die Koordination von Sachspenden. Es wäre ganz böse ausgegangen, wenn wir und andere das nicht am Anfang gemacht hätten“, erklärte Falkner und fragte, warum seit Beginn ihrer Amtszeit niemand von der Verwaltung vor Ort gewesen sei. „Wieso wird heute final über den Fortbestand dieser Einrichtung entschieden, eine reine Freiwilligeneinrichtung, ohne das vorher auch nur einmal öffentlich zu diskutieren und ohne auch nur einmal vorher mit uns darüber zu sprechen.“ Er hätte sich gewünscht, dass er zu einer Kreistagssitzung eingeladen worden wäre, um über die Arbeit des SVA zu informieren. An die Landrätin gewann fragte er: „Sind sie selbst der Meinung, dass unsere Hilfe nicht mehr benötigt wird?


Dank für Engagement


Weigand dankte zwar für sein großes Engagement, musste aber aus formalen Gründen sofort klarstellen, dass laut Gemeindeordnung zu Themen, die auf der Tagesordnung des Kreistags stehen, keine Einwohnerfragen zugelassen seien. Deshalb sei er mindestens eine Kreistagssitzung zu spät mit seiner Frage. „Azubi“ Wilhelm Hartmann aus Fulda, der nach eigenen Angaben für das „Baustoffzelt Kaiser“ verantwortlich zeichnet, das ebenfalls geschlossen werden soll, kam erst gar nicht mit seiner Frage zum Zuge, da er kein Einwohner des Kreises Ahrweiler sei, wie die Landrätin feststellte. „Das ist korrekt“, gab Hartmann zu und verließ unverrichteter Dinge das Rednerpult. Auf die Frage, ob das Ahrtal überhaupt noch Spenden brauche, antwortete Weigand: „Es ist eine sehr gemischte Gemengelage. In dieser Zeit werden wir noch lange Bedarf an verschiedensten Spenden haben. Welche das genau sind und zu welchen Betriebskosten, ist ein ganz anderes Thema.“


Übergangsfinanzierung bis November erforderlich


Im Anschluss an die Sitzung bezweifelte Falkner, dass die Pläne zur Fortführung des Hilfsangebots nach dieser Entscheidung des Kreistags noch umgesetzt werden könnten. Das Team aus 130 Ehrenamtlichen, dass seit bald elf Monaten mit den Betroffenen im Tal arbeite, wolle seine Arbeit bedarfsgerecht angepasst vorführen und benötige zum Abschluss und zum Übergang in die Eigenfinanzierung eine Übergangsfinanzierung ihrer Infrastruktur bis November 2022. „Ab Dezember 22 wollen wir eine neue Struktur eingenommen haben, die wir durch die Gründung einer juristischen Person selbst finanzieren“, erläuterte Falkner.

Da alles auf ehrenamtlicher Basis geschehe, könne eine kürzere Frist rein personell und logistisch nicht eingehalten werden. „Es würde einem Landkreis nicht gerecht, für den eine gut strukturierte und völlig ohne Entlohnung arbeitende große Zahl an Ehrenamtlichen eine entscheidende Aufgabe in der Bewältigung der Flutkatastrophe und der aktuellen Hilfe beim Wiederaufbau übernommen hat.“


Appell an den Kreistag


Falkner appelliert an den Kreistag, die Entscheidung noch einmal zu überdenken und die Fortführung der Halle bis einschließlich November 2022 durch den Kreis zu erlauben. Bis dahin könne die organisatorische Umstrukturierung und damit verbundene Reduzierung des Platzbedarfs fortgeführt werden. Außerdem wolle man Vertragsverhandlungen mit Hallenbauern und Grundstücksbesitzer aufnehmen. Entweder könne dann die bestehende Halle mit neuen Verträgen übernommen oder eine kleinere Halle ab Dezember genutzt werden. Das Ganze soll durch Mitgliedsbeiträge, Geldspenden, Benefizaktionen und Ähnliches finanziert werden.

JOST

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01.06.2022 09:29 Uhr
Dodo

Echt traurig, vor allem weil noch extrem viel Unterstützung benötigt wird. Kein Wunder wenn die Menschen abwandern, weil sie von der obersten Stelle extrem enttäuscht sind !



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